Saarbrücken. Das saarländische Verbraucherschutzministerium appelliert an Freiwillige: Sie sollen Schutzmasken nähen. Das Material dafür stellt das Ministerium bereit.

Zu den ersten Lektionen, die jeder Journalist lernt, gehört: „Erste Sätze sind wichtig.“  Sie sollen je nach Thema die Nachricht in sich tragen oder den Leser zum Weiterlesen ermutigen. Im Idealfall beides.

Der erste Satz in einer Mitteilung des saarländischen Verbraucherministeriums lautet: „Selbstgemachte Stoffmasken für Mund und Nase bieten den Trägern keinen sicheren Schutz vor Ansteckung mit dem Corona-Virus.“ Das ist erstaunlich. Denn im Text werden Freiwillige gebeten, Schutzmasken zu nähen. Das Material stelle das Ministerium. Wieso dann mit einem Hinweis über den fehlenden Schutz die Freiwilligen „motivieren“?

Der Hintergrund ist banal. Während in anderen Ländern wie Österreich die Maskenpflicht eingeführt wird, relativieren die Verantwortlichen hierzulande den Wert der Schutzmasken. Schlicht und einfach, weil es nicht genug für alle gibt. Nicht einmal für das „Personal in den saarländischen Gesundheitseinrichtungen“.

Minister drückt sich vor unangenehmen Satz

Damit diese versorgt werden, hat Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD) nun die Aktion „Flinke Finger für helfende Hände“ ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Globus Baumarkt Völklingen und der reha GmbH hat sein Haus Garn, Stoff und Gummilitzen besorgt. Aus diesen sollen Freiwillige nun Masken basteln.

„Selbstgenähte Masken sind keine zertifizierten Medizinprodukte. Sie können jedoch größere, möglicherweise infektiöse Tröpfchen beim Sprechen, Husten oder Niesen abfangen und dadurch das Ansteckungsrisiko für unsere Mitmenschen ein wenig verringern“, teilt das Ministerium mit. Und jede Maßnahme, die das Risiko der Ausbreitung des Virus senke, sei sinnvoll.

„Die Landesregierung ergreift alle Möglichkeiten, um unser Krankenhauspersonal in den hygienisch sensiblen Bereichen weiterhin mit zertifizierter Schutzausrüstung zu versorgen“, versichert Jost. Jedoch müsse auch das Personal an den Rezeptionen, im Bereich der Haustechnik oder auf den normal zugänglichen Stationen bedacht werden. Für die sei „eine freiwillig getragene Do-It-Yourself-Maske besser als gar keine“, sagt Jost. Was wohl bedeutet, dass es für sie nicht genügend Masken gibt. Aber den Schluss formuliert Josts Haus nicht aus.

Wer nun helfen will, kann den Stoff über die Seite des Ministeriums ordern. Außerdem erinnert Jost Stoffgeschäfte an Paragraph 5 der geltenden Rechtsverordnung. Demnach müssten Stoffgeschäfte derzeit zwar schließen – aber sie könnten Stoffe und Zubehör an Freiwillige per Lieferdienst ausliefern.