Die Krankenkassenbeiträge steigen weiter, und Millionen Versicherte in Deutschland stehen vor einer erheblichen finanziellen Mehrbelastung. Besonders deutlich wird dies bei der Knappschaft Bahn See mit Sitz in Bochum (NRW): Zum 1. Januar 2024 wird der Zusatzbeitrag dieser traditionsreichen Kasse auf einen Rekordwert von 4,4 Prozent angehoben.

Rekordzuwachs beim Zusatzbeitrag

Bisher liegt der Zusatzbeitrag der Knappschaft Bahn See bei 2,7 Prozent. Die nun angekündigte Erhöhung auf 4,4 Prozent markiert eine historische Höchstmarke im System der gesetzlichen Krankenversicherung. Damit zahlen Versicherte der Knappschaft künftig insgesamt 19 Prozent ihres Bruttolohns allein für die Krankenversicherung – ein höherer Anteil als für die Rentenversicherung (18,6 Prozent).

Laut Knappschafts-Chef Michael Weberink seien die drastischen Maßnahmen notwendig, um gestiegene Ausgaben und sinkende Rücklagen zu kompensieren. Insbesondere die Kosten für Krankenhausbehandlungen hätten die Erwartungen deutlich übertroffen, so Weberink gegenüber der WAZ.

Strukturelle Probleme im Gesundheitssystem

Hintergrund dieser Entwicklung ist die Möglichkeit der Krankenkassen, neben dem allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent einen individuellen Zusatzbeitrag zu erheben. Dieser dient dazu, finanzielle Engpässe auszugleichen. Doch mit der neuen Marke von über vier Prozent überschreitet die Knappschaft alle bisherigen Höchstwerte.

Experten warnen bereits vor einer breiteren Welle von Beitragserhöhungen. Laut Prognosen könnten die Zusatzbeiträge im Schnitt um 2,5 Prozent steigen, aber die Knappschaft zeigt, dass die Steigerungen noch weit darüber hinausgehen können.

Weberink sieht die Ursache nicht allein in gestiegenen Kosten, sondern kritisiert auch die Politik: „Wir haben eine strukturelle Fehlfinanzierung in Deutschland. Trotz hoher Investitionen erreichen wir im internationalen Vergleich keine signifikant besseren Ergebnisse.“ Besonders bemängelte er das fehlende Reformkonzept von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, das ursprünglich bis Mitte 2023 vorgelegt werden sollte.

Was bedeutet das für die Versicherten?

Für die 1,4 Millionen Mitglieder der Knappschaft bedeutet der Anstieg des Zusatzbeitrags erhebliche Mehrkosten. Ein Durchschnittsverdiener mit 4.000 Euro Bruttogehalt muss monatlich bis zu 88 Euro zusätzlich zahlen. Diese Entwicklung könnte nicht nur bei der Knappschaft, sondern auch bei anderen Krankenkassen Schule machen.

Ob und wie die Politik auf die Kostenexplosion reagieren wird, bleibt abzuwarten. Fest steht: Die steigenden Beiträge treffen Millionen Versicherte und könnten die Debatte über die nachhaltige Finanzierung des Gesundheitssystems weiter anheizen.