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Aus einer kleinen Delle ist eine riesige Baustelle geworden: Schon von weitem ist auf dem Gelände der Zentralkläranlage die große gelbe Ramme zu sehen, die ellenlange Spundwände in den Boden rammt. Bagger graben das Erdreich auf und transportieren Betonschwellen vom hinteren Tor ab.  „Es bleibt kein Stein auf dem anderen“, seufzt Stadtwerkeleiterin Saskia Kirsch mit Blick auf die aufgewühlte Erde.


Aus einer kleinen Delle wurde eine große Baustelle

Anfang Juli hatte sich herausgestellt, dass eine kleine Delle im Asphalt durch einen Bruch des Hauptkanals verursacht worden war, der Abwasser aus Leeheim, Erfelden, Goddelau, Crumstadt und dem Philippshospital in die Zentralkläranlage führt. Lediglich das Abwasser aus Wolfskehlen hat eine andere Zuleitung. Da alle Kanäle auf dem Gelände von Korrosion betroffen sind, werden auch alle erneuert, nicht nur die im Sommer gebrochene Nord-Süd-Leitung, sondern auch die West-Ost-Leitung, die das interne Abwasser der Anlage transportiert. „Dieser Kanal wird nicht ganz so belastet, deswegen ist hier noch nichts passiert“, erklärt die Stadtwerkeleiterin.

Wurden zunächst die Abwässer über zwei Schläuche um die Bruchstelle umgeleitet, hat diese Aufgabe nun ein großes, oberirdisch verlegtes Rohr übernommen. „Das ist ein Hamburger Heber, ein ganz altes System“, erläutert Kirsch: Durch Ansaugen des Abwassers wird ein Vakuum erzeugt, sodass es durch den tiefer liegenden Ablauf abfließen kann. „Wichtig ist nur, dass das Vakuum nicht abreißt.“ Sollte dies doch mal der Fall sein, springen kurzzeitig zwei Pumpen an, bis das System wieder steht. Die Rohrleitung mit einem Innendurchmesser von 40 Zentimeter ist gegenüber den anfangs eingesetzten Schläuchen weniger störanfällig, weil es einfacher auch Dickstoffe transportieren kann.

Rund 2,5 Millionen Euro Kosten

Alleine die Einrichtung und Unterhaltung des Abwasserhebers kostet rund 160.400 Euro. Für die komplette Kanalsanierung und die provisorische Oberflächenherstellung wurden rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt, hinzu kommt dann unter anderem noch die endgültige Gestaltung der Oberfläche.

Während der Betrieb auf der Zentralkläranlage weiterläuft, wird mit Hochdruck an den neuen Leitungen gearbeitet. Weil das Grundwasser wegen der nahen ICE-Strecke nicht um zwei Meter abgesenkt werden kann, wie es bei einem offenen Kanalbau notwendig wäre, wird mit unterirdischen Vorrohrtrieb gearbeitet. Dafür laufen zurzeit die Vorarbeiten: Wasserdichte Spundwände werden bis auf eine Tiefe von 14 Metern in den Boden gerammt. Sie sichern die sieben Meter tiefen Gruben, in denen der Rohrvortrieb startet und endet. Da das Grundwasser auf drei Metern steht, muss hier im Wasser gebaut werden. So wird als nächster Schritt eine Unterwasserbetonsohle gebildet, die mit Spundwänden verzahnt und abgedichtet wird. Taucher werden überprüfen, ob die Sohle eben genug für die Verlegung der Rohre ist.

Neues Tor muss ausgebaut werden

Während an den Baugruben gearbeitet wird, wird parallel dazu das hintere Tor samt Schwellen ausgebaut und gesichert – zum großen Frust der Stadtwerkeleiterin. „Das ärgert mich maßlos, weil wir vor zwei Jahren die gesamte Umzäunung neu gemacht haben. Aber selbst bei der Breite von fünf Metern kommen wir dort mit der Maschine für den Vortrieb nicht durch.“ Normalerweise werde eine solche Baustelle weit im Voraus geplant, erläutert Kirsch. Das war hier wegen des Schadensfalls nicht möglich. „Wir Planen quasi im Bau. Das ist sehr aufwendig und bedarf einer sehr guten Kommunikation. Aber bisher läuft es gut“, so die Stadtwerkeleiterin.