Wer bisher ein Auto zulassen wollte, brauchte vor allem eins: Nerven wie Drahtseile und ausreichend Proviant für die Wartezeit. Damit soll nun Schluss sein. Die Mainzer Zulassungsstelle hat als erste Behörde in Deutschland ihre Wartezonen in eine „Humorvolle Wartezeit-Lounge“ verwandelt. Statt stundenlangem Sitzen zwischen genervten Autofahrern, muffigen Aktenordnern und abgestandener Luft sollen die Bürger künftig einen Aufenthalt erleben, der irgendwo zwischen Comedy-Club, Meditationszentrum und Wellness-Oase liegt.
Nummernziehen war gestern – jetzt zählt der Humor
Das klassische Wartenummern-System wurde abgeschafft. Stattdessen müssen Besucher am Eingang einen Witz über Autos, Verkehr oder TÜV vortragen. Ein eigens angestellter „Humor-Kontrolleur“ entscheidet, wie viele Lacher der Beitrag wert ist. Je nach Publikumsreaktion gibt es dann einen Platz in der Warteschlange:
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Drei Lacher: sofortige Bearbeitung, vielleicht sogar noch am selben Tag.
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Zwei Lacher: mittlere Wartezeit, immerhin mit Gratis-Kaffee.
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Kein Lacher: Zurück ans Ende der Schlange, verbunden mit einer verpflichtenden Teilnahme am „Kennzeichen-Karaoke“.
„Wir möchten, dass die Menschen schon beim Reinkommen entspannen“, erklärt Amtsleiterin Sabine Nummernschild. „Bisher herrschte hier eine Stimmung wie im Stau auf der A60. Ab sofort gilt: Wer lacht, fährt schneller.“
Von Schalterhalle zu Schilder-Spa
Auch die Innenausstattung wurde komplett überarbeitet. Neonlicht und Hartplastikstühle sind passé – stattdessen finden Besucher nun Sitzsäcke in Autoreifen-Optik, leise Panflötenmusik und Lavalampe-Projektionen, die die Konturen von Kennzeichen an die Decke werfen.
Die Wartezeit wird als „Wellness-Einheit“ verkauft. Ein Menü von Zusatzangeboten steht zur Auswahl:
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Schilder-Shiatsu: Massage mit recycelten Kennzeichenplatten.
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HU-Meditation: 20 Minuten tief durchatmen, während ein Gong in TÜV-Intervallen schlägt.
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KFZ-Origami: Basteln von kleinen Papierautos aus abgelehnten Antragsformularen.
„Früher haben die Leute gehupt, wenn’s zu lange dauert“, erklärt Amtspsychologe Horst Geduldsprüfung. „Heute verlassen sie uns tiefenentspannt und nehmen ihre Wartezeit wie eine Kurz-Kur wahr.“
Beamte im Chill-Modus
Auch die Mitarbeiter der Zulassungsstelle mussten sich umstellen. Statt steifer Blazer tragen sie nun bunte Poloshirts mit dem Aufdruck „Kennzeichen? Kann warten!“. Die klassische Stempeluhr wurde ersetzt durch eine Räucherstäbchen-Zeremonie, mit der jeder Arbeitsbeginn eingeläutet wird.
„Wir bearbeiten nicht mehr einfach stumpf Anträge“, berichtet Sachbearbeiterin Petra Fahrzeugschein. „Stattdessen führen wir ein kurzes Ritual durch: Der Antragsteller legt seine Unterlagen in eine Schale, wir besprenkeln sie mit Rosenwasser und singen dreimal ‚Z-Z-Zulassung‘. Erst dann fühlen sich die Papiere bereit.“
Bürgerreaktionen: Begeistert bis resigniert
Die Resonanz fällt gemischt aus – doch überwiegend positiv. „Ich habe drei Stunden gewartet, aber dafür endlich gelernt, wie man sein Kennzeichen in einem Sonnengruß begrüßt“, schwärmt der Mainzer Student Tim Abgasnorm. „Das hat mehr gebracht als jede Yogastunde.“
Weniger begeistert zeigt sich hingegen Taxiunternehmer Ali Kurzzeitkennzeichen: „Mein Auto stand drei Wochen still, weil mein Witz über Dieselfahrverbote nicht genug Lacher bekam. Dafür habe ich jetzt einen Humor-Bonuspunkt – den kann ich irgendwann gegen eine Express-Bearbeitung einlösen. In 2027, vielleicht.“
Entertainment mit Wartegarantie
Die größte Attraktion ist die neu eingeführte „Open-Mic-Kennzeichen-Show“, bei der Bürger ihre kreativsten Kombinationen vorstellen dürfen. Wer das Publikum mit Kürzeln wie „MZ-LACH“ oder „MZ-LOL“ überzeugt, gewinnt eine Tasse Kaffee und darf zwei Plätze in der Schlange vorrücken.
Besonders beliebt ist auch der Schildertausch-Basar. Statt sein altes Nummernschild einfach abzugeben, kann man es nun gegen „Vintage-Designs“ tauschen – zum Beispiel verrostete Klassiker aus den 80ern oder eine limitierte „Emoji-Edition“.
Zukunftspläne: Von Mainz in die Republik
Nach dem erfolgreichen Start denkt die Mainzer Stadtverwaltung bereits über eine bundesweite Einführung nach. „Wenn Mainz es schafft, dass jemand beim Autoummelden lacht, dann schaffen wir alles“, sagt Oberbürgermeisterin Karin Parkplatz stolz.
In Berlin soll als nächstes ein „Zulassungs-Club“ entstehen: mit Türsteher, Stempel-DJ und Wartezeiten im Takt der Musik. Wer es nicht auf die Tanzfläche schafft, darf immerhin sein Auto per Glücksrad zulassen.
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