Nachrichten Wiesbaden/Frankfurt am Main – Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Hessische Landeskriminalamt führen derzeit umfangreiche Ermittlungen gegen 17 Polizeibedienstete des 1. Polizeireviers in Frankfurt. Am Freitag, 10. Oktober 2025, wurden Durchsuchungsbeschlüsse für vier Dienststellen und 21 Wohnanschriften vollstreckt. Den Beamten im Alter von 24 bis 56 Jahren, die im Streifendienst sowie in vorgesetzten Dienstgruppen tätig sind, wird vorgeworfen, zwischen Februar und April 2025 sechs Männern während oder nach deren Festnahme unberechtigt körperlichen Schaden zugefügt oder dies geduldet zu haben.
Manipulation von Ermittlungsverfahren zur Rechtfertigung
Zudem sollen mehrere Beschuldigte gegen fünf der betroffenen Personen Ermittlungsverfahren wegen Widerstands und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte eingeleitet haben. Diese dienen mutmaßlich der nachträglichen Rechtfertigung ihres eigenen Handelns und der angewandten Gewalt.
Beweismaterial durch interne Videoaufzeichnungen
Einige der Vorfälle wurden durch polizeieigene Videoaufzeichnungen dokumentiert – darunter Bodycams, Überwachungskameras im Revier und öffentliche Videoanlagen. Dank der internen Hinweise konnten die Ermittlungen schnell aufgenommen und komplexe Tatbeteiligungen erfasst werden.
Tatvorwürfe in mehreren Komplexen
Die Ermittlungen umfassen aktuell:
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Sechs Komplexe mit 22 Tatvorwürfen wegen Körperverletzung im Amt gegen 17 Bedienstete
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Vier Komplexe mit 11 Tatvorwürfen wegen Strafvereitelung im Amt gegen 10 Bedienstete
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Fünf Komplexe mit 14 Tatvorwürfen wegen Verfolgung Unschuldiger gegen 11 Bedienstete
Etwa 150 Beamtinnen und Beamte des Hessischen Landeskriminalamtes sowie Staatsanwälte waren an den heutigen Einsatzmaßnahmen beteiligt. Zahlreiche Mobiltelefone und Datenträger wurden sichergestellt und werden nun ausgewertet.
Statement von Polizeipräsident Stefan Müller in Frankfurt
Polizeipräsident Stefan Müller erklärte: „Die Vorwürfe sind sehr gravierend. Menschen im Gewahrsam müssen vor Übergriffen geschützt werden. Polizeibeamte, die Körperverletzungen im Amt begehen, verletzen ihre grundlegendsten Dienstpflichten.“ Er unterstrich die besondere Verantwortung der Führungskräfte und forderte alle Polizistinnen und Polizisten auf, bei Fehlverhalten sofort einzuschreiten und dies zu melden.
Müller betonte zudem: „Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in eine integre Polizei ist Grundvoraussetzung für unser tägliches Handeln. Die aktuellen Verdachtslagen erschüttern mich und gefährden das Ansehen unserer Polizei.“
Disziplinarverfahren und weitere Unterstützung
Unverzüglich leitete der Polizeipräsident Disziplinarverfahren ein und verhängte Dienstverbote gegen die Betroffenen. Das Polizeipräsidium Frankfurt unterstützt die laufenden Ermittlungen des Hessischen Landeskriminalamts umfassend. Weitere Informationen werden im Laufe des Tages erwartet.
Keine Hinweise auf extremistisches Motiv
Bislang gibt es keine Anhaltspunkte für ein extremistisches Motiv hinter den Vorfällen.
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