v.l.n.r.: Hans Gugumus, „Grasfresser – Galloways vom Altrhein, Dr. Christiane Döll, Beigeordnete der Stadt Ingelheim am Rhein und Philipp Lutzenburg, städtischer Projektleiter | Quelle: Stadt Ingelheim

Die Stadt Ingelheim treibt den Naturschutz im Poldergebiet weiter voran: In enger Zusammenarbeit mit dem Land Rheinland-Pfalz entsteht im Norden und Westen des Polders Ingelheim die sogenannte „Halboffene Weidelandschaft“. Die Fläche, die sich über rund 43,7 Hektar erstreckt, wird künftig von Galloway-Rindern und Schafen beweidet – ein bedeutender Schritt in Richtung naturnaher Landschaftspflege.

Der Polder Ingelheim ist seit 2006 ein wichtiger Bestandteil des Hochwasserschutzes

Bei starkem Rheinhochwasser kann das Gebiet gezielt geflutet werden, um den Hochwasserscheitel aufzunehmen und damit flussabwärts gelegene Städte zu schützen. Doch neben dieser technischen Funktion hat sich das Areal zu einem wertvollen Rückzugsort für Flora und Fauna entwickelt. Auf den im Eigentum der Stadt Ingelheim und des Landes Rheinland-Pfalz befindlichen Flächen finden heute zahlreiche Tier- und Pflanzenarten eine neue Heimat.

Bereits seit 2015 wurden gezielte naturschutzfachliche Maßnahmen umgesetzt, um die ökologische Qualität des Polders zu steigern: „Um dieses Vorhaben realisieren zu können, bedurfte es zunächst einer Flurbereinigung, damit die Stadt Eigentümerin der Flächen werden konnte. Erst 2015 konnten die Flächen in Pflege genommen werden“, erklärt die Beigeordnete und Umweltdezernentin Dr. Christiane Döll. Ehemalige Ackerflächen wurden in Grünland umgewandelt, verbuschte Bereiche freigestellt und Uferzonen abgeflacht. Durch die Anlage von Schluten und Mulden entstand ein vielfältiges Biotopmosaik – ideale Voraussetzungen für Vogelarten wie Blaukehlchen, Neuntöter oder Rohrweihe.

Künftig soll die Pflege der Landschaft ganzjährig durch eine extensive Beweidung erfolgen. „Diese positive Entwicklung für Flora und Fauna möchten wir nun weiter unterstützen. Die Offenhaltung der Polderlandschaft mit seiner Artenvielfalt aus unterschiedlichen Lebensraumtypen soll durch eine ganzjährige, naturnahe Beweidung des Gebietes mit Robustrindern und Schafen erhalten und weiterentwickelt werden“, so Döll weiter. Mit der Landschaftspflege beauftragt wurde Hans Gugumus vom Betrieb „Grasfresser – Galloways vom Altrhein“. Bis zu 20 Galloway-Rinder – eine robuste schottische Rinderrasse – werden künftig auf der Fläche grasen. „Ich freue mich sehr über die große Fläche, auf der meine Tiere nun grasen dürfen“, sagt Gugumus.

Die naturnahe Beweidung bietet viele Vorteile:

Nicht nur die Offenhaltung des Grünlandes ist entscheidend, sondern auch die entstehenden Mikrostrukturen durch das Weideverhalten der Tiere. „Es entstehen strukturreiche Gras- und Krautbestände und durch Viehtritte Offenböden, die für eine Vielzahl an Insekten und Spinnen einen wichtigen Lebensraum darstellen. Und besonders die Dunghaufen sind ideale Lebensräume für viele spezielle Käferarten, die wiederum Vögeln, Eidechsen und Amphibien als wertvolle Nahrungsquelle dienen“, erläutert Döll.

Begleitet wird das Projekt durch ein umfassendes Monitoring, um die ökologischen Effekte genau im Blick zu behalten. „Um die Entwicklung auf der Fläche zu überwachen und gegebenenfalls nachzusteuern, wenn die naturschutzfachlichen Ziele nicht erreicht werden, wurde ein begleitendes Monitoring durch das Büro Naturplan Darmstadt beauftragt“, erklärt Philipp Lutzenburg, Projektleiter im Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt. Untersucht werden unter anderem die Auswirkungen der Beweidung auf Vögel, Amphibien sowie die Lebensraumtypen – ein wichtiger Beitrag zur langfristigen Sicherung der Biodiversität im Ingelheimer Polder.