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Illingen. Deutschland im März 2020. Das ganze Land beschäftigt sich mit der Corona-Krise. Doch nicht das ganze Land. Die AfD beschäftigt sich mit sich selbst – und schmeißt im Saarland den Landesvorstand raus. Der will dagegen „alle rechtlichen Möglichkeiten“ ausschöpfen.

Auf der Internetseite der AfD Saarland ist die Welt noch in Ordnung. Josef Dörr lächelt weiterhin als Vorsitzender den Betrachter an, die aktuellste Meldung stammt von Montag und besagt: „Saar-Bauern werden allein gelassen!“. (Stand Dienstag, 31. März 2020, 13.40 Uhr)

Doch die Partei ist im Aufruhr. Der Bundesvorstand hat mitgeteilt: „Der AfD-Bundesvorstand hat beschlossen: Der Landesvorstand des Landesverbandes Saarland wird mit sofortiger Wirkung gemäß § 8 Absatz 1 Buchstabe (a) der Bundessatzung wegen schwerwiegender Verstöße gegen die Grundsätze oder Ordnung der Partei seines Amtes enthoben. Der Bundesvorstand wird beim zuständigen Schiedsgericht die Einsetzung eines Notvorstandes für den Landesverband Saarland, bestehend aus Stephan Protschka, Mitglied des Bundesvorstandes, Carsten Hütter, Mitglied des Bundesvorstandes, und Joachim Paul, Mitglied des Bundesvorstandes, beantragen.“

Wird die saarländische AfD also nun von Berlin und Mainz aus geführt? Das will Dörr verhindern. Gegenüber der Nachrichtenagentur DPA hat er sich geäußert, dass die Vorwürfe „absolut hirnrissig“ seien und er sich rechtlich gegen die Absetzung wehren will.

Dörrs grüne Vergangenheit

Zu den Vorwürfen gehört, dass die Saar-AfD bei der Aufnahme von Mitgliedern manipuliere. Nach offiziellen Zahlen sind das derzeit rund 480 im Land.

Der Vorwurf, Mitglieder-Zahlen zu manipulieren, ist für Dörr in der Tat nichts Neues. Mit ihnen hatte er schon in seiner Zeit als Vorstandsmitglied der Grünen Saarland zu tun. Dort gehörte er als Schatzmeister zum Team um den langjährigen Vorsitzenden Hubert Ulrich, das seinen Rat gerne im „Humpen“ abhielt – einer Kultkneipe in der Saarlouiser Altstadt.

In dieser beschaulichen Kreisstadt erlebten die Grünen einen wahren Boom und konnten mehr Mitglieder verzeichnen als die Verbände in manchen Großstädten. Als Schatzmeister des Landesverbandes gehörte Dörr zu den wenigen, die Zugang zur Mitgliederkartei hatten.

Dass das nicht so ganz mit Rechten Dingen lief – doch, der Verdacht lag damals schon in der Luft. Auch der Bundesvorstand der Grünen beschäftigte sich mit dem saarländischen Landesverband – griff aber letztlich nicht durch.