Krähe Stadt Mainz

Die Population der Saatkrähen (Corvus frugilegus) und Rabenkrähen (Corvus corone) wächst seit Jahren rasant im Stadtgebiet Mainz und im landwirtschaftlichen Umland. Für viele Landwirtinnen und Landwirte in Mainz und Rheinhessen bedeutet das inzwischen massive Ernteschäden, während sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger über Lärm, Vogelkot und Müllprobleme beschweren.

Die Stadt Mainz nimmt diese Sorgen ernst und sucht gemeinsam mit der Landwirtschaft nach Lösungen

Denn die intelligenten, anpassungsfähigen Krähen haben sich gerade in Städten fest etabliert und sorgen besonders in öffentlichen Grünanlagen und auf Spielplätzen für Ärger. „Wir beobachten die Situation seit längerem mit Sorge und haben großes Verständnis für das Unbehagen und den Unmut der Bürgerinnen und Bürger sowie die Verärgerung der Landwirte. Die heimische Landwirtschaft versorgt die Stadt Mainz und die Region das gesamte Jahr über mit regionalen und frischen Lebensmitteln, wie beispielsweise Kirschen, Erdbeeren oder Aprikosen, sie pflegt unsere Kulturlandschaft, sichert Arbeitsplätze, fördert die Biodiversität und trägt zur regionalen Wertschöpfung bei. Mit ihren Produkten und ihrem Engagement sind die Mainzer Landwirte unverzichtbar“, betont Wirtschafts- und Ordnungsdezernentin Manuela Matz.

Besonders drastisch zeigt sich die Problematik aktuell während der Kirschernte: „Die Krähenpopulation hat in den letzten Jahren massiv zugenommen und verursacht erhebliche Schäden auf den Feldern und in den Obstplantagen. Aktuell sehen wir das bei der Kirschernte. Immer häufiger wird diese in Teilen zerstört. Das führt zu erheblichen Umsatzeinbußen und nicht wenige Landwirte sind auch aufgrund der Krähenproblematik in ihrer Existenz bedroht“, berichtet Sven Schmitt, Landwirt aus Mainz-Finthen.

Die Stadt Mainz verweist auf die Notwendigkeit, zwischen Artenschutz und dem Schutz der regionalen Landwirtschaft abzuwägen

„Selbstverständlich müssen wir den Artenschutz achten und respektieren. Dieser darf aber nicht dazu führen, dass die heimische Landwirtschaft belastet wird und mit zum Teil erheblichen Ernteschäden und mit massiven Umsatzeinbußen zu kämpfen hat. Wenn sich Populationen massiv vermehren und nicht mehr von einer Gefährdung der Art gesprochen werden kann, dann muss das auch Auswirkungen haben auf die Möglichkeiten der Vergrämung und Bejagung“, erklärt Matz.

Dazu setzt die Stadt Mainz auf einen umfassenden Maßnahmenmix. Ein Handlungsleitfaden für Rheinland-Pfalz empfiehlt verschiedene verhaltenslenkende und präventive Methoden: optische und akustische Vergrämung durch Flatterbänder, Greifvogelattrappen oder Schussgeräte, die Veränderung von Habitatbedingungen durch Rückschnitt von Brutbäumen und die Vermeidung offener Nahrungsquellen, etwa durch gesicherte Müllbehälter. Unter bestimmten Voraussetzungen können in besonders betroffenen Bereichen auch Eingriffe in Brutkolonien erfolgen oder artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen zur Entnahme erteilt werden. Zuständig hierfür ist die SGD Süd.

Die Jagd auf Rabenkrähen ist bereits erlaubt: Zwischen dem 1. August und dem 20. Februar können Jäger den Bestand reduzieren, innerhalb der Schonzeit kann die Jagdbehörde zusätzliche Abschüsse anordnen. „Aus meiner Sicht sollten die Saatkrähen, weil sich der Bestand stark erholt hat und diese große Schäden anrichten, als jagdbares Wild klassifiziert werden. Dann können wir auch hier eine Bejagung anordnen“, so Matz.

Ein Ansatz, der zuletzt verstärkt diskutiert wird, ist der Einsatz von Greifvögeln zur natürlichen Krähenabwehr

„Der Einsatz von Falken ist eine naturnahe Maßnahme, die zur Beruhigung der Situation beitragen kann“, erklärt Berthold Geis, Vorsitzender des Landesverbandes Hessen des Ordens deutscher Falkoniere. Er betont jedoch: „Ein solcher Einsatz muss als Ergänzung zu weiteren Vergrämungs- und Bejagungsmaßnahmen gesehen werden, da Krähen sehr lernfähig sind und sich schnell anpassen.“

Um langfristige Verbesserungen zu erreichen, hat Matz die Bundespolitik erneut zum Handeln aufgefordert: „Ich habe mich deshalb schriftlich an den neuen Bundeslandwirtschaftsminister sowie die Fraktionsvorsitzenden der beiden regierungstragenden Fraktionen gewandt und gebeten, in der neuen Legislaturperiode eine neue Initiative zu starten, um die Situation der Landwirtschaft zu verbessern.“

Abschließend richtet Matz einen Appell an Bund und Land: „Wir wissen, dass die Saatkrähe eine besonders geschützte Art ist und als Teil der heimischen Biodiversität auch ihren ökologischen Wert hat. Doch es muss möglich sein, ihre Ausbreitung so zu steuern, dass ein harmonisches Miteinander gelingt. Ich appelliere an die Verantwortlichen im Land und im Bund, die Anliegen und Sorgen sowohl der Bürgerinnen und Bürger als auch der heimischen Landwirtschaft stärker in den Fokus zu nehmen und diese zu unterstützen.“

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