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Polizei Symbolbild

Nachrichten Nieder-Olm: Ein Instagram-Beitrag führte am Dienstagabend zu einem Großaufgebot der Polizei in einer rheinhessischen Gemeinde. Nachdem ein 54-jähriger Mann der rassistischen und sexuellen Beleidigung beschuldigt worden war, versammelten sich bis zu 20 vermummte Männer vor seiner Haustür. Die Polizei musste mit starken Kräften eingreifen.

Anzeige nach verbaler und körperlicher Auseinandersetzung

Auslöser der Eskalation war eine Anzeige, die eine 22-jährige Frau aus Rheinhessen am Dienstagnachmittag bei der Polizei erstattete. Sie schilderte, dass sie am Montagabend auf einem Parkplatz in Nieder-Olm mit dem 54-jährigen Mann in Streit geraten sei. Dabei soll er sie rassistisch und sexuell beleidigt sowie mit einem Fahrradschloss leicht verletzt haben. Bereits am Montag hatte sie über die Online-Wache der Polizei Rheinland-Pfalz Kontakt aufgenommen. Sie gab an, den Mann fotografiert zu haben, da dieser nach der Auseinandersetzung geflüchtet sei.

Instagram-Story geht viral – Hetze im Netz als Brandbeschleuniger

Noch bevor die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen waren, tauchte auf Instagram ein Bild des mutmaßlichen Täters auf. In einer Story wurde das Foto – offenbar während der Auseinandersetzung aufgenommen – mit dem Slogan „Rassismus ist keine Meinung – Gewalt ist kein Zufall“ veröffentlicht. Der Beitrag verbreitete sich rasant. Etwa 2.500 Nutzerinnen und Nutzer teilten den Post – und lösten damit offenbar eine gefährliche Kettenreaktion aus.

20 Vermummte vor dem Haus – Polizei verhindert Eskalation

Am Dienstagabend erschien eine Gruppe von etwa 20 vermummten Männern an der Haustür des Beschuldigten. Sie bedrängten ihn und seine Ehefrau offenbar massiv. Die Polizei rückte mit zahlreichen Einsatzkräften an und konnte die Lage unter Kontrolle bringen. Die meisten Beteiligten wurden vor Ort kontrolliert und ihre Personalien aufgenommen. Gegen sie wird nun wegen Bedrohung, Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Landfriedensbruch ermittelt.

Gegenseitige Vorwürfe in Nieder-Olm – Anzeigen auf beiden Seiten

Der beschuldigte 54-Jährige meldete sich im Anschluss ebenfalls bei der Polizei. Er erklärte, die junge Frau habe ihn zuerst beleidigt und anschließend ohne seine Zustimmung fotografiert. Auch gegen sie wird nun ermittelt – sowohl wegen der Veröffentlichung des Bildes als auch wegen möglicher Beleidigung.

Polizei warnt: Keine Strafverfolgung per Social Media

Die Polizei warnt eindringlich davor, mutmaßliche Straftäter in sozialen Netzwerken an den Pranger zu stellen. Solche Veröffentlichungen können gegen das Kunsturhebergesetz verstoßen und Tatbestände wie Beleidigung oder Verleumdung erfüllen. Bei rassistischen Aussagen kann zudem der neue Straftatbestand der „verhetzenden Beleidigung“ nach §192a StGB greifen – mit bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe.

Der Rechtsstaat kennt keine Likes

Was als Anzeige wegen Beleidigung begann, endete beinahe in einem Gewaltausbruch. Die Polizei mahnt zur Besonnenheit und erinnert: Die strafrechtliche Beurteilung von Vorfällen gehört in die Hände der Justiz – nicht in den Kommentarbereich sozialer Medien.

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