
Ein Vierteljahrhundert gelebte Nachhaltigkeit in den Wäldern: Die FSC-Gruppe des Gemeinde- und Städtebunds Rheinland-Pfalz (GStB) wurde am Freitag (4. Juli 2025) von FSC Deutschland für ihr 25-jähriges Engagement in der verantwortungsvollen Waldwirtschaft ausgezeichnet. Im feierlichen Rahmen am Forsthaus Emmerichshütte im Stadtwald Ingelheim überreichte Alfred Schumm, Geschäftsführer von FSC Deutschland, die Jubiläumsurkunde an Vertreter des GStB und der Stadt Ingelheim – stellvertretend für über 170 engagierte Kommunen im Land.
Pionierarbeit mit Weitblick
Die Geschichte der FSC-Zertifizierung in Rheinland-Pfalz ist eng mit dem GStB verknüpft. Bereits 1998 war der Verband aktiv an der Gründung von FSC Deutschland beteiligt – ein Jahr später ließ sich der GStB auditieren und erfüllte als eine der ersten Gruppen bundesweit den FSC-Standard. Ingelheim gehörte von Anfang an zu den Vorreitern dieser Bewegung.
„Der GStB war von Anfang an nicht nur Unterstützer, sondern aktiver Mitgestalter. Dieses langjährige Engagement hat FSC in Deutschland entscheidend mitgeprägt“, betonte Alfred Schumm bei der Urkundenverleihung.
Nachhaltigkeit auf über 47.000 Hektar
Was 1999 mit 48 Kommunen und rund 17.759 Hektar begann, ist heute ein landesweites Erfolgsmodell: Mehr als 170 Städte und Gemeinden bewirtschaften rund 47.000 Hektar Kommunalwald nach FSC-Kriterien – ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig. Dabei geht die Zertifizierung weit über gesetzliche Mindeststandards hinaus und steht für Transparenz, Qualität und den Schutz natürlicher Lebensräume.
Zwei entscheidende Akteure in diesem Prozess sind Dr. Thomas Rätz und Dr. Stefan Schaefer, beide langjährige Referenten des GStB. Sie entwickelten die FSC-Gruppenzertifizierung für den Kommunalwald Rheinland-Pfalz und prägten über Jahre hinweg die Standards im FSC-Richtlinienausschuss auf nationaler Ebene.
„Zertifizierung im Bereich der Waldbewirtschaftung war in den Anfängen ein hoch emotionales Thema. Eine Gruppenzertifizierung war damals absolutes Neuland, aber mit ihr gelingt FSC-Zertifizierung auch im kleinstrukturierten Kommunalwald“, erklärt Dr. Rätz.
Dr. Schaefer ergänzt: „Wir waren überzeugt, dass aktives Mitgestalten und strategische Allianzen neue Perspektiven eröffnen.“
Auch Wolfram Kotzurek, einer der Auditoren der ersten Stunde, blickt zurück: „Die Kommunen in Rheinland-Pfalz haben damals die Initiative ergriffen, neue Wege zu gehen. Damit haben sie Weitsicht und Verantwortung bewiesen – und vor allem Mut, trotz forstpolitischer Diskussionen eine Entscheidung gegen die Mehrheitsmeinung zu treffen.“
Kommunaler Wald als Vorbild für Nachhaltigkeit
Heute ist die FSC-Zertifizierung ein etabliertes Instrument für eine klimastabile und zukunftsfähige Waldwirtschaft – insbesondere im kommunalen Bereich. Das unterstreicht auch Moritz Petry, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des GStB:
„Die Zertifizierung ist heute ein anerkanntes Instrument auf dem Weg zu klimastabilen Wäldern, auch in Verbindung mit Förderprogrammen. Darüber hinaus leistet der Blick von außen einen wichtigen Beitrag zur kontinuierlichen Verbesserung der Waldbewirtschaftung und macht das Handeln von Waldbesitzern wie Forstleuten transparent. Gerade im Kommunalwald ist dies von großer Bedeutung.“
Auch Ingelheims Oberbürgermeister Ralf Claus zeigt sich stolz über die langjährige Zertifizierung: „Die FSC-Zertifizierung zeugt von dem großen Engagement für nachhaltige Forstwirtschaft und den Schutz unserer Wälder. Die strengen Kriterien, wie der Verzicht auf Kahlschläge, Monokulturen und Chemie sowie die Förderung des naturnahen Waldbaus, sind wichtige Schritte, um unsere Wälder langfristig gesund und vielfältig zu erhalten.“
Rheinland-Pfalz: Vorreiter im Waldschutz
Neben den kommunalen Akteuren setzt auch das Land Rheinland-Pfalz klare Zeichen: Der Landesbetrieb Landesforsten bewirtschaftet insgesamt 213.200 Hektar Staatswald nach FSC-Standards – damit gehört das Bundesland zu den Vorreitern in Deutschland, wenn es um ökologische Verantwortung und nachhaltige Nutzung der Wälder geht.
Die Auszeichnung des GStB ist somit nicht nur eine Würdigung von 25 Jahren engagierter Waldwirtschaft, sondern auch ein Signal: Nachhaltigkeit im Wald beginnt lokal – und wirkt weit über die Grenzen hinaus.
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