Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat drei Sonderforschungsbereiche (SFB) mit Mainzer Beteiligung verlängert und stellt dafür insgesamt mehrere Millionen Euro bereit. Besonders hervorzuheben ist der SFB 1292 „Gezielte Beeinflussung von konvergierenden Mechanismen ineffizienter Immunität bei Tumorerkrankungen und chronischen Infektionen“, der unter Federführung der Universitätsmedizin Mainz (UM) in eine dritte Förderperiode geht und rund 13,9 Millionen Euro erhält. Auch der SFB 1270 „ELektrisch Aktive ImplaNtatE – ELAINE“ sowie der SFB/Transregio 319 „RMaP: RNA Modifikation und Prozessierung“ werden fortgeführt.
Der Wissenschaftliche Vorstand und Dekan der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Philipp Drees, sieht in der Entscheidung der DFG einen bedeutenden Erfolg: „Die Entscheidung der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist eine Auszeichnung für die exzellenten und richtungsweisenden Forschungsleistungen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ich gratuliere allen beteiligten Forschenden zu diesem Erfolg. Die Verlängerung des SFB 1292 unter Federführung der Universitätsmedizin Mainz bestätigt zudem erneut unsere wissenschaftliche Schwerpunktsetzung im Bereich Immuntherapie.“
SFB 1292: Forschung zu Immuntherapien gegen Krebs und chronische Infektionen
Der 2018 etablierte SFB 1292 widmet sich der Entschlüsselung sogenannter Immunevasionsmechanismen. Tumorerkrankungen und chronische Infektionen nutzen unterschiedliche Strategien, um die körpereigene Immunabwehr auszuhebeln – ein zentrales Problem für viele therapeutische Ansätze.
Jährlich erkranken rund 500.000 Menschen in Deutschland an Krebs, Tendenz steigend. Auch chronische Infektionen stellen insbesondere immunsupprimierte Patientinnen und Patienten vor lebensbedrohliche Herausforderungen. Der SFB 1292 untersucht, warum das Immunsystem in solchen Fällen versagt und wie sich die Immunantwort gezielt reaktivieren lässt.
In den ersten beiden Förderperioden erzielten die Forschenden wichtige Erkenntnisse. Sie identifizierten unter anderem:
- den Einfluss des Tumorstoffwechsels und der Gewebeansäuerung auf die Immunreaktion,
- die Rolle bestimmter Gerinnungsenzyme bei der antiviralen Abwehr,
- Inhibitoren, die Metastasenbildung oder Virusvermehrung eindämmen können,
- die zentrale Bedeutung regulatorischer T-Zellen bei der Steuerung anderer Immunzellen,
- die Rolle des Mikrobioms bei der Bildung von Typ-I-Interferonen.
Aufgrund seines translationalen Ansatzes gilt der Mainzer Forschungsstandort international als einzigartig. Präklinische Erkenntnisse können hier schnell in klinische Studien überführt werden.
Der designierte Sprecher des SFB 1292, Univ.-Prof. Dr. Tobias Bopp, betont den zukünftigen Forschungsfokus: „Auf der Grundlage der Forschungsergebnisse des SFB 1292 wurde eine Vielzahl klinischer Studien initiiert. Aufbauend auf diesem Erfolg wollen wir auch weiterhin die Mechanismen analysieren, die potenziell sowohl in Tumoren als auch in chronischen Infektionen Immunevasionsmechanismen ermöglichen.“
Der SFB 1292 vereint Expertinnen und Experten der Universitätsmedizin Mainz, des HI-TRON Mainz, des TRON, der Goethe-Universität Frankfurt, des Paul-Ehrlich-Instituts sowie weiterer deutscher Spitzenstandorte. Gefördert wird er von 2026 bis 2029.
SFB 1270 „ELAINE“: Neue Generation elektrisch aktiver Implantate
Der Sonderforschungsbereich 1270 erforscht, wie elektrische und mechanische Reize die Heilung von Knochen, Knorpel und Gewebe verbessern können. Ziel ist die Entwicklung aktiver Implantate, die Heilungsprozesse nicht nur passiv unterstützen, sondern aktiv modulieren.
Die Universitätsmedizin Mainz ist mit einem Projekt zur elektrophysikalischen Stimulation von Knochenheilung beteiligt. Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer erklärt:
„Unser Ziel ist es, elektrisch aktive Systeme in chirurgische Standardpfade zu überführen und Patienten schneller zu einer belastbaren Funktion zu verhelfen.“
Für den SFB 1270 stellt die DFG rund 11 Millionen Euro bereit, davon rund 700.000 Euro für das Mainzer Teilprojekt.
SFB/Transregio 319 „RMaP“: RNA-Modifikationen als Schlüssel zur Medizin der Zukunft
Der TRR 319 konzentriert sich auf die biochemischen Veränderungen der RNA und deren Bedeutung für Diagnostik und Therapie. Die Universitätsmedizin Mainz ist mit zwei Teilprojekten beteiligt, die sich mit mitochondrialen RNA-Modifikationen und der direkten RNA-Sequenzierung befassen.
Prof. Dr. Susanne Gerber erläutert den translationalen Anspruch des Projekts: „Hiermit machen wir den nächsten Schritt, um die direkte RNA-Sequenzierung aus der reinen Grundlagenforschung in die klinische Anwendung, Diagnostik und auch Patientenversorgung zu übertragen.“
Gleichzeitig entsteht im Rahmen des Projekts der weltweit erste umfassende Referenzatlas menschlicher RNA-Modifikationen.
Der TRR 319 wird in der kommenden Förderperiode mit rund 10 Millionen Euro unterstützt.
Forschung auf höchstem Niveau
Mit den drei verlängerten Sonderforschungsbereichen stärkt die Universitätsmedizin Mainz ihre Rolle als führender Standort für Immuntherapie, Implantatforschung und molekulare Medizin. Die DFG-Förderung ermöglicht es, langfristig angelegte Forschung auf höchstem internationalen Niveau fortzuführen und klinisch relevante Innovationen voranzutreiben.
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