JGU-Campus | Foto: https://www.uni-mainz.de/

Nachrichten Mainz: Künstliche Intelligenz (KI) findet zunehmend Verwendung in der politischen Kommunikation. Parteien nutzen im aktuellen Bundestagswahlkampf KI-generierte Bilder und Videos, um ihre Botschaften zu vermitteln. Doch eine neue Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zeigt, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung diesem Trend skeptisch gegenübersteht. „Die deutsche Bevölkerung sieht mehr Risiken als Chancen durch den Einsatz von KI-generierten politischen Inhalten und wünscht sich verbindliche Regeln zur Überprüfung und Transparenz“, erklärt Dr. Simon Kruschinski vom Institut für Publizistik der JGU.

Chancen und Risiken von KI-generierten Inhalten

Mit KI lassen sich Texte, Bilder und Videos erzeugen, die kaum noch von real erstellten Inhalten zu unterscheiden sind. Dies bietet Potenzial für eine effizientere politische Kommunikation, erhöht jedoch zugleich das Risiko der Desinformation. Um ein umfassendes Meinungsbild zu gewinnen, führte das Forschungsteam der JGU eine repräsentative Befragung mit 1.991 Teilnehmern durch und untersuchte in einem Online-Experiment mit 2.081 Probanden die Wirkung von KI-generierten und echten Kampagnenbildern. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Bürgerinnen und Bürger unsicher sind, in welchem Umfang Parteien bereits KI einsetzen. Grundsätzlich wird die Nutzung von KI in der politischen Kommunikation mehrheitlich skeptisch betrachtet. Allerdings wäre eine Nutzung in unterstützenden Funktionen, etwa zur Textkorrektur, eher akzeptabel, insbesondere wenn eine deutliche Kennzeichnung erfolgt.

Erkennungsprobleme und kritische Bewertung

Ein zentrales Problem ist die Unterscheidbarkeit von KI-generierten und echten Kampagnenbildern. „Menschen haben Schwierigkeiten, zwischen KI-generierten und echten Kampagnenbildern zu unterscheiden“, erklärt Dr. Pablo Jost, der die Studie mit Kruschinski leitete. Ob KI-Inhalte erkannt und kritisch bewertet werden, hängt laut der Studie von der Kennzeichnung und der individuellen Weltsicht der Rezipienten ab.

Forderungen nach mehr Transparenz und Medienkompetenz

KI ermöglicht eine schnelle und kostengünstige Produktion politischer Botschaften, birgt jedoch auch Gefahren, insbesondere im Bereich der Manipulation und Desinformation. „Politische Kampagnen können mit KI gezielt Emotionen und Weltbilder ansprechen, wodurch sie unkritischer rezipiert und verbreitet werden“, warnt Kruschinski.

Um einen verantwortungsvollen Umgang mit KI in der politischen Kommunikation sicherzustellen, fordern die Wissenschaftler klare Kennzeichnungspflichten, ethische Standards und eine Stärkung der Medienkompetenz in der Bevölkerung. Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, Transparenz zu erhöhen und Manipulationsversuche zu reduzieren. Angesichts der wachsenden Bedeutung von KI in der politischen Kommunikation sind diese Erkenntnisse besonders aktuell und relevant.