Nach den ersten beiden Teilen unserer Reihe zur neuen Bundesligasaison zum SV Darmstadt 98 (11. August 2023) und der SG Eintracht Frankfurt (16. August 2023) geht der Blick heute auf den 1. FSV Mainz 05. Wie haben die Mainzer eingekauft, wer hat den Verein verlassen und wohin geht die Reise am Ende der Saison?

1. FSV Mainz 05

Am Ende der letzten Saison stand für die Mainzer ein letztlich enttäuschender neunter Platz. Eigentlich kann man nach dem Anspruch des Vereins in den letzten Jahren nicht von einer Enttäuschung sprechen, allerdings wäre deutlich mehr möglich gewesen. Auf der Rückrundentabelle stand man mit nur einem Punkt Rückstand auf Bayern München auf dem dritten Platz, obwohl aus den letzten fünf Spielen nur ein Punkt geholt wurde. Noch bis zum 30. Spieltag war man auf Tuchfühlung mit den europäischen Plätzen, dann folgten Niederlagen gegen Schalke, Frankfurt, Stuttgart und ein Unentschieden gegen Dortmund. Diese Spiele ließen den Traum von Europa dann am Ende platzen.

Im Folgenden werden die wichtigsten Zu- und Abgänge vom 1. FSV Mainz 05 etwas näher beleuchtet, sowie alle Transfers (Stand 17. August) aufgelistet. Auch das Vereinsumfeld sehen wir uns etwas näher an, um am Ende einen Ausblick auf die kommende Saison geben zu können.

Transferübersicht

Mainz 05 hat in der Sommerpause wenige Spieler abgegeben, die wirklich wichtig für das Mannschaftsgefüge waren. Ein Abgang, der die Mainzer definitiv schmerzen wird, ist Aarón Martín (26), der ablösefrei in die erste italienische Liga zu Genua CFC wechselte. Martín absolvierte 28 von 34 möglichen Spielen, erzielte starke fünf Tore und bereitete weitere drei vor. Für einen Verteidiger ist dies durchaus ein starker Wert. Auch Marcus Ingvartsen (26) verließ den Verein in der Sommerpause, für ihn geht der Weg in der dänischen Heimat bei Nordsjaelland weiter. Der Verein spielt gerade die Play-Offs um eine UEFA Europa Conference League Teilnahme gegen FCSB aus Rumänien und zahlte 2,95 Millionen Euro für seinen neuen Stürmer. Ingvartsen konnte in der vergangenen Saison zehn Tore in 28 Spielen erzielen und war damit neben Karim Onisiwo der Top-Torjäger des Vereins.

Mainz 05 hat in der Sommerpause zwar wenige, dafür aber sehr spannende Transfers getätigt. Von RB Leipzig kam für 5 Millionen Euro der zentrale Mittelfeldspieler Tom Krauß (22). In der vergangenen Saison war er an Schalke 04 ausgeliehen, wo er 32 Spiele absolvierte und hier zwei Treffer erzielte. Der Neuzugang passt von seiner Spielweise her sehr gut ins Gesamtkonzept und ist mit 22 Jahren auch noch entwicklungsfähig. In genau diese Richtung geht auch die Leihe von Sepp van den Berg (21), den man für eine Saison aus Liverpool holen konnte. Auch Sepp van den Berg war in der letzten Saison an Schalke 04 ausgeliehen, die beiden wichtigsten Neuzugänge brauchen also keine Eingewöhnungszeit in der Liga, sondern können sofort helfen.

Weitere Transfers

Zugänge:

Daniel Batz (32, Saarbrücken)
Merveille Papela (22, Rückkehr nach Leihe)

Abgänge:

Angelo Fulgini (26, 7.2 Millionen Euro Ablöse, RC Lens)
Alexander Hack (29, 1.5 Millionen Euro Ablöse, Al-Qadsiah FC)
Marlon Mustapha (22, 900.000 Euro Ablöse, Como)
Ronael Pierre-Gabriel (25, ablösefrei, FC Nantes)
Finn Dahmen (25, ablösefrei, FC Augsburg)
Anderson Lucoqui (26, ablösefrei, Hertha BSC)
Ben Bobzien (20, Leihe, Austria Lustenau)
Lucas Laux (20, Leihe, SV Sandhausen)

Man kann davon ausgehen, dass sich bei Mainz 05 auf dem Transfermarkt noch etwas tun wird, bisher wurde noch kein adäquater Ersatz für Aaron Martín verpflichtet, zusätzlich ist mit Anderson Lucoqui auch der zweite Spieler auf der Linksverteidigerposition gegangen, hier besteht also noch Bedarf.

Vereinsumfeld

Der Mainzer Trainer Bo Svensson (44) ist mittlerweile auf Platz Drei der dienstältesten Trainer der Bundesliga und eine Konstante für Mainz 05. Er hat es geschafft, der Mannschaft seinen Stempel aufzudrücken, nachdem er sie im Winter der Saison 20/21 übernahm und vor dem fast sicheren Abstieg bewahrte. Auf Dauer wird es sicher schwer, Svensson in Mainz zu halten, sein Vertrag läuft nächsten Sommer aus.

Martin Schmidt (56) als Sportdirektor leistet seit seinem Amtsantritt im Dezember 2020 eine starke Arbeit, seine Transfers sind fast immer ein Erfolg, das beste Beispiel ist sicher Ludovic Ajorque (29). Der Franzose kam in der Winterpause der abgelaufenen Saison an den Rhein und half der Mannschaft sofort, zum drittbesten Team der Rückrunde zu werden.

Fazit und Kommentar der Sportredaktion

Die Thematik des auslaufenden Vertrages von Bo Svensson sollte man so früh wie möglich klären, um eine eventuelle Unruhe im Verein zu vermeiden. Beispiele aus der Liga der letzten Jahre zeigen, dass es sich negativ auf die Mannschaft auswirken kann, wenn der Trainer Dauerthema ist. Bo Svensson wird man nicht dauerhaft halten können, in den letzten Jahren hat er sich zu einem Trainer entwickelt, der langfristig bei einem Top-Verein landen könnte. Bis dahin kann man ihn wahrscheinlich nur von Mainz 05 als Arbeitgeber überzeugen, wenn die Perspektive des europäischen Wettbewerbs gegeben ist.

Die Transferübersicht ist im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Teilen unserer Serie sehr klein, am Grundgerüst der Mannschaft hat sich also wenig verändert. Wenn man es schafft, die letzten fünf Spieltage der abgelaufenen Saison abzuschütteln und an die Rückrunde anzuknüpfen, sollte im Sommer einer Teilnahme am europäischen Geschäft nichts im Wege stehen. Hierfür muss jedoch noch ein Schienenspieler für die linke Seite als Ersatz für Aaron Martín kommen, um die offene Position noch zu besetzen. Es würde dem Verein sicher einmal gut tun, die Ansprüche schon vor der Saison etwas höher anzusetzen und als Ziel nicht wieder einen Mittelfeldplatz auszuloben.