Am Montag (27. März 2023) beabsichtigen die Gewerkschaften Verdi und EVG in Deutschland einen gemeinsamen Warnstreik durchzuführen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Diese Maßnahme wird erhebliche Auswirkungen auf den Verkehrssektor haben, da nahezu alle Bahnverbindungen eingestellt werden und auch der öffentliche Personennahverkehr zum Erliegen kommt.

Bodenpersonal und Flughafen Feuerwehr sollen streiken

Darüber hinaus werden auch Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, beispielsweise der Flughafenfeuerwehr, ihre Arbeit niederlegen, was zu Flugausfällen führen wird. Sogar auf den Straßen wird es schwierig werden, da auch Mitarbeiter der Autobahngesellschaft des Bundes sich dem Streik anschließen werden und somit Tunnel geschlossen werden müssen. (Sperrung Tunnel Mainz-Hechtsheim)

Die Wahl des Streiktages ist taktisch klug getroffen worden, da am 27. März die nächste Verhandlungsrunde für die 2,5 Millionen Angestellten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen beginnt.

Verdi fordert aufgrund der aktuellen Rekordinflation eine Lohnerhöhung von 10,5 Prozent oder zumindest 500 Euro pro Monat mehr, insbesondere um Geringverdienern eine Entlastung zu ermöglichen.

Nach Aussage von Innenministerin Nancy Faeser (52, SPD) würde ein solches Lohnplus für Angestellte und Beamte den Bund 4,7 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Faeser schlägt jedoch lediglich eine Lohnerhöhung von 5 Prozent, aufgeteilt auf zwei Jahre, sowie eine einmalige Zahlung von 2500 Euro vor.

Die EVG hingegen verlangt sogar eine Erhöhung der Löhne um 12 Prozent oder mindestens 650 Euro pro Monat. Die Deutsche Bahn hat noch kein Angebot für ihre 180.000 Beschäftigten vorgelegt. Die Parteien werden sich am kommenden Dienstag zur zweiten Runde treffen, jedoch gilt eine Einigung als unwahrscheinlich.

Die Planung des Streiks erfolgt unter strenger Geheimhaltung

Verdi hat sich gestern weder zur Bestätigung noch zur Verneinung der geplanten Aktion geäußert. Die stellvertretende Vorsitzende der EVG, Cosima Ingenschay (44), zuständig für die Tarifverhandlungen, erklärte gegenüber BILD am SONNTAG: „Falls wir streiken, werden wir die Arbeitsniederlegung rechtzeitig ankündigen. Wir koordinieren uns selbstverständlich mit Verdi, um keinen Wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten zu verursachen, sondern für alle Arbeitnehmer in der Mobilitätsbranche gute Löhne zu erzielen.“

Die Bahn hat bereits Vorkehrungen für den geplanten Streiktag getroffen, nachdem sie von der bevorstehenden Aktion in Kenntnis gesetzt wurde.

Die Gewerkschaften können auf breite Unterstützung bei den Bürgern zählen: Laut einer Insa-Umfrage für BILD am SONNTAG vom Freitag haben 53 Prozent Verständnis für flächendeckende Streiks, während 38 Prozent dies nicht tun.

Der Druck durch den Streik hat bei der Deutschen Post zu einer Einigung geführt: Kurz bevor Verdi-Mitglieder in einen unbefristeten Arbeitskampf getreten wären, wurde ein Tarifvertrag für die 160.000 Beschäftigten vereinbart. Dieser beinhaltet eine Inflationssonderzahlung von 3000 Euro sowie eine Gehaltserhöhung von 340 Euro im Monat ab April 2024.

Streik bei der Post konnte abgewendet werden

Am Wochenende wurde ein unbefristeter Streik der Briefträger erfolgreich verhindert. Die Deutsche Post DHL und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi haben sich am Samstag auf einen neuen Tarifvertrag für die 160.000 Tarifbeschäftigten in Deutschland geeinigt. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von zwei Jahren und endet Ende 2024. Laut Angaben des Bonner Dax-Unternehmens beinhaltet der Vertrag Lohnsteigerungen von durchschnittlich 11,5 Prozent. Ursprünglich hatte Verdi eine Erhöhung um 15 Prozent gefordert, allerdings nur bei einer Laufzeit von einem Jahr.

Trotzdem bezeichnete Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis das Ergebnis als positiv und sagte, dass es ohne den Druck und die hohe Streikbereitschaft der Mitglieder nicht erreicht worden wäre. Nach Berechnungen der stellvertretenden Gewerkschaftsvorsitzenden hat die Deutsche Post ihr Angebot im Vergleich zur letzten Verhandlungsrunde im Februar um 25 Prozent verbessert. In den kommenden Wochen sollen die Verdi-Mitglieder über den Kompromiss abstimmen, wobei die Gewerkschaftsführung die Annahme empfiehlt. Erst am Donnerstag hatten 86 Prozent der Mitglieder in einer Urabstimmung die frühere Offerte der Post abgelehnt und sich für unbefristete Streiks ausgesprochen.

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