Symbolbild ICE | Foto: Pixabay.com/holzijue

Wer heute durch Deutschland im Fernzug reist, kann auf ein deutlich verbessertes Mobilfunknetz zählen. Die Deutsche Telekom und die Deutsche Bahn haben mitgeteilt, dass mittlerweile 99 Prozent der Hauptstrecken, auf denen ICE-Fernzüge und wichtige IC-Züge verkehren, mit einer Datenrate von mindestens 200 Megabit pro Sekunde versorgt werden. Dies stellt eine erhebliche Steigerung im Vergleich zu 2021 dar, als die Abdeckung noch 12 Prozentpunkte niedriger lag.

Kooperation zwischen Telekom und Deutscher Bahn verbessert Netzabdeckung entlang der Bahnstrecken

Damals startete eine intensive Kooperation zwischen der Telekom und der Deutschen Bahn, bei der die Bahn Grundstücke für den Bau von Mobilfunkmasten und Glasfaseranschlüsse bereitstellte, um den Netzausbau entlang der Bahnstrecken zu unterstützen. Inzwischen sind sogar 95 Prozent der Hauptstrecken im Telekom-Netz mit mindestens 300 Megabit pro Sekunde abgedeckt, was die Reisequalität für Fahrgäste weiter verbessert. Diese Kooperation soll das Reisen mit einer stabileren Verbindung und weniger Funklöchern angenehmer machen und so dem gestiegenen Bedürfnis nach Konnektivität während der Fahrt entsprechen.

Konkurrenzkampf der Netzbetreiber: Vodafone und O2 ziehen nach

Auch die Mitbewerber Vodafone und Telefónica Deutschland (O2) bemühen sich, ihre Netzabdeckung entlang der Bahnstrecken auszubauen, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg. Vodafone verzeichnet eine Netzabdeckung von mindestens 225 Megabit pro Sekunde auf 83 Prozent der Hauptstrecken, wobei das Unternehmen eine kontinuierliche Verbesserung anstrebt. Im Vergleich zur Telekom, die besonders hohe Datenraten von 200 Megabit und mehr erreicht, zeigt Vodafone hier eine etwas geringere Netzleistung. Allerdings nennt Vodafone für Strecken mit hohem Fahrgastaufkommen einen Wert von 94 Prozent Abdeckung mit mindestens 125 Megabit pro Sekunde. Die Datenrate von 200 Megabit dürfte hier niedriger liegen, was auf Unterschiede in der Netzstrategie der Anbieter hindeutet. O2, das sich zu Abdeckungskategorien ab 200 Megabit nicht detailliert äußert, betont Fortschritte beim Netzausbau, bleibt jedoch hinter den Konkurrenten zurück. Während Telekom und Vodafone durch direkte Kooperationen mit der Deutschen Bahn ihren Ausbau forcieren, verzichtet O2 bisher auf eine solche Partnerschaft und setzt auf eigenständige Investitionen.

Herausforderungen bei der Netzqualität im Zug: Signalstärke und Geschwindigkeit

Trotz der verbesserten Abdeckung bleibt die tatsächliche Verbindungsqualität, die bei den Fahrgästen ankommt, oft hinter den offiziellen Angaben der Anbieter zurück. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Abschirmung der Funksignale durch die Fensterscheiben der Züge. Die meisten modernen Fernzüge sind mit beschichteten Scheiben ausgestattet, die zur Wärmedämmung beitragen, jedoch gleichzeitig die Durchlässigkeit für Funksignale einschränken. Dadurch ist die im Zug nutzbare Bandbreite niedriger als die, die im Außenbereich gemessen wird. Neben der technischen Herausforderung der Fensterscheiben muss das Mobilfunknetz auch den hohen Geschwindigkeiten der Züge gerecht werden. Bei bis zu 300 km/h auf manchen Strecken müssen die Signale schnell und zuverlässig von einer Funkzelle zur nächsten weitergereicht werden, damit etwa Videotelefonate nicht abbrechen. Je schneller der Zug, desto komplexer wird die Übergabe der Verbindung zwischen den Mobilfunkmasten entlang der Strecke. Dies macht das Netz an Bahnstrecken technisch anspruchsvoller als in dicht besiedelten Gebieten. Obwohl ein niedriger zweistelliger Megabit-Wert für die meisten mobilen Anwendungen, wie Videotelefonie oder Streaming, ausreichend ist, kann es durch diese Bedingungen auf einigen Streckenabschnitten dennoch zu Verbindungsabbrüchen kommen.

Mobilfunkdurchlässige Scheiben und Repeater: Neue Technik für bessere Verbindungen

Um die Signalstärke im Inneren der Züge zu verbessern, setzt die Deutsche Bahn zunehmend auf sogenannte mobilfunkdurchlässige Scheiben. Diese neuen Scheiben, die in den modernen ICE 3neo-Zügen bereits verbaut sind, lassen Mobilfunksignale besser durch und reduzieren die Abhängigkeit von internen Repeatern. Bei älteren Zügen nutzt die Bahn eine spezielle Technik, bei der mit Lasern Muster in die hauchdünne Metallschicht der Fensterscheiben eingraviert werden. Diese Schicht, die ursprünglich für die Wärmeisolierung gedacht ist, blockiert normalerweise Funksignale. Durch das Laser-Verfahren wird die Metallschicht so bearbeitet, dass das Signal besser durch die Scheiben gelangt, was zu einer stabileren Verbindung führt. Bei den mobilfunkdurchlässigen Scheiben entfällt der bisher notwendige Umweg, bei dem das Signal über Außenantennen aufgefangen und mit Repeatern im Inneren des Zuges weiterverteilt wird. Stattdessen erreicht das Signal direkt das Smartphone der Reisenden. Diese technischen Anpassungen bedeuten für die Fahrgäste eine spürbar bessere Netzqualität, besonders auf den Streckenabschnitten, die bereits aufgerüstet wurden. Von den 410 Zügen in der ICE-Flotte verfügen derzeit 24 hochmoderne ICE 3neo über diese Scheiben, und auch bei älteren Zügen wird die Nachrüstung kontinuierlich vorangetrieben.

Kritik vom Fahrgastverband: Verbesserungen, aber noch keine flächendeckende Netzqualität

Trotz der Fortschritte zeigt sich der Fahrgastverband Pro Bahn verhalten optimistisch. Zwar begrüßt der Verband die Bemühungen von Telekom, Vodafone und der Deutschen Bahn, weist jedoch darauf hin, dass es weiterhin Defizite gibt. „Wir haben immer noch Funklöcher oder schlechte Verbindungen, wenn man im Zug durch Deutschland fährt“, kritisiert der Bundesvorsitzende Detlef Neuß. Er betont, dass Deutschland im internationalen Vergleich hinterherhinke. Während in vielen anderen Ländern nahezu durchgängig stabile Verbindungen verfügbar sind, sind in Deutschland insbesondere auf Strecken durch ländliche Gebiete oder Naturschutzgebiete immer noch Unterbrechungen an der Tagesordnung. Die Deutsche Telekom räumt ein, dass es in bestimmten Regionen weiterhin Herausforderungen gibt. Ein Beispiel hierfür ist die Strecke zwischen Berlin und Rostock, die durch den Müritz-Nationalpark führt. Hier dauerten die Verhandlungen über den Mobilfunkausbau mit den Naturschutzbehörden mehrere Jahre. Der Konzern plant, die Strecke bis 2026 vollständig zu versorgen. „Die Versorgung von herausfordernden Strecken durch Nationalparks, Berge, bewaldete Täler oder durch Tunnel benötigt einen langen Atem“, erklärt Telekom-Chef Tim Höttges. Doch auch in diesen Bereichen werde man kontinuierlich daran arbeiten, die Netzqualität zu verbessern. Die Kooperationen zwischen den Mobilfunkanbietern und der Deutschen Bahn zeigen, dass Deutschland bei der Digitalisierung von Bahnstrecken voranschreitet. Trotz der bestehenden Lücken und technischen Herausforderungen ist eine deutliche Verbesserung des Netzes entlang der Hauptstrecken bereits sichtbar – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem zuverlässigen Mobilfunknetz für Bahnreisende.