Inmitten der sanften Hügel des Taunus, zwischen den Städten Kronberg und Königstein, liegt ein Ort, der seit Jahrzehnten Generationen von Besuchern begeistert: der Opel-Zoo. Als einer von zwei großen, wissenschaftlich geführten Zoos im Rhein-Main-Gebiet – neben dem Zoo Frankfurt – ist der Opel-Zoo eine Institution der Tierhaltung, Forschung und Erholung. Mit jährlich rund 580.000 Besuchern zählt er zu den bedeutendsten Freizeit- und Kultureinrichtungen Hessens.
Gründung und frühe Jahre
Die Ursprünge des Opel-Zoos reichen in das Jahr 1955 zurück, als der „Kronberger Tiergarten“ gegründet wurde. Initiator war der Unternehmer und Tierfreund Georg von Opel. Schon ein Jahr später, 1956, entstand der offizielle Trägerverein „Georg von Opel – Freigehege für Tierforschung e.V.“. Ziel war es, ein Freigehege zu schaffen, das nicht nur Erholungsraum für die Besucher sein sollte, sondern auch wissenschaftlichen Zwecken diente. Die ersten drei Elefanten, die 1955 aus Afrika eintrafen, setzten ein frühes Zeichen für die Ambitionen der jungen Einrichtung.
Die Forschung und Arterhaltung standen von Beginn an im Mittelpunkt: Bereits 1960 gelang im Opel-Zoo die erste deutsche Zucht des Mesopotamischen Damhirsches – eine Art, die ohne die Bemühungen solcher Institutionen möglicherweise ausgestorben wäre. In den 1960er Jahren sorgte der Zoo auch mit der erfolgreichen Geburt Afrikanischer Elefanten für Aufsehen: 1965 und 1968 wurden Elefantenkälber geboren, ein damals seltenes Ereignis in zoologischen Gärten weltweit.
Nach dem Tod des Gründers: Jahre des Umbruchs
1971 verstarb Georg von Opel im Alter von 59 Jahren. Sein Tod leitete eine schwierige Phase für den Zoo ein: Die finanzielle Unterstützung durch den Gründer fiel weg, und infolge dessen stagnierte die Weiterentwicklung. Über die Jahre hinweg entstand ein erheblicher Investitionsstau, der bis zum Ende des 20. Jahrhunderts deutlich spürbar wurde. Dennoch blieb der Opel-Zoo eine beliebte Ausflugsdestination und bewahrte sich seinen besonderen Charakter als naturnaher, weitläufiger Zoo.
2007 ging der Zoo schließlich in die gemeinnützige „Opel Hessische Zoostiftung“ über, womit eine neue Ära eingeläutet wurde. Seitdem finanziert sich der Opel-Zoo ausschließlich durch Eintrittsgelder und Spenden, ohne regelmäßige staatliche Zuschüsse.
Philosophenweg und Zugangskontroversen
Ein besonderes Kuriosum der Zooanlage war der sogenannte „Philosophenweg“, ein öffentlicher Fußweg, der mitten durch das Zoogelände führte. Lange Zeit konnten Spaziergänger entlang dieses Weges einen Blick auf die Tiere werfen, ohne Eintritt zu bezahlen. Dies führte jedoch zu Diskussionen über die Finanzierungsgerechtigkeit. 2009 wurde zunächst ein Passierscheinmodell eingeführt, das den Aufenthalt auf 30 Minuten begrenzte. Seit 2022 ist der Weg vollständig in den Zoo integriert und nur noch mit Eintrittskarte oder Durchgangskarte für Kronberger und, seit 2023, auch für Königsteiner Bürger zugänglich.
Lage und Erreichbarkeit
Der Opel-Zoo liegt ideal an der Bundesstraße 455 zwischen Kronberg und Königstein. Besucher erreichen ihn bequem über mehrere Buslinien (261, X26 und X27) oder mit dem Auto. Rund 1.200 Parkplätze, verteilt auf verschiedene Areale, stehen zur Verfügung, darunter der großflächige Waldparkplatz. Vom höher gelegenen Gastronomiebetrieb aus bietet sich ein herrlicher Überblick über das Zoogelände.

Moderne Entwicklungen und neue Anlagen
Ein bedeutender Meilenstein in der Modernisierung des Opel-Zoos war die Errichtung einer neuen Elefantenanlage. Die alte Anlage, in der die Tiere nachts angebunden werden mussten, entsprach nicht mehr modernen tiergärtnerischen Ansprüchen. Für rund 11,2 Millionen Euro entstand eine neue, weitläufige Anlage, die 2013 eröffnet wurde – finanziert zu einem großen Teil durch Spenden und kreative Aktionen wie einen Elefanten-Song-Contest.
Die Elefantengruppe hat in den letzten Jahren einige Veränderungen erlebt. Nach dem Tod der langjährigen Elefantenkühe Wanki (2014), Aruba (2020) und Zimba (2021) kamen neue Tiere aus anderen europäischen Einrichtungen hinzu. Heute besteht die Gruppe aus den Elefantenkühen Lilak, Kariba, Cristina sowie dem Bullen Tamo und dem Jungtier Neko.
Weitere wichtige Erweiterungen des Zoos waren:
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Die Eröffnung der Afrika-Savanne 2006, einer über zwei Hektar großen Anlage für Giraffen, Zebras, Gnus und Antilopen.
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Der Bau einer modernen Anlage für Brillenpinguine im Jahr 2016.
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Die Madagaskar-Voliere (2021) für Kattas und Rote Varis.
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Die kontinuierliche Erneuerung und Erweiterung des Waldreviers für europäische und asiatische Wildtiere sowie der Bau eines Südamerika-Bereichs.
Zukunftspläne
Die Verantwortlichen des Opel-Zoos ruhen sich nicht auf den bisherigen Erfolgen aus. Große Projekte sind in Planung: eine Anlage für Panzernashörner, Schabrackentapire, Flusspferde und weitere asiatische Tierarten soll entstehen. Ziel ist es, den Tieren noch naturnähere Lebensräume zu bieten und den Artenschutzgedanken weiter in den Mittelpunkt zu rücken.
Arterhaltung und internationale Zusammenarbeit
Die Rolle des Opel-Zoos in der internationalen Arterhaltung kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Der Zoo führt unter anderem das Zuchtbuch für den Mesopotamischen Damhirsch und Giraffen im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP). Viele der heute in Zoos gehaltenen Mesopotamischen Damhirsche haben ihre Wurzeln in Kronberg – ein großer Erfolg im Kampf gegen das Artensterben.
Der Opel-Zoo hat es geschafft, Tradition und Moderne in Einklang zu bringen. Er bleibt seiner ursprünglichen Bestimmung als Forschungs- und Erholungsstätte treu und entwickelt sich zugleich stetig weiter. Mit seinem Fokus auf Bildung, Artenschutz und nachhaltige Tierhaltung ist er ein bedeutender Botschafter für den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur.
Wer den Zoo heute besucht, erlebt nicht nur eine faszinierende Tierwelt, sondern auch ein Stück lebendige Geschichte – ein Ort, an dem Entdeckungsfreude und Naturschutz Hand in Hand gehen.