Foto: Verbraucherzentrale NRW

Immer mehr Menschen greifen zu reduzierten Lebensmitteln, um beim Einkauf Geld zu sparen. Insbesondere Produkte, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatums stehen, gelten als günstige Alternative. Doch ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt: Reduzierte Lebensmittel mit nur noch kurzer Haltbarkeit sind nicht immer günstiger – und können Verbraucher sogar täuschen.

Sparen – aber nicht um jeden Preis

Ernährungsfachleute prüften im Rahmen des Projekts „Gesund und nachhaltig essen mit kleinem Budget“ rund 120 gekühlte Produkte in Supermärkten und Discountern in vier Bundesländern. Das Ziel: Herausfinden, ob sich der Kauf der reduzierten Artikel wirklich lohnt. Der Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt dabei ein widersprüchliches Bild. Zwar konnten die Tester im Schnitt 32 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Preis einsparen – doch echte Schnäppchen waren nicht immer dabei. In fast jedem zweiten Fall war ein vergleichbares Produkt ohne Rabatt sogar günstiger. So identifizierten die Prüfer 27 vergleichbare Produkte, von denen in 15 Fällen der reguläre Preis unter dem reduzierten lag. Damit zeigt der Marktcheck der Verbraucherzentralen, dass ein Preisvergleich selbst bei vermeintlichen Sonderangeboten unerlässlich bleibt.

Preisangaben oft unklar – Verbraucher stehen vor Hürden

Neben dem überraschenden Preisbild stellte der Marktcheck der Verbraucherzentralen auch Mängel in der Kennzeichnung fest. Nur bei 16 der 119 untersuchten Produkte war der neue Preis klar ersichtlich. In den meisten Fällen mussten sich Kunden den Endpreis selbst ausrechnen, da nur eine Prozentangabe auf dem Etikett stand. Das erschwert nicht nur die Orientierung, sondern behindert auch den Vergleich mit nicht-reduzierter Ware. Auch die Platzierung ließ zu wünschen übrig: Obwohl sich 91 der reduzierten Artikel im Kühlregal neben den regulären Produkten befanden, wurden andere lieblos in schlecht einsehbaren Kisten deponiert. Der Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt somit auch Defizite in der Präsentation der Angebote auf. Marlene Bär von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz fordert deshalb mehr Wertschätzung im Umgang mit reduzierter Ware und eine klare, sichtbare Kennzeichnung.

Lebensmittelpreise steigen – Rabatte reichen nicht aus

Der Hintergrund für die verstärkte Suche nach Schnäppchen ist eindeutig: Die Preise für Nahrungsmittel sind im März um 2,4 Prozent gestiegen – deutlich stärker als noch im Januar. Gleichzeitig nimmt die Kaufkraft vieler Haushalte ab. Vor allem für Menschen mit geringem Einkommen bleibt der Wocheneinkauf eine finanzielle Herausforderung. Zwar kann der Kauf rabattierter Ware kurzfristig entlasten, doch laut Bär bietet er keine verlässliche Lösung. Denn der Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt, dass solche Angebote oft unregelmäßig erscheinen und stark schwanken. Wer auf günstige Lebensmittel angewiesen ist, kann sich darauf nicht verlassen. Vielmehr braucht es strukturelle Maßnahmen, um langfristig gesunde und preiswerte Ernährung für alle sicherzustellen.

Reduzierte Lebensmittel – eine Ergänzung, keine Lösung

Fazit: Der Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt, dass reduzierte Lebensmittel mit kurzer Haltbarkeit kein Garant für echte Einsparungen sind. Ohne transparente Preisangaben und faire Platzierung wird der Einkauf zur Herausforderung. Wer sparen will, muss genau hinschauen – und darf sich nicht auf Rabattschilder verlassen. In Zeiten steigender Lebensmittelpreise kann die Politik nicht allein auf kurzfristige Verbraucherentscheidungen setzen. Dauerhaft niedrige Preise, transparente Informationen und eine faire Gestaltung des Marktes sind unverzichtbar.

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