St. Michael Lörzweiler - Historisch und Aktuell
St. Michael Lörzweiler - Historisch und Aktuell

Inmitten der malerischen Weinberge und Felder des rheinhessischen Lörzweiler erhebt sich ein Gebäude, das nicht nur Zentrum des religiösen Lebens, sondern auch stummer Zeuge einer bewegten Geschichte ist: die katholische Kirche St. Michael. Eingebettet in eine lebendige Pfarrgemeinde, die durch das Miteinander der Generationen geprägt ist, verbindet sie in beeindruckender Weise Tradition und Gegenwart.

Gotische Wurzeln und barocker Neubeginn

Die Anfänge der Kirche reichen bis ins frühe 14. Jahrhundert zurück. Eine erste urkundliche Erwähnung datiert auf den 25. August 1308 – an diesem Tag wurde ein Altar im gotischen Vorgängerbau geweiht. Doch das mittelalterliche Gotteshaus war nicht von Dauer: Ein verheerender Brand im Jahr 1508 zerstörte die Kirche fast vollständig. Trotz zügiger Wiederherstellung blieb das Gebäude über die Jahrhunderte anfällig – Kriege im 17. und 18. Jahrhundert hinterließen ihre Spuren.

Als die alte Kirche schließlich baufällig wurde, verlegte man die Gottesdienste ab 1775 in das nahegelegene „Lörzweiler Schloss“. 1789 wurde die alte Kirche schließlich abgerissen – der Neubau folgte bald. Am 5. September 1791 wurde der neue Altar von keinem Geringeren als dem Mainzer Bischof persönlich geweiht.

Schmuckstück mit Dom-Vergangenheit

Ein besonderes Schmuckstück kam im Jahr 1868 nach Lörzweiler: Der kunsthistorisch bedeutende Hochaltar „Maria Himmelfahrt“, ursprünglich Teil des Mainzer Doms, fand in St. Michael ein neues Zuhause. Zwei Jahre zuvor war bereits eine erste umfassende Innenrenovierung erfolgt.

Die stetig wachsende Gemeinde machte in den 1970er Jahren eine bauliche Erweiterung notwendig. Von 1970 bis 1972 wurde die barocke Kirche saniert und nach Süden hin durch einen modernen Anbau ergänzt. Am 15. Mai 1972 wurde dieser durch den damaligen Mainzer Bischof und späteren Kardinal Hermann Volk feierlich eingeweiht.

Die Orgel: Stimme der Kirche

Die Orgel von St. Michael erzählt ihre ganz eigene Geschichte – eine Geschichte von Aufbruch, Verlust und klanglicher Wiederauferstehung. Die erste Orgel baute Franz Ripple aus Mainz im Jahr 1797. Das Instrument mit zehn Registern war für damalige Verhältnisse beachtlich und erfüllte den Kirchenraum mit feinem Klang. Doch über die Jahrhunderte wurde auch die Orgel mehrfach verändert – zuletzt 1925 durch Orgelbauer Michael Körfer aus Gau-Algesheim.

In den 1970er Jahren fiel das historische Instrument leider der baulichen Umgestaltung zum Opfer. Mit der Erweiterung der Kirche verschwanden Orgel, Emporen und Kirchenbänke – heute ein bedauerter Verlust. Erst 1988 zog eine neue Orgel in die Kirche ein, gefertigt von der renommierten Firma Stahlhuth aus Aachen. Mit 21 Registern und über 1000 Pfeifen bringt sie seither die Wände von St. Michael zum Klingen. Die Disposition gestaltete Diözesan-Kirchenmusikdirektor Gert Augst, während der Amtszeit von Pfarrer Wilhelm Hanf.

2021 wurde die Orgel gründlich gereinigt und neu intoniert – ein notwendiger Schritt nach den Belastungen der Renovierung in den Jahren 2015/2016. Seither erstrahlt der Klang des Instruments wieder in voller Pracht und erinnert an die lange, bewegte Geschichte der Kirche.

Offene Türen und offene Herzen

St. Michael steht nicht nur architektonisch im Mittelpunkt von Lörzweiler, sondern auch im Leben vieler Menschen. Täglich ist die Kirche von 10 bis 17 Uhr geöffnet – ein Ort der Stille, des Gebets und der Begegnung. Gegenüber, in der Rheinstraße 4, befinden sich Pfarrheim und Pfarrbüro. Dort laufen die organisatorischen Fäden zusammen, unterstützt von engagierten Menschen wie Frau Elfriede Zammert im Ortsausschuss.

Was die Kirche von Lörzweiler so besonders macht, ist nicht nur ihre Geschichte aus Stein und Klang – sondern vor allem die Menschen, die sie mit Leben füllen.