Nachrichten Mainz: Seit 1925 prägte der „Kinderladen Wirth“ das Stadtbild und die Einkaufsgewohnheiten vieler Mainzer Familien. Generationen von Eltern und Kindern kauften hier Kinderwagen, Spielzeug oder Kleidung. Zum Jahresende 2025 schließen sich jedoch endgültig die Türen – damit endet eine fast 100-jährige Geschichte.
Gründe für die Schließung
Die Ursachen sind vielfältig und miteinander verflochten. Zunächst schwächten die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen den Umsatz spürbar. Anschließend belasteten der Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Konsumzurückhaltung das Geschäft zusätzlich. Parallel setzte der Online-Handel dem stationären Verkauf immer stärker zu. Vor Ort verschärften langjährige Bauarbeiten die Lage erheblich. Immer wieder führten Sperrungen, Umleitungen und fehlende Parkplätze zu sinkender Kundenfrequenz. Auch die Abschaffung der Ladezone direkt vor dem Geschäft erschwerte Einkäufe. Bereits vor drei Jahren reagierten die Inhaber und gaben die Abteilung für Kinderwagen und Autositze auf.
Verluste trotz aller Bemühungen
Christoph und Friedrich Demmler, die heutigen Inhaber, kämpften bis zuletzt um den Fortbestand. Doch seit zwei Jahren mussten sie erhebliche Verluste ausgleichen. Selbst das traditionell umsatzstarke Ostergeschäft konnte den Umsatzrückgang von rund 30 Prozent nicht stoppen. Verhandlungen mit potenziellen Nachfolgern blieben ergebnislos. „Viele Händler haben ihre Expansionspläne auf Eis gelegt“, erklärten die Demmlers. Damit stand schließlich fest: Das Geschäft wird zum 31. Dezember 2025 geschlossen.
Auswirkungen auf die Beschäftigten
Am 11. Mai 2024 informierten die Inhaber ihre Belegschaft über die Entscheidung. Vor der Pandemie arbeiteten noch 55 Menschen im Kinderladen, heute sind es 15. Die meisten früheren Beschäftigten haben inzwischen neue Stellen gefunden – ein kleiner Trost in einer schwierigen Situation.
Ungewisse Zukunft der Gebäude
Obwohl der Verkauf spätestens zum Jahresende endet, könnten Restbestände im Januar und Februar 2026 noch in Basaren angeboten werden. Offen bleibt jedoch, was mit den beiden Gebäuden in der Schillerstraße und in der Großen Bleiche geschieht. Die Eigentümerfamilie zeigt sich bereit, die Immobilien zu verkaufen, um eine neue Nutzung zu ermöglichen.
Rückblick auf ein Traditionshaus
Der Kinderladen Wirth war über Jahrzehnte mehr als nur ein Geschäft. Auf 1.500 Quadratmetern bot er eine Mischung aus Babyausstattung, Mode, Spielwaren und Modellbahnen. Über 45.000 Artikel auf vier Ebenen, drei Aufzüge und ein engagiertes Team von bis zu 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern machten ihn zu einer festen Adresse in Mainz. Mit der Schließung endet nicht nur ein Kapitel Mainzer Handelsgeschichte, sondern auch ein Stück gelebte Familienkultur.
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