
Die Technische Hochschule (TH) Bingen und die Landeshauptstadt Mainz setzen gemeinsam ein starkes Zeichen für den Erhalt der Biodiversität in der Agrarlandschaft. Im Rahmen des Projekts „Rückkehr und Schutz von Ackerwildkräutern – Etablierung von Erhaltungsäckern in Rheinland-Pfalz“ wird auf dem Mainzer Lerchenberg ein sogenannter Erhaltungsacker eingerichtet, um vom Aussterben bedrohte Ackerwildkräuter gezielt zu schützen und langfristig wieder anzusiedeln.
Umweltprogramm „Aktion Grün“ fördert Projekt der Stadt Mainz und TH Bingen
Gefördert durch das Umweltprogramm „Aktion Grün“ des Landes Rheinland-Pfalz, bildet das Projekt einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz und zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaft.
Ackerwildkräuter wie Kornblume, Mohn oder Ackerrittersporn sind wichtige Elemente des Ökosystems Acker und entscheidend für die biologische Vielfalt. Doch intensive landwirtschaftliche Nutzung, Pestizide und Flächenverluste haben viele dieser Arten an den Rand des Aussterbens gedrängt. Das Binger Projekt will dieser Entwicklung aktiv entgegenwirken – durch den Aufbau eines landesweiten Netzwerks von Erhaltungsäckern, die als Rückzugsräume für bedrohte Pflanzenarten dienen.
„Die Vielfalt der Natur ist unser wertvollstes Gut. Der Erhalt der Artenvielfalt ist eine Daueraufgabe – gerade angesichts des Klimawandels“, betont Umweltdezernentin Janina Steinkrüger. „Wir freuen uns, die TH Bingen bei diesem innovativen Projekt zum Schutz der Ackerwildkräuter zu unterstützen.“
Lerchenberg als Modellfläche – Wissenschaft trifft Praxis
Nach einer Fachtagung der TH Bingen im Frühjahr 2024 wurde in Kooperation mit der Stadt Mainz eine Versuchsfläche auf dem Mainzer Lerchenberg bereitgestellt. Dort wachsen nun in Kombination mit Winterweizen seltene Ackerwildkräuter. Die erste Aussaat, die trotz der trockenen Witterung gut angewachsen ist, wurde von einem Landwirt fachgerecht ausgebracht und bildet die Grundlage für künftige Saatgutgewinnung.
„Die Anlage des Erhaltungsackers in Mainz ist ein zentraler Baustein unseres Netzwerks. Ackerwildkräuter sind Teil unserer jahrtausendealten Kulturgeschichte – es ist höchste Zeit, sie zu bewahren“, erklärt Prof. Dr. Elke Hietel von der TH Bingen.
Dr. Axel Schönhofer, Wildkraut-Experte und Mitwirkender im Projekt, ergänzt: „Für die Wiederansiedlung seltener Arten brauchen wir Geduld – und vor allem dauerhafte Flächen. Jeder Quadratmeter zählt.“
Von der Saat bis zur Ernte – nachhaltiger Zyklus für bedrohte Pflanzen
Der Projektverlauf ist langfristig angelegt: Im Juli wird das Getreide auf dem Erhaltungsacker geerntet, wobei hohe Stoppeln bewusst stehen bleiben – so können auch spät blühende Wildkräuter ihre Samen voll ausbilden. Im Herbst folgen Mulchen, Umbruch und Grubbern, bevor im Oktober die neue Aussaat startet. Das dabei gewonnene Saatgut wird nicht nur vor Ort erneut verwendet, sondern auch an eine Saatgutbank in Mainz geliefert, um die Bestände langfristig zu sichern.
Die dreijährige Projektlaufzeit dient nicht nur der Wiederansiedlung, sondern auch der Erprobung neuer landwirtschaftlicher Methoden zur Förderung gefährdeter Arten. Ein Fokus liegt zudem auf der Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz solcher Maßnahmen unter Landwirtinnen und Landwirten.
Landwirte als Partner gesucht
Das Projekt versteht sich als Modellvorhaben für ganz Rheinland-Pfalz. Landwirtinnen und Landwirte, die Interesse haben, Flächen als Erhaltungsäcker zur Verfügung zu stellen, sind herzlich eingeladen, sich bei Anja Doeker, TH Bingen per Mail an a.doeker@th-bingen.de zu melden.
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