Post setzt verstärkt auf Automaten – Filialnetz schrumpft weiter

BILD: BYC-News

In Deutschland schrumpft nicht nur das Netz der Bankfilialen, auch die Zahl der Poststandorte nimmt deutlich ab. Die Deutsche Post versucht, den strukturellen Veränderungen und dem anhaltenden Personalmangel mit einem verstärkten Einsatz von Automaten zu begegnen – ein Schritt, der auf politischer Ebene wie auch bei Sozialverbänden auf Widerstand stößt.

Automaten als offizieller Filialersatz

Seit Anfang 2025 können Postautomaten dank einer Gesetzesänderung als vollwertige Filialen anerkannt werden. Bis Ende September gingen 629 entsprechende Anträge ein, 72 Automaten wurden bereits genehmigt. 553 Anträge befinden sich noch in Prüfung, vier wurden vom Unternehmen zurückgezogen.

Derzeit betreibt die Deutsche Post rund 12.600 Filialen – meist als Partnerstandorte in Supermärkten oder Kiosken. Sollten alle Anträge bewilligt werden, würden künftig etwa fünf Prozent der Filialen durch Automaten ersetzt. Besonders in ländlichen Regionen, in denen kleine Geschäfte zunehmend schließen, fällt es der Post immer schwerer, klassische Partner zu finden. Aktuell erfüllt das Unternehmen an 160 sogenannten Pflichtstandorten seine gesetzliche Präsenzpflicht nicht.

Komfort rund um die Uhr – aber nur mit Benutzerkonto

Die Automaten ermöglichen unter anderem das Versenden und Empfangen von Briefen und Paketen, den Kauf von Briefmarken sowie Videoberatung. Voraussetzung ist ein Nutzerkonto bei der Post – ein Punkt, der vor allem ältere und weniger digital affine Menschen vor Hürden stellt. Positiv bewertet wird hingegen die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit, teilweise sogar mit Solarstromversorgung.

Kritik an Einschränkungen und fehlender Barrierefreiheit

Während die Post betont, Automaten seien keine vollständige Alternative, aber eine wichtige Ergänzung, wächst die Kritik. Der Deutsche Landkreistag warnt vor einem schleichenden Rückzug aus der Grundversorgung. SPD-Bundestagsabgeordneter Sebastian Roloff spricht sich dafür aus, dass höchstens jede zwanzigste Filiale ersetzt werden dürfe.
Auch der Sozialverband VdK kritisiert mangelnde Barrierefreiheit: Viele Automaten seien für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Sehbehinderung nur eingeschränkt nutzbar, ältere Menschen seien zudem auf persönliche Unterstützung angewiesen.

Die Post kündigte an, neue Geräte barrierefreier zu gestalten. Einige Automaten sind bereits rollstuhlgerecht, zudem soll eine Blindenschriftfunktion nachgerüstet werden.

Übergangslösungen sollen verschwinden

Um ihre gesetzlichen Vorgaben einzuhalten, betreibt die Post derzeit rund 1.200 provisorische Standorte, beispielsweise in Containern oder leerstehenden Läden. Diese Übergangsfilialen sollen nach und nach durch Automaten ersetzt werden. Damit will das Unternehmen auch Personalengpässe kompensieren und die eingeschränkten Öffnungszeiten vieler Partnerfilialen ausgleichen.