Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist tot. Er verstarb am frühen Samstagmorgen (1. Februar 2025) im Alter von 81 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit, wie das Bundespräsidialamt in Berlin mitteilte.
Köhler amtierte von 2004 bis 2010 als neunter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, bevor er überraschend zurücktrat. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte seinen verstorbenen Vorgänger als „Glücksfall für unser Land“ und betonte: „Wir können nur zutiefst dankbar sein, dass wir Horst Köhler als Bundespräsidenten erleben durften. Er hat diesem Land viel gegeben.“
Mit Horst Köhler übernahm erstmals kein Parteipolitiker das höchste Staatsamt
Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler begann 1976 seine Laufbahn im Bundeswirtschaftsministerium und wurde 1990 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium unter Theo Waigel (CSU). Dort prägte er maßgeblich den Maastricht-Vertrag, der zur Europäischen Währungsunion führte.
Anschließend wechselte Köhler in die internationale Finanzwelt: Zunächst als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, später als Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. 2000 übernahm er die Leitung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington.
Rücktritt kurz nach der Wiederwahl
Köhler wurde 2004 zum Bundespräsidenten gewählt und 2009 im Amt bestätigt. Sein plötzlicher Rücktritt am 31. Mai 2010 war ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Auslöser war ein umstrittenes Interview im Deutschlandradio Kultur, das Köhler auf dem Rückflug von einem Truppenbesuch in Afghanistan gegeben hatte. Darin begründete er Auslandseinsätze der Bundeswehr auch mit dem Schutz deutscher Wirtschaftsinteressen. Kritiker warfen ihm vor, damit den Afghanistan-Einsatz legitimiert zu haben – ein Vorwurf, den Köhler zurückwies. Er sah sein Amt dennoch irreparabel beschädigt und trat mit sofortiger Wirkung zurück.
Während seiner Amtszeit sorgte Köhler mehrfach für Unmut im Regierungslager. 2006 verweigerte er seine Unterschrift unter das Gesetz zur Privatisierung der Luftraumüberwachung sowie das Verbraucherschutzgesetz. Eine besonders heikle Entscheidung traf er 2005, als er auf Antrag von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) den Bundestag auflöste und Neuwahlen ansetzte – eine verfassungsrechtlich umstrittene Maßnahme.
Besonders intensiv setzte sich Köhler für eine neue Partnerschaft mit Afrika ein
Bereits als IWF-Chef und später als Bundespräsident warb er beharrlich für einen fairen Umgang mit dem Nachbarkontinent. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt blieb er dieser Mission treu – zuletzt als UN-Sonderbeauftragter für den Westsahara-Konflikt (2017–2019).
Bundespräsident Steinmeier würdigte in seinem Kondolenzschreiben Köhlers unermüdliches Engagement. Er habe die Bedeutung Afrikas für Europa früh erkannt und gefordert, dass die kolonialen Denkmuster abgelegt werden müssten, um den Kontinent als gleichberechtigten Partner zu behandeln. „Damit war er seiner Zeit weit voraus“, schrieb Steinmeier. Zugleich erinnerte Steinmeier an Köhlers persönliche Ausstrahlung: „Es waren vor allem seine Zugewandtheit, sein ansteckendes Lachen und sein Optimismus, die ihn so viele Herzen gewinnen ließen. Aber auch seine klaren, oft unbequemen Mahnungen brachten ihm viel Anerkennung.“
Mit Horst Köhler verliert Deutschland einen Präsidenten, der als überzeugter Europäer, engagierter Mahner und kritischer Geist das Land geprägt hat.