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Die Restauratoren des Landesmuseums Mainz gewähren BYC-NEWS einen Einblick in ihre Arbeit. Im Fokus, der Grabstein des Reeders Blussus und seiner Ehefrau Menimane.
Im Gespräch, Frau Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz; Dipl.-Restaurator Matthias Steyer; Charleen Hack, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; und Vertreterinnen des Vereins der Freunde des Landesmuseums Mainz e.V., die die Restauration des Steins monetär unterstützen.

Einleitend weist Frau Dr. Birgit Heide auf die Einzigartigkeit des Grabsteins hin

Das Original, 1848 in der ehemaligen keltisch-römischen Siedlung von Mainz-Weisenau (ca. 4 km rheinaufwärts von Mainz) gefunden, befindet sich schon längere Zeit im Landesmuseum Mainz (Inv. Nr. S 146). Auf der Rückseite des Grabsteins ist ein Schiff und eine zweite, fast identische Inschrift zu erkennen, so die Direktorin des Landesmuseums.

Das Relief zeigt den 75-jährigen Blussus neben seiner Frau Menimane. Im Hintergrund ist wahrscheinlich der Sohn Primus oder der Haussklave Satto dargestellt, letzterer wurde ebenfalls dort beigesetzt. Menimane ließ den Grabstein zu Lebzeiten anfertigen; aufgestellt wurde er nach dem Tod der Eltern im Namen des Sohnes. Das Schiff und die Bezeichnung „nauta“ (Schiffer, Reeder) deuten darauf hin, dass Blussus Schiffer war und Handel mit dem römischen Militär betrieb. Er starb vermutlich um 50 n. Chr. und profitierte von der Gründung von Mogontiacum (Mainz) 13 v. Chr., wodurch er zu Wohlstand gelangte.

Kelten, Römer und die Verschmelzung der Kulturen

Das Relief zeigt auch die Verschmelzung römischer und einheimisch-keltischer Kultur im 1. Jh. n. Chr. Blussus trägt einen Kapuzenmantel (paenula), Menimane eine aufwändige Tracht aus mehreren Gewändern und Schmuck. Die Kleidung und Namen weisen sie als keltische Einwohner von Mainz-Weisenau aus. Die Familie präsentiert sich im Stil römischer Bürger. Blussus hält einen Geldbeutel, der seinen Reichtum symbolisiert, während Menimane mit Wollknäuel, Spindel und einem Schoßhündchen als tugendhafte Hausfrau dargestellt wird. Die Szene idealisiert eine bürgerliche Musterfamilie.

Restaurierung mit modernster Technik

Charleen Hack, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit über die Farbigkeit antiker Skulpturen. Sie zeigt, dass sie unter dem Mikroskop erkennt, wie sich Farben und Verschmutzungen auf dem Grabstein durch Verwendung der Laserreinigung verändern.

Charleen Hack, Foto: BYC-NEWS

In enger Zusammenarbeit mit Charleen Hack kann der Dipl.-Restaurator Matthias Steyer seinen Zeilenlaser so genau kalibrieren, dass er die Verkrustungen entfernt, nicht aber die so wichtigen antiken Farbschichten. Pulsfrequenz, Leistung und Geschwindigkeit sind Parameter, die am Laser perfekt dosiert eingestellt werden können, so der Fachmann. Nur so ist sichergestellt, dass nichts Falsches mit der Lasertechnologie verdampft wird.

Dipl.-Restaurator Matthias Steyer, Foto: BYC-NEWS

Schaurestaurierung noch die ganze Woche

Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten gewährt das Landesmuseum Mainz seinen Besuchern noch bis Freitag, den 19. Juli, Einblick in die Arbeit der Restaurierenden. Jeder Besucher kann selbst einen Blick durch die Laserschutzbrille werfen und live erleben, wie der Grabstein Millimeter um Millimeter sauberer wird.

Bunte Grabsteine waren gang und gäbe

Wie bunt die Grabsteine in der Antike waren, zeit ein Fund aus dem Jahre 1834. Seinerzeit wurde zwischen Dienheim und Ludwigshöhe in der Nähe des Sulzbrunnens (heute Siliusbrunnen) ein römischer Grabstein in nahezu vollständig erhaltener Farbfassung gefunden. Hätte der Mainzer Künstler, Münzgraveur und Gemmenschneider Johann Lindenschmit im Fundjahr 1834 kein Aquarell angefertigt, so wüssten wir heute nichts über die Farbigkeit dieses Grabsteines. Auch zu sehen in der Steinhalle des Landesmuseums Mainz.

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