In dieser Serie kommt das andere Ende der Leine zu Wort: Der Don. Näpfe hinstellen, Türen aufhalten oder beim Straßenqueren auf Autos achten. Es ist nicht so, dass der Dicke für gar nichts gut wäre. Doch das wahre Hundeleben findet mit Artgenossen statt. Und da gibt es gute Nachrichten.

Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich zuerst in Pflegestationen gelebt. Da war es recht hilfreich, dass ich mich mit anderen Hunden gut vertrage. Solange keine Leckerlis im Spiel sind, gibt es mit mir keinen Stress. Ich mag andere Hunde.

Da sind es gute Nachrichten, die aus dem Saarland kommen: Demnächst wird die Familie größer. Sam zieht ein. Zwar sehe ich ihn nur bei meinen Besuchen – aber das ist doch auch schon was. Mit Rocky waren das ebenfalls schöne Tage.

Rocky lebte bei den Eltern des Dicken. Er war der erste Hund, den ich in Mainz kennengelernt habe. Wir haben sogar zusammen auf dem Kissen geschlafen und nie Krach gehabt. Gut. Bis auf das eine Mal. Aber da wollte er mir mein Leckerli klauen.

Ich bin immer froh, wenn andere Hunde da sind. Ich mein, ich lebe mit dem Dicken zusammen… Wärt Ihr da nicht auch froh, wen Gescheites zu treffen?

Spielen mit dem Dicken ist nur bedingt schön

Beim Schorsch habe ich einen besten Kumpel. Wegen ihm gehen wir dort überhaupt erst hin. Als wir dort spazieren waren, hat sein Frauchen den Dicken angesprochen, er solle mal herkommen, sie wolle sehen, ob Luke und ich uns vertragen. Das haben wir. Mit ihm habe ich mir sogar die Brötchen geteilt. Mehr Anerkennung kann ich nicht aussprechen.

Der Dicke ist durchaus bereit mit mir zu spielen. Doch auch wenn ihn das kränkt: Ich mag es nicht. Es macht keinen richtigen Spaß, wenn am Ende der andere sagen darf, was geht und was nicht. Was nützt es mir, wenn ich den Ball erobere – und dann wieder hergeben muss?

Zudem sprechen wir eine andere Sprache. Ein Blick von einem anderen Hund sagt mir immer mehr, als wenn der Dicke stundenlang auf mich einredet. So muss der Dicke plärren, fluchen und betteln, um mich zu beruhigen, wenn ich anfange zu stressen – etwa weil ich auf Essen hoffe. Barney hat mir da neulich in den Nacken geknappt. Das habe ich sofort verstanden – und beherzigt.

Ein ehemaliger Chef des Dicken hält immer zwei Hunde: einen ganz jungen und einen weniger jungen. Der zweite erzieht den ersten. Das ergibt Sinn. Denn manches machen wir untereinander besser aus, als wenn sich die Dicken einmischen.

Hunde brauchen Hunde

Mein Dicker lässt mich grundsätzlich zu anderen Hunden. Zu seinen weniger schlechten Seiten gehört, dass er die anderen Besitzer anspricht und bei Laune hält. Das klappt dann oft ganz gut. Aber manche halten ihren Hund wie ein Segel im Orkan, wenn diese auf einen anderen treffen.

Das endet oft blöd. Kommen wir doch ins Gespräch, kann es in Streit ausarten, weil die Panik des Herrchens sich auf den Hund überträgt. Oder diese Tiere bleiben alleine. Ohne Kontakt zu anderen Hunden. Die Überängstlichen wissen dabei gar nicht, was sie uns damit antun.

Alleine mit dem Dicken zu leben, hat seine Vorteile: Die Couch ist immer frei, mein Napf gehört mir. Aber manchmal wünschte ich mir, es wären noch andere Hunde da. So wie bei „Bob Marley The Paradise Hound“. Seinem Frauchen verdanke ich meine neue Leine. Er lebt mit zwei Schwestern zusammen, wie ich in seiner Autobiographie gelesen habe. Schöne Geschichten. Muss nett sein. Im Rudel.

Mein Rudel ist im Saarland. Oder die Leute beim Schorsch. Auch wenn ich mir wünschen würde, dass Luke mal wieder öfters vorbei schaut. Es muss ja nicht gerade sein, wenn es etwas zu essen gibt.

Der Dicke und ich, ich im Vordergrund. Selfie: Der Don

Die anderen Teile der Serie findet Ihr hier.