Ein dramatisches Flugunglück erschütterte am 29. Juni 1988 die Region Rheinhessen, als zwei F-16-Kampfflugzeuge der US Air Force am frühen Nachmittag über Nackenheim kollidierten und auf der Gemarkung von Bodenheim abstürzten. Beide Maschinen, vom Typ F-16C 25 F des Herstellers Lockheed, gehörten zum 50th Tactical Fighter Wing und waren auf der Hahn Air Base stationiert.
Simuliertes Luftmanöver endet in Katastrophe

Gegen 13:30 Uhr am 29. Juni 1988 führten die beiden erfahrenen Piloten, Captain Mike Crandall (30) und Captain Robert McCormack (31), ein Übungsmanöver durch. In einer Höhe von rund 150 Metern wurde ein Luftkampf im Kurvenflug simuliert. Die Flugsicherung forderte die Piloten auf, ihren Kurs zu ändern, um den geschützten Frankfurter Luftraum zu meiden.
Während Captain McCormack nach rechts abdrehte, setzte Captain Crandall – entgegen der Anweisung – den bisherigen Kurs fort. Wenige Sekunden später kam es zur Katastrophe: Beide Jets kollidierten mit einer Geschwindigkeit von etwa 800 bis 900 km/h an den Tragflächen.
Explosion über unbebautem Gebiet
Den Piloten gelang es, den Absturz über dem Nackenheimer Siedlungsgebiet knapp zu verhindern. Die brennenden Maschinen stürzten auf ein landwirtschaftlich genutztes Feld im Bereich der heutigen Bodenheimer Gemarkung „Bürgel“, nahe des heutigen ALDI-Marktes, ab. Die Trümmerteile verteilten sich über eine Fläche von rund 100 Hektar.
Captain Mike Crandall kam bei der Explosion noch in der Luft ums Leben. Sein Kamerad Bob McCormack konnte sich schwerverletzt mit dem Schleudersitz retten. Experten betonen, dass der Zusammenstoß nur Sekunden von einer noch größeren Tragödie entfernt war – eine Sekunde früher hätte der Absturz das Nackenheimer Schulgelände getroffen, eine Sekunde später das Bodenheimer Wohngebiet.
Proteste und politische Folgen

Der Unfall am 29. Juni 1988 war der dritte und vierte Absturz einer F-16 innerhalb von drei Monaten und führte bundesweit zu heftigen Protesten. Bürgerinitiativen und Politiker forderten daraufhin ein Ende von Luftkampfübungen über dicht besiedelten Gebieten sowie ein Verbot von Tiefflügen unter 300 Metern Höhe.
Untersuchung: Übermüdung als Ursache
Die anschließenden Ermittlungen ergaben, dass Captain Crandall bereits seit 18 Stunden im Dienst gewesen war und an diesem Tag mehrere Flüge absolviert hatte. Untersuchungsberichte kamen zu dem Schluss, dass Übermüdung eine entscheidende Rolle bei dem Unfall spielte. Der verantwortliche Staffelkapitän wurde nach Bekanntwerden der Ergebnisse von seinem Posten entbunden.


