Toilettenpapierproduzent Essity, bekannt für Marken wie Zewa, Tempo und Tork, plant den Verkauf seiner Handelsmarken-Produktion und bereitet sich auf einen möglicherweise harten Winter vor. Insgesamt sieben Werke, darunter zwei in Deutschland, sind von diesem Schritt betroffen.
Die Pandemie und Lieferkettenengpässe nach den Hamsterkäufen während der COVID-19-Pandemie haben die Hygienepapierindustrie nach wie vor im Griff
Essity, der größte Hersteller von Hygienepapieren in Europa, hat nun angekündigt, seine Produktion von Handelsmarken zu verkaufen. Dies betrifft Werke in Deutschland, Italien, Belgien und Frankreich, wobei die betroffenen deutschen Produktionsstandorte in Neuss (Nordrhein-Westfalen) und Witzenhausen (Hessen) liegen. Nach Angaben von Essity soll das Werk in Mainz-Kostheim nicht betroffen sein.
Der CEO von Essity, Magnus Groth, erklärte, dass die Kosten für die Herstellung von Handelsmarken-Produkten in Anbetracht der volatilen Kostenstrukturen und geringen Gewinnmargen nicht mehr tragbar seien. Er fügte hinzu, dass sowohl die Absicherung der Energiepreise als auch die Preisschwankungen bei Zellstoff weiterhin eine große Herausforderung darstellen. Bisher hat sich jedoch noch kein Käufer für diese Produktionsanlagen gefunden.
Die Hygienepapierbranche leidet zudem unter den steigenden Energiepreisen, die durch den Konflikt in der Ukraine verursacht wurden. Dies hat bereits dazu geführt, dass der deutsche Traditionshersteller Hakle Insolvenz anmelden musste und die Markenrechte an den italienischen Branchenzweiten Sofidel verkaufen musste.
Wie viele andere Unternehmen in der Branche hofft auch Essity auf die Einführung eines Brückenstrompreises in Deutschland
Zudem setzt das Unternehmen darauf, dass der Spitzenausgleich für energieintensive Unternehmen, der es Branchen wie der Papier-, Zement- oder Stahlindustrie ermöglicht, bis zu 90 Prozent der Energiesteuer erstattet zu bekommen, erhalten bleibt. Der aktuelle Haushaltsentwurf plant jedoch, diesen Ausgleich ab 2024 zu streichen, was für Essity erhebliche Mehrkosten bedeuten würde.
Magnus Groth betonte, dass diese politischen Entscheidungen keinen Einfluss auf den geplanten Verkauf der Handelsmarken haben. Essity bereitet sich derweil intensiv auf den Winter vor, indem der schwedische Konzern in einen eigenen LNG-Terminal investiert hat, um im Notfall Flüssiggas-Lieferungen zu gewährleisten. Damit will das Unternehmen sicherstellen, dass die Produktion selbst dann aufrechterhalten werden kann, wenn die deutschen Pipelines aufgrund von Versorgungsengpässen leer bleiben sollten.
Essity hat bereits Optionen auf den Bezug von LNG erworben und sich am Terminmarkt zu 70 Prozent gegen Energiepreisschwankungen abgesichert, während 30 Prozent des Energiebedarfs am Spotmarkt beschafft werden.