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Hier kommt das andere Ende der Leine zu Wort: der Don. Aus dem Badezimmer ist noch nie etwas Gutes gekommen. Doch was da jetzt rumliegt, lässt mich erschaudern: Der Dicke liest ein Buch über die Zucht von Jagdterriern. Hallo? Ich will meine Ruhe haben.

Ich bin gerne ein Jagdhund. Nichts liebe ich mehr als eine Wiese, die voller Fährten ist. Gerne schaue ich den Kaninchen zu, wie sie sich im Gebüsch verstecken. Daher könnte ich stundenlang am Waldrand auf und ab patrouillieren.

Doch bei der Jagd gibt es auch etwas, das mir noch nie gefallen hat: das Gewehr. Ich hasse Schießen. Krach jeder Art, um genauer zu sein. Über Silvester würde ich am liebsten ganz auswandern – oder wenigstens im Haus bleiben. Meine früheren Besitzern war nicht klar zu machen, dass Jagd ohne Gewehr viel lustiger ist. Und fairer.

Jetzt hat der Dicke „Der Deutsche Jagdterrier“ neben der Toilette liegen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich Bosnier bin: Das Buch erzählt davon, wie die Rasse Anfang der 20er – also der anderen 20er, der 1920er – begründet wurde. Ich habe kurz rein gelesen, bis zu der Stelle, an der es heißt: Hunde mit der falschen Farbe müssten „natürlich ausgemerzt“ werden. Arschloch. Wegen Leuten wie Dir bin ich in der Tötungsstation gelandet. Und weil ich Schießen nicht vertrage, was von manchen als Nachteil für einen Jagdhund gesehen wird.

Tablett statt Gewehr

Nun mag man über Gewehre denken, wie man will. Aber ich denke, wir sind uns einig, dass sie nicht in die Hände vom Dicken gehören. Der sagt zwar immer, dass er als Soldat eines getragen habe. Aber ich denke mir dann immer: Ja, die wissen aber auch, warum sie es nach acht Wochen gegen ein Tablett ausgetauscht haben.

Damit verbinde ich die Hoffnung, dass es nur bei der Lektüre von „Der Deutsche Jagdterrier“ bleibt. Er hat es ja auch geschafft, „Ivanhoe“ zu lesen, ohne sich eine Ritter-Rüstung zuzulegen. Oder ein Pferd.

Zudem verknüpfe ich eine andere Hoffnung mit dem Buch. Zwischen all dem Blödsinn empfiehlt der Autor, Innereien oder Pansen zu füttern. Mmmhhh. Innereien. Das wäre mal ein Fortschritt. Nicht, dass ich die Sachen aus dem Fressnapf nicht schätzen würde. Aber so ein wenig Frischfleisch dazwischen hätte doch was.

Wir sind beide faul

Insgesamt hoffe ich aber, dass der Dicke nicht anfangen will, einen auf Züchter zu machen. Wir haben uns bisher deshalb so gut verstanden, weil wir die gleichen Hobby haben: Essen, Trinken, Gassi gehen und Faul auf der Couch liegen. Alles andere hat nur zu Frust geführt.

Als ich noch frisch beim Dicken war, hat er mir mehrere Leckerli-Beutel gekauft. Die Idee: Er wirft den Beutel weg, ich bringe den zurück, bekomme ein Leckerli aus dem Sack und dann wirft er ihn wieder weg. Die Praxis: Ich hole den Beutel, reiße ein Loch rein und hole mir die Leckerli selber aus dem Sack. Auf einen Schlag. Nicht nacheinander. So wie ich das mag.

Irgendwann hat der Dicke aufgegeben. Als ich mit „Sitz“ etwas anzufangen wusste und nach „Aus“ nicht mehr auf die Straße gelaufen bin, war er zufrieden. Weil auf eins ist bei ihm Verlass. Auf seine Faulheit.

Wenn der Dicke ein Gewehr will, muss er erst einen Waffenschein beantragen und dann machen. Danach müsste er sich ein Gewehr kaufen, Munition… Ich bin mir ziemlich sicher, dass Jagen auch weiter daraus bestehen wird, dass ich den Waldrand auf und ab patrouilliere. Vielleicht liest er ja dann wieder etwas über Ritter.

Der Dicke und ich, ich im Vordergrund. Selfie: Der Don

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