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Hier kommt das andere Ende der Leine zu Wort: der Don. Es ist passiert. Schon wieder. Der Dicke regt sich auf. Und all das nur weil ich ein wenig umdekoriert habe. Von blinder Zerstörungswut redet der Dicke – die Dramaqueen. Ich finde es so einfach nur bequemer.


Zu den großen Schwächen des Dicken gehört, dass er nicht so gut planen kann wie ich. Mir zum Beispiel ist völlig klar, dass ein Kissen mehr Fläche bietet, wenn man Teile des Innenfutters nach draußen verteilt. Folglich muss man nur die Naht aufbeißen und schon hat man einen Gewinn für alle. Logisch, oder?

Nicht für den Dicken. Er redet davon, dass ich ein Kissen zerstört hätte. Mutwillig. In reiner Zerstörungswut. Doch zum einen handelt es sich bei der Kissen um die schwedische Linie des Delfter Barocks. Und zum anderen macht es das Zimmer viel gemütlicher. Finde ich.

Neben dem Kissen findet sich jetzt ein Federhaufen. Auf dem ruht mein Körper. Der Rest des Kissens bildet eine kleine Erhebung. Wie gemacht für meinen Kopf. Mir gefällt es. Und schließlich hat der Dicke das Kissen für mich gekauft. Gut. Schon bevor ich zu ihm gezogen bin – doch eindeutig bereits mit der Intention, dass dazu der Kopf eines Jagdterriers passen würde.

Der Dicke framt

Doch der Dicke lässt das nicht gelten. Scheinbar führt er Liste darüber, was an seinen Einrichtungsgegenständen ich bereits zerstört hätte. Schon die Wortwahl ist Framing. Zerstört? Verbessert muss es heißen. Verbessert!

Da war zum Beispiel der urtzharte Sessel, den er vorm Fernseher und später auf dem Balkon stehen hatte. Das Später war, nachdem ich den Sessel umgebaut habe. Durch das Loch im Futter hat sich ein ganz neuer Komfort für mich ergeben. Ich lag direkt auf den Federn, was natürlich bequemer ist – und ich lag tiefer und rundum geschützt, was die ideale Position ist, um meine Feinde zu beobachten.

Im Wohnzimmer hätte ich keine Feinde, meint der Dicke. Außer vielleicht ihn. Eben. Das reicht doch schon. Gerade wenn er nach Hause kommt, ist es wichtig, eine Position einzunehmen, aus der erst ich ihn beobachten kann. Denn er kann nach den ersten Blicken in die Wohnung zu einer schrecklichen Diva werden.

Ich weiß es, ich war dabei

Don, du hast den Müll durchstöbert. Don, du hast den Osterhasen vom Regal geklaut. Don, du hast die Tüte mit den Leckerlis geklaut. Ja, ich weiß das. Ich war ja schließlich dabei. Es ist nicht gerade ein Zeichen von Intelligenz, das Offensichtliche zu betonen. Schließlich ändert sich dadurch nichts an der Gesamtsituation.

Letztlich zeugt es vom überholten Weltbild des Dicken. Er sieht sich gefangen in so einer Ernest Hemingway Phantasiewelt, in der es noch die Rollenverteilung zwischen Herr und Hund gibt. So sehe ich mich nicht. Ich bin eher der nervige Untermieter aus der Lindenstraße, der die ganze Zeit nur Unsinn treibt, aber am Ende von allen geliebt wird.

Wegen mir ist auch noch kein Möbelstück zerbrochen. Weil ich draufgelegen hätte, aber zu fett wäre. Sagen wir ein Bett. Wem das passiert ist, darf ich hier nicht erzählen. Das hat der Dicke mir verboten. Und im Moment scheint es mir klüger, ihn nicht noch mehr zu reizen.

Der Dicke und ich, ich im Vordergrund. Selfie: Der Don

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