Wie ein Wiesbadener den F1-Profi Charles Leclerc besiegte

Der Wiesbadener Content Creator, David Karapetian, der vielen besser bekannt ist als „Dave Gaming“, hat etwas geschafft, das gewiss nicht vielen gelingt. Im Jahr 2020 besiegte er den Formel 1-Profi Charles Leclerc beim „Not the GP“ im virtuellen Motorsport. Die „Not the GP“-Reihe, eine Serie von Events, die als Ersatz für die ausgefallenen Formel 1-Rennen während des Corona-Lockdowns ins Leben gerufen wurden. BYC-News sprach mit Dave über das Erlebnis.

„Vom Stillstand während des Corona-Lockdowns waren auch F1-Rennfahrer betroffen, denn zahlreiche Veranstaltungen fielen aus. Manche Fahrer hatten sich also am Simulator versucht und streamten ihre Abenteuer auf der virtuellen Strecke. Somit hatten einige Simracer die Möglichkeit, gegen Rennfahrer aus dem realen Motorsport anzutreten, so auch ich“, erklärt Dave.

Eine Woche bereitete sich Dave auf das große Event vor

Auf Empfehlung von PietSmiet kontaktierten die Organisatoren der „Not the GP“-Reihe Dave Gaming und fragten, ob er Interesse habe, Teil des „Not the Belgian GP“ zu sein. „Ich habe sofort zugesagt, denn als langjähriger Formel-1-Fan konnte ich mir kaum etwas Schöneres vorstellen, als mich mit Rennfahrern wie Lando Norris, Charles Leclerc, Jean Eric Vergne, Antonio Giovinazzi und Nicolas Latifi zu messen.“

Die Vorbereitung auf „Not the Belgian GP“ nahm Dave sehr ernst. Obwohl er schon sein ganzes Leben F1-Spiele „zockt“, hat er seinen Fokus nach eigenen Angaben nie wirklich auf die Performance gelegt. Also legte er sich eine Woche lang Strategien zurecht, optimierte seine Rennlinie und verbesserte seine Technik.

Die Qualifying Runden

David Karapetian / DaveGaming

Am Tag Qualifyings fand sich Dave in einem Feld von Profis und prominenten Namen wieder. Fahrer wie Lando Norris, Charles Leclerc, Jean Eric Vergne, Antonio Giovinazzi und Nicolas Latifi waren nur einige der Konkurrenten. Inmitten derer wuchs Dave über sich hinaus. „Ich war sehr stolz, als der Ferrari-Pilot, Charles Leclerc, in seinem Stream fragte, wer denn dieser ‚Dave Gaming‘ sei. Da ich bei den ersten Events nicht dabei war, wusste Leclerc bis zu diesem Zeitpunkt nicht, wer ich war. In seinem Twitch-Chat erklärte ihm jemand, dass ich deutscher YouTuber und Streamer sei, worauf hin Leclerc anerkennend feststellte ‚Woah okay, he is quick!‘ (Woah okay, er ist schnell!). Von diesem Kompliment erfuhr ich erst nach dem Event, da ich während des Rennens vollkommen fokussiert war. Nichtsdestotrotz habe ich mich darüber natürlich sehr gefreut“, berichtet Dave Gaming.

Ersten beiden Rennen

Im Anschluss an das Qualifying folgten zwei Rennen. Im ersten der beiden startete Leclerc auf Position 4, dahinter Lando Norris, Nicolas Latifi und Dave Gaming. „Durch einen frühen Stopp konnte ich den meisten Zweikämpfen aus dem Weg gehen und versuchen, ein Pace-optimiertes Rennen zu fahren, indem ich einsam meine Runden fuhr. Doch schon bald leisteten mir Nicolas Latifi und Pietro Fittipaldi Gesellschaft, mit denen ich bis zuletzt um die vierte Position kämpfte. Einmal gelang mir sogar ein Überholmanöver gegen Latifi durch die legendäre Eau Rouge-Kurve. Ein Move, bei dem selbst meine konzentrierte Miene kurz aufweichte und erkennbare Freude zuließ, denn solche Manöver sind selten. Am Ende setzte ich mich gegen Pietro Fittipaldi und Nicolas Latifi durch und sicherte mir die vierte Position“, berichtet Dave. „Einen kurzen Moment nutzte ich, um mich gemeinsam mit meinem Teamkollegen Jay von PietSmiet darüber zu freuen, doch dann lag der Fokus wieder vollkommen auf dem Rennen, denn ich wollte unbedingt auch noch Leclerc besiegen“, betonte Dave.

Das zweite Rennen startete mit einem „Reverse Grid“ – das bedeutet, dass man in umgekehrter Reihenfolge startet, in der man das vorherige Rennen beendet hat. „Mein Start war sehr turbulent, sodass Leclerc sofort die Gelegenheit nutzte und mich überholte.  Aber schon in der ersten Runde gab es in Eau Rouge einen großen Crash, in den auch Leclerc verwickelt war – Glück für mich, denn ich konnte den Fahrzeugen gekonnt ausweichen“, berichtete er weiter. Schließlich kollidierte Charles Leclerc in Runde 4/11 erneut, diesmal jedoch so schwerwiegend, dass er aus dem Rennen ausschied. „Ob ich das während des Rennens überhaupt mitbekam, weiß ich gar nicht mehr. Unabhängig davon wollte ich auch einfach mein bestmöglichstes geben und abliefern“, sagte Dave. Das gelang ihm, denn am Schluss hatte er sich von seinem Startplatz 17 auf den 3. Platz gekämpft. Der erste und der zweite Platz wurden von zwei F1-Esportler belegt. Er berichtete voller Stolz: „Ich hatte sämtliche Formel 1-Fahrer, die am Event teilgenommen hatten, besiegt und wurde zudem zum „Fahrer des Tages“ von den Veloce-Kommentatoren gewählt. Das Überraschungsmoment, dass da plötzlich jemand aus Deutschland im dritten Event hinzugekommen war, der jegliche Creator, F1-Fahrer und Promis besiegte, bescherte mir ein unerwartet großes Rampenlicht“

Fahrerisch und als Person einen bleibenden Eindruck hinterlassen

Obwohl Dave sich seit er denken kann für Autos begeistert und ein großer F1-Fan ist, war er nach eigenen Angaben zu keinem Zeitpunkt des Events aufgeregt. Stattdessen sei er einfach so fokussiert, dass er für den Moment jegliche Bewunderung für die teilnehmenden Rennfahrer ausblendete und sich voll und ganz auf das Rennen konzentrierte. „Also fuhr ich wie immer, nur schneller. Ich war auch in einer späteren privaten Rennsession inklusive Sprachchat nicht aufgeregt, als ich mich direkt mit Charles Leclerc unterhielt, ganz im Gegenteil. Stattdessen habe ich jede erdenkliche Chance genutzt, um Witze zu reißen – egal wie gut oder schlecht sie waren. Als Leclerc mich während des Rennens fragte, warum ich mit zwei Profilen im Sprachchat war, erklärte ich ihm, wie mein Streaming-Setup aufgebaut war, was er anerkennend abnickte. Letztlich hinterließ ich scheinbar nicht nur fahrerisch, sondern auch als Person einen so bleibenden Eindruck, da er mir seitdem sogar auf Instagram folgt. Das ist wirklich verrückt“, berichtet Dave.

Abschließendes Highlight in Monaco

Auch in den darauffolgenden Wochen fanden noch vereinzelt Events der „Not the GP“-Reihe vor, zu denen auch Dave Gaming eingeladen war. Sein persönliches Highlight habe der Content Creator dann während des Monaco-Rennens erlebt. Er startete hinter Leclerc. Einige Runden vergingen, bis er den Profi schließlich mächtig unter Druck setzen konnte. Erneut sagte Leclerc anerkennend „Dave is quick“, dieses mal allerdings wesentlich weniger ruhig als beim Belgien-Rennen. In Runde 12/20 gelang Dave Gaming dann das scheinbar Unmögliche: Er überholte seinen Kontrahenten in der legendären Rascasse-Kurve „Ausgerechnet bei seinem Heim-GP, ausgerechnet auf einer Strecke, auf der das Überholen schier unmöglich zu sein scheint. Doch mir war es gelungen. Ich war selbst überrascht und hab aus Verlegenheit angefangen zu kichern. Anders als beim ersten Event in Belgien hatte ich hier keinen Druck, mich zu beweisen. Das hatte ich schon in Belgien getan. Alles, was in den darauffolgenden Wochen passierte, war reiner Bonus, den ich in vollen Zügen genießen konnte – so wie das vielleicht wahnwitzigste Überholmanöver meines Lebens – gegen einen Ferrari F1-Pilot in Monaco auf seiner Heim GP-Strecke“, berichtet Dave Gaming abschließend.

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