Flugzeugabsturz Mainz-Ebersheim – Am 4. Dezember 1961 kam es bei einem Trainingsflug zu einem tragischen Unglück: Eine Boeing 720 der Lufthansa stürzte in Mainz-Ebersheim ab, alle drei Besatzungsmitglieder fanden den Tod. Es war der weltweit erste Totalverlust einer Maschine dieses Typs und der erste tödliche Zwischenfall seit der Auslieferung der Boeing 720 im Februar desselben Jahres.
Flugzeug und Besatzung
Die Boeing 720-030B, Kennzeichen D-ABOK, trug den Taufnamen „Düsseldorf“ und war erst am 28. April 1961 an die Lufthansa geliefert worden. Ausgestattet mit vier Pratt & Whitney JT3D-1-Triebwerken, galt sie als modernstes Passagierflugzeug der deutschen Luftfahrtgesellschaft. An Bord befanden sich zwei Kapitäne und ein Flugingenieur, darunter Kapitän Sussmann, der nur wenige Wochen zuvor eine beinahe Katastrophe mit einer Boeing 707 über Ebersheim verhindert hatte.

Unglückshergang
Die Maschine startete um 12:22 Uhr vom Flughafen Frankfurt zu einem Trainingsflug nach Köln. Um 12:25 Uhr meldeten die Piloten das Überqueren des Funkfeuers Nierstein in 6.000 Fuß Höhe. Kurze Zeit später drehte sich die „Düsseldorf“ plötzlich auf den Kopf und stürzte mit einer Querneigung von etwa 55 Grad auf einen Acker bei Ebersheim. Trotz des vollen Betriebes der vier Triebwerke konnten die Besatzungsmitglieder nicht mehr gerettet werden.
Augenzeugen berichten von einer schwarzen Detonationswolke, die nach dem Aufprall aufstieg, und von Trümmern, die über das Feld wirbelten. Landwirte und Feuerwehrleute reagierten sofort, doch Hilfe kam zu spät. Ein Gedenkstein an der Absturzstelle erinnerte viele Jahre lang an die Opfer.
Ursachen bleiben rätselhaft

Der Grund für den plötzlichen Sturzflug konnte nie zweifelsfrei geklärt werden. Experten vermuten eine Blockierung der Steuerflächen durch eine fehlerhafte Sicherung der hydraulischen Steuerung. Boeing nahm ein Jahr nach dem Unfall Verbesserungen an der Steuerung vor. Selbst das Luftfahrt-Bundesamt, das unmittelbar nach dem Absturz Ermittlungen aufnahm, fand keine eindeutige Erklärung.
Ein tragischer Rückblick
Kapitäne und Ingenieure der Lufthansa berichten noch heute, dass die Boeing 720 schwer zu fliegen war. Die Lufthansa selbst hatte mit diesem Flugzeugtyp nie das große Glück. Der Name „Düsseldorf“ blieb jedoch in der Unternehmensgeschichte präsent: Spätere Maschinen dieses Namens, darunter eine Boeing 747, tragen ihn bis heute.
Der Absturz von 1961 bleibt ein düsteres Kapitel der deutschen Luftfahrtgeschichte – ein Unfall, der trotz moderner Technik und erfahrener Piloten nicht verhindert werden konnte und dessen Rätsel bis heute nicht vollständig gelöst ist.
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