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Die Wahl ist nicht einmal zwei Wochen vorbei und es deutet sich die Ampelkoalition in Deutschland an. Jetzt plötzlich verkündet Jens Spahn (CDU) und RKI-Chef Lothar Wieler, dass die Pandemie wohl im Frühjahr beendet ist und dass man neue Erkenntnisse zu dem Virus erlangen konnte.


Neue Erkenntnisse und die Impfquote war falsch errechnet

„Aus heutiger Sicht sind keine weiteren Beschränkungen notwendig“, sagte Jens Spahn am Donnerstag. Das bedeutet, dass die AHA-Regeln im Freien erstmal bleiben, die Maskenpflicht in Bus und Bahn, sowie 3G-Regeln für Innenräume (Geimpft, Genesen, Getestet) ebenfalls.

Spahn sprach aber deutlich davon, dass die Pandemie im Frühjahr wohl beendet sein wird. Denn das Robert-Koch-Institut (RKI) gab erneut schwerwiegende Fehler zu. Die bislang gemeldeten Impfzahlen wurden falsch berechnet und waren viel zu niedrig. Man könne nun davon ausgehen, dass bereits bis zu 84 % mindestens einmal und bis zu 80 % vollständig geimpft sind, heißt es im neuen RKI-Bericht. Das Impfziel (85 % der Bevölkerung ab 12) ist also in Sicht! Die genauen Zahlen sind jedoch immer noch nicht errechnet, denn es gibt weiterhin Probleme mit den Meldungen und Registrierungen. Weiterhin teilte RKI-Chef Wieler mit, dass das Coronavirus bei Kindern vergleichbar mit der Influenza (Grippe) ist und keine höhere Gefahr nach aktuellem Stand darstellt.

Kehrtwende hätte Wählerstimmen gekostet

Bei der aktuellen Situation könnte man vermuten, dass die Regierung vor der Wahl bewusst darauf verzichtet hatte, die Kehrtwende einzuleiten, weil sie sonst ihre massiven Fehler hätte zugeben müssen. Noch im Frühjahr waren sich Angela Merkel und Jens Spahn sicher: „Die Delta-Variante ist tödlicher als das bisher bekannte Virus“. Nach der Wahl ist die Delta-Variante offensichtlich auch verschwunden und es soll eine Kehrtwende eingeleitet werden.

Kritik wird immer größer

Virologe Prof. Klaus Stöhr (62) in einem Interview: „Offensichtlich hat man geglaubt, dass man so mehr Wählerstimmen bekommt. Denn die Älteren sind am meisten von Corona betroffen – und sie stellen die größte Wählergruppe.“

Der Kassenärztechef Andreas Gassen hatte den Sinn von Corona-Impfungen für Kinder unter zwölf Jahren mehrfach bezweifelt. „Meine Kinder sind schon erwachsen. Wären sie noch fünf oder sechs Jahre alt, dann würde ich sie zum jetzigen Zeitpunkt eher nicht gegen Corona impfen lassen, wenn sie ansonsten gesund wären“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

„Selbst Kinderintensivmediziner sagen, es gibt de facto nahezu keine schweren Verläufe bei Kindern, wenn nicht Vorerkrankungen vorliegen. Für die Kinder ist das Virus also in der Regel kein relevantes Risiko. Die Impfung sei zwar sicher, es gebe aber Nebenwirkungen, auch wenn diese extrem selten aufträten. Die Datenlage ist mit Einschränkung noch zu dünn, um Kinderimpfungen vorbehaltlos empfehlen zu können.“, so die Kassenärztliche Vereinigung in Deutschland.


Stiko ändert Empfehlungen und Biontech gibt erneut Hinweis

Fast zeitgleich wie Jens Spahn und Wieler ihre Neuigkeiten verkündeten, kam eine neue Empfehlung der Stiko. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hält den Impfschutz beim Corona-Vakzin von Johnson & Johnson für nicht ausreichend. Als Begründung nannte die Stiko sogenannte Impfdurchbrüche. In den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit Stand Donnerstag (7. Oktober 2021) sind bislang mehr als 3,2 Millionen Impfungen mit Johnson & Johnson in Deutschland verzeichnet.

Biontech erläuterte erneut in seiner aktuellen Pressemeldung, dass mit Ende der Pandemie auch die Notfallzulassung für den Impfstoff endet. In der Mitteilung heißt es: „Notfallverwendungen des Produktes wurden nicht durch die FDA zugelassen oder lizensiert, sondern im Rahmen einer Notfallzulassung (Emergency Use Authorization, „EUA“) zur Prävention der Coronaviruserkrankung 2019 (COVID-19) bei Personen ab 12 Jahren genehmigt. Die Notfallzulassungen im Rahmen der EUA sind nur für die Dauer der Erklärung zulässig, in der Umstände vorliegen, die die Genehmigung einer Notfallzulassung des Medizinproduktes gemäß Abschnitt 564(b)(1) des FD&C Act rechtfertigen, es sei denn, die Erklärung wird früher beendet oder die Genehmigung widerrufen.“

Der Impfstoff von Moderna steht stark in der Kritik. Neben dem Impfstoff von Biontech galt der Impfstoff von Moderna als der wirksamste und sicherste. Doch die neuesten Daten deuten auf eine Zunahme von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen (Myokarditis und Perikarditis) bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach der Impfung hin. Das teilte die schwedische Gesundheitsbehörde am Mittwoch mit. Ebenfalls teilten Dänemark und Finnland mit, dass auch dort vermehrt Herzmuskelerkrankungen nach der Impfung bei jungen, gesunden Menschen entstanden sind. Die Konsequenzen der aktuellen Zahlen: In Schweden, Dänemark und Finnland werden jüngere Menschen ab sofort nicht mehr damit immunisiert. In Dänemark gilt diese Regelung für alle unter 18-jährigen Personen, in Schweden für alle unter 30 Jahren und in Finnland für Männer unter 30 Jahren. Das Ganze gilt als vorläufige Sicherheitsmaßnahme, in Schweden begrenzt bis zum 1. Dezember.

Ob es in Deutschland ebenfalls zu einem Impfstopp mit Moderna kommt, dazu wollte sich weder der Gesundheitsminister Jens Spahn noch RKI-Chef Wieler äußern.