
Das Mainzer Schloss wurde als ein „Ort der deutschen Demokratiegeschichte“ ausgezeichnet. Oberbürgermeister Nino Haase nahm die Plakette am 28. September entgegen. Anlass war der 250. Geburtstag des Mainzers Adam von Itzstein, einem der prominentesten deutschen Bürgerrechtler seiner Zeit.
„Das Mainzer Schloss war nicht nur eine kurfürstliche Residenz, sondern hat auch eine spannende bürgerliche Geschichte und eine wichtige Bedeutung für die moderne Demokratiegeschichte“, begründete Dr. Kai-Michael Sprenger, Direktor der Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“, die Entscheidung. Als Datum der Überreichung habe sich die Stiftung bewusst für den 250. Geburtstag des Mainzers Adam von Itzstein (1775–1855) entschieden, „dessen Biographie in beeindruckender Weise über Jahrzehnte sein bürgerschaftlich-politisches Engagement dokumentiert“.
Oberbürgermeister Haase betonte: „Wir Mainzerinnen und Mainzer können stolz sein auf unsere reiche demokratische Tradition. Zugleich müssen wir immer wieder daran erinnern, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern über Generationen von Menschen erkämpft werden musste. Unsere Demokratie braucht unser aller Engagement – auch und gerade heute.“
Das Mainzer Schloss als Ort demokratischer Tradition
Seit 233 Jahren steht das Mainzer Schloss immer wieder im Zeichen bürgerlicher und demokratischer Aktivitäten, die zum Teil deutschlandweite Bedeutung erlangt haben.
Den Anfang markierte 1792 die Gründung des Mainzer Jakobinerclubs im Akademiesaal des Kurfürstlichen Schlosses – nur zwei Tage nach der Eroberung von Mainz durch französische Revolutionstruppen. Das 19. Jahrhundert liefert zahlreiche Beispiele bürgerlich-demokratischer Ereignisse im Schloss, darunter politische Vereinsgründungen und Versammlungen, insbesondere in der Zeit des „Vormärz“ und während der Revolution 1848/49.
Dies reicht bis hin zu Festveranstaltungen im Kontext der Mainzer Fastnacht, deren wohl bekannteste Sitzung „Mainz bleibt Mainz“ bis zum heutigen Tag im Schloss ihre Bühne findet. Nicht zuletzt wurde das ehemals kurfürstliche Schloss mit einer zunehmend bürgerlichen Nutzung auch zum öffentlichen Raum für Kunst- und Kulturvermittlung. Zwei berühmte Museen, das Römisch-Germanische Zentralmuseum sowie das Gutenberg-Museum, nahmen in den Räumen des Mainzer Schlosses einst ihren Anfang.
Adam von Itzstein (1775–1855) zum Geburtstag
Anlass der Auszeichnung ist der 250. Geburtstag von Adam von Itzstein. Er wurde am 28. September 1775 in Mainz geboren und war einer der prominentesten deutschen Bürgerrechtler seiner Zeit.
Sein Engagement reicht über sechs Jahrzehnte und verbindet zentrale Ereignisse der deutschen Demokratiegeschichte im 18. und 19. Jahrhundert: So war Itzstein Mainzer Jakobiner (1792/93), Aktivist auf dem Hambacher Fest (1832) und Abgeordneter des Paulskirchenparlaments (1848/49).
Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“
Die Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ ist eine bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie fördert die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der wechselvollen deutschen Demokratiegeschichte vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Die Aktivitäten der Stiftung zielen darauf, das aktive Erinnern an die Wurzeln und Entwicklung der Demokratie in Deutschland durch eine Vielzahl demokratiehistorischer Erinnerungsorte sichtbar zu machen. Diese Orte dienen als positive Orientierungspunkte für zeitgemäße Demokratiebildung und sollen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein. Denn auch heute gilt es, sich immer wieder für die Verfassung, Grundrechte und demokratische Beteiligung einzusetzen.
Reiche demokratische Tradition in Mainz
Mainz verfügt wie kaum eine andere Stadt in Deutschland über eine reiche Demokratiegeschichte. Zudem hat die Stadt Orte geschaffen, die sich aktiv mit Demokratie, Meinungsfreiheit und ihrer Geschichte auseinandersetzen.
Bereits drei Mainzer Orte wurden als Orte der deutschen Demokratiegeschichte durch die Bundesstiftung hervorgehoben: Nach dem Landtag Rheinland-Pfalz im Deutschhaus folgten im Sommer 2025 das Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz im Allianzhaus sowie das Deutsche Kabarettarchiv im Proviantmagazin.
Das Mainzer Schloss wird nun als vierter Ort der deutschen Demokratiegeschichte gekennzeichnet.