Die Stadt Mainz plant auf den fruchtbarsten landwirtschaftlichen Flächen zwischen Saarstraße, Koblenzer Straße und der A60 ein gut 50 Hektar großes neues Gewerbegebiet, den sogenannten „Biotech-Campus“. Das Gebiet entspricht etwa 70 Fußballfeldern und wurde bereits 2009 als klimasensibel bezeichnet.
Daher fordert das „Netzwerk nachhaltige Stadtentwicklung“ ein Umdenken der politisch Verantwortlichen, insbesondere vom Stadtvorstand unter Führung von Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos), mit Blick auf weitere Versiegelungen. Das Netzwerk besteht aus Mitgliedern verschiedener Organisationen, darunter die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND Mainz), MainzZero, die Nachhaltigkeitsinitiative Bretzenheim sowie Eigentümerinnen und Pächterinnen der betroffenen Flächen.
Klimatische Herausforderungen für Mainz
Mainz gehört zu den heißesten Städten Deutschlands. Seit dem Projekt „Klimawandel in der Praxis (KLIMPRAX) Wiesbaden/Mainz – Stadtklima in der kommunalen Praxis“ von 2019 ist bekannt, dass sich diese Situation bei fortschreitender Versiegelung weiter verschärfen wird. Der KLIMPRAX-Handlungsleitfaden für Kommunen stellt fest, dass Planungsentscheidungen zu Versiegelung, Grünflächenentwicklung, Wasserflächen und Gebäudegestaltung die Hitzeentwicklung in der Stadt direkt beeinflussen.
Besonders wichtig sind dabei Kaltluftentstehungsgebiete wie Äcker und Wiesen sowie Kaltluftschneisen, durch die kühle Luft in die Stadt fließen kann. Genau diese Flächen würden jedoch durch den Bau des Biotech-Campus beeinträchtigt. Der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs 2023 errechnet eine 6%ige Verminderung des Kaltluftabflusses. „Das klingt zunächst nach wenig“, so Susanne Schmid von der Mainzer BUND-Gruppe, „aber weitere Beeinträchtigungen entstanden bereits durch die Hochschule, das Stadion und entstehen durch das Erweiterungsgelände an der Saarstraße.“ Zudem habe man keine verlässlichen Daten darüber, wie stark die Kaltluft durch Bebauung und Verkehrswege erwärmt wird.
Mainz unter den meistversiegelten Städten Deutschlands
Trotz des im September 2019 vom Stadtrat ausgerufenen Klimanotstands belegt Mainz laut dem „Hitze-Check“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) 2024 Platz 5 der meistversiegelten Städte Deutschlands. Beim Thema Begrünung steht Mainz sogar auf Platz 4 der Negativliste.
Die Folgen der Versiegelung gehen jedoch über das Klima hinaus. Der Lebensraum für wildlebende Tiere wird weiter eingeschränkt, und der Verlust an Biodiversität steigt. Besonders kritisch ist die Zerstörung der landwirtschaftlich genutzten Böden. Ein Landwirt, der Flächen in dem geplanten Gebiet bewirtschaftet, warnt: „Wenn diese Äcker erst einmal bebaut sind, sind sie für die Landwirtschaft verloren. Boden ist nicht regenerierbar.“
Forderungen des Netzwerks
Die Initiatoren der Petition fordern ein Umdenken: „Um den großen Herausforderungen des Klimawandels und des Artensterbens konsequent gerecht zu werden, muss eine verbindliche Entsiegelungsplanung und die Vergrößerung des Grünanteils in die Mainzer Stadtplanung einfließen.“
Mitglieder des Netzwerks
Das „Netzwerk nachhaltige Stadtentwicklung Mainz“ umfasst folgende Mitglieder:
- Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Rheinland-Pfalz/Saarland (AbL)
- Attac AG Stadtentwicklung
- Bündnis Stadtklima Mainz-Wiesbaden
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) Mainz
- engagierte Bürgerinnen und Bürger
- MainzZero
- Nachhaltigkeitsinitiative Bretzenheim (NiB)
- Ökosozialistische Initiative Mainz
- Pächterinnen und Eigentümerinnen betroffener Flächen
- Parents for Future Mainz (P4F)
- SOLAWI MAINZ Solidarische Landwirtschaft Mainz e.V.
- Workers for Future (W4F)
Unterstützung erhält die Petition von:
- Greenpeace Mainz/Wiesbaden