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Beschäftigte und Betriebsrat erfuhren es über die Medien: Stellantis plant wohl Opel zu zerschlagen. Die Konzernmutter will dem deutschen Traditionshersteller die rechtliche Verantwortung über die Werke in Rüsselsheim und Eisenach entziehen und prüft nun, wie das gehen könnte. „Finger weg von unserem Blitz“, entgegnet die IG Metall.


„Was Opel hier angekündigt hat, folgt keiner wirtschaftlichen Logik“

Zuerst bekam es das Handelsblatt aus Konzernkreisen spitz, dann bestätigte die Konzernzentrale in Amsterdam: „Um die Zusammenarbeit und Flexibilität innerhalb des Stellantis-Produktionsverbunds noch weiter zu stärken, prüfen wir, die Produktionsstätten Rüsselsheim und Eisenach in eigene Rechts- und Produktionsorganisationen zu entwickeln.“ Übersetzt heißt das Laut der IG Metall: „Stellantis will die Werke direkt unter seine Fuchtel bekommen und so Opel und seine Betriebsräte ausbooten.“

Uwe Baum, Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzender, enttarnt, worum es Stellantis geht: „Was Opel hier angekündigt hat, folgt keiner wirtschaftlichen Logik. Es ist vielmehr der Versuch einer Flucht aus der Mitbestimmung. Die Zerschlagung dient einzig und allein dem Ziel, die erfolgreiche Mitbestimmung in Deutschland zu schwächen.“

IG Metall und Betriebsrat entkräften Stellantis Argumente

Die Stellantis Manager argumentieren, ihr Vorgehen würde Arbeitsplätze sichern. Denn: „So soll auch sichergestellt werden, dass alle Stellantis-Produktionsstandorte für alle Stellantis-Marken produzieren können.“ Doch IG Metall und der Opel-Gesamtbetriebsrat zeigen auf, dass diese Argumente vorgeschoben sind: Um in allen Werken alle Fahrzeuge des Konzerns produzieren zu können, braucht es keine Herauslösung aus Opel − das belegt die Produktion des DS4 in Rüsselsheim. Der Kompaktwagen von Citroens Edelableger soll dort gefertigt werden. Die Hessen stecken bereits mitten im Produktionsanlauf.

Auch ist eine Vergleichbarkeit der Leistungsfähigkeit der Werke nicht abhängig davon, ob sie zu Opel Automobile GmbH gehören oder eine eigenständige Gesellschaft bilden. Vielmehr sind Gesamtbetriebsrat und IG Metall überzeugt, dass die Flexibilität unter den deutschen Standorten durch eine Ausgliederung in eigenständige Gesellschaften vermindert wird. Aus diesem Grund war zuletzt Eisenach auch wieder direkt in die Opel-Familie zurückgeführt und integriert worden. Eisenach war nach der Wende bis 2013 schonmal ein eigenständiges Werk.


Stellantis macht Werk in Eisenach mit Kurzarbeit dicht

Mit der Ausbootung durch die Hintertür hatte Stellantis ein paar Tage zuvor in Eisenach bereits begonnen. Die Chefetage im Steuerparadies Amsterdam beschloss Kurzarbeit Null bis Ende des Jahres für die Beschäftigten in Thüringen. Schuld sei der Chipmangel, so die Erklärung. Doch der Chipmangel ist selbstverschuldet.

Zum einen verpasste das Management, den Markt richtig einzuschätzen und rechtzeitig genügend Halbleiter zu besorgen. Zum anderen dreht die Konzernzentrale in Amsterdam Eisenach den Hahn zu. Sie verteilt die Halbleiter auf andere Werke. So soll der Opel Grandland die nächsten Monate nicht in Eisenach, sondern im französischen Sochaux gebaut werden. Bernd Lösche, Betriebsratsvorsitzender in Eisenach, kann nur den Kopf schütteln, denn die Franzosen hatten das Auto längst aus ihrem Produktionsportfolio genommen: „Den dort anlaufen zu lassen, kostet viel Zeit und Geld“, erklärt der Metaller. Und das auch die deutschen Steuerzahler.

Die Beschäftigten in Eisenach fürchten nun, die Kurzarbeit könnte der erste Schritt zur Werkschließung sein. Doch die Beschäftigten des Traditionsunternehmens können sich sicher sein, für die IG Metall und den Betriebsrat sind die Koordinaten klar umrissen: Keine Zerschlagung, dafür Erhalt der Mitbestimmung und Sicherung der Arbeitsplätze an allen Opel-Standorten,“ betont Jörg Köhlinger, Leiter des IG Metall Bezirks Mitte.

Auch den Unternehmen in Mainz und Wiesbaden liegt Opel am Herzen: Manuela Matz und Dr. Oliver Franz zu der geplanten Opel-Zerschlagung in Rüsselsheim