Im Jahr 2024 sind nach einer Schätzung des ADAC weniger Menschen im Straßenverkehr gestorben als im Vorjahr. Mit 2760 Verkehrstoten sei die Zahl der tödlich Verunglückten um etwa 2,8 Prozent im Vergleich zu 2023 gesunken, als das Statistische Bundesamt 2839 Verkehrstote verzeichnete. Doch trotz dieses positiven Trends steht das ambitionierte Ziel, die Zahl der Verkehrstoten bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren, auf der Kippe.
Deutliche Reduktion bleibt aus
Neben den Verkehrstoten sank laut ADAC auch die Gesamtzahl der Verunglückten. So rechnet der Automobilclub in diesem Jahr mit etwa 362.000 Verletzten im Straßenverkehr – ein Rückgang von zwei Prozent im Vergleich zu 2023, als es noch 369.396 Verunglückte gab. Der Mobilitätsclub betont jedoch, dass diese Entwicklung „bei weitem“ nicht ausreiche, um den angestrebten Sicherheitsstandard zu erreichen. Bereits 2021 hatte sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrstoten bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren. Aktuelle Trends lassen jedoch Zweifel aufkommen, ob dieses Vorhaben realistisch ist.
Jugendliche im Fokus: Führerschein mit 16
Um die Unfallzahlen weiter zu senken, schlägt der ADAC mehrere Maßnahmen vor. Besonders im Fokus stehen junge Fahrerinnen und Fahrer, die laut Unfallstatistiken ein erhöhtes Risiko haben, in schwere Verkehrsunfälle verwickelt zu werden. Der Automobilclub plädiert für die Einführung eines Führerscheins bereits ab 16 Jahren. „Die Ausweitung des begleiteten Fahrens könnte einen wichtigen Beitrag leisten, um das spezielle Unfallrisiko junger Fahrer zu verringern“, heißt es in einer Mitteilung des ADAC. Bereits in der Vergangenheit habe das Modell des begleiteten Fahrens mit 17 Jahren zu einem Rückgang von Unfällen in dieser Altersgruppe geführt.
Technik als Lebensretter
Neben bildungspolitischen Maßnahmen sieht der ADAC auch in der Weiterentwicklung und Einführung technischer Hilfsmittel großes Potenzial. Besonders Fahrassistenzsysteme, wie automatische Notbremsen und Spurhalteassistenten, könnten dabei helfen, Unfälle zu vermeiden. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei der verpflichtende Einbau von „Totwinkel-Assistenten“ in Lkw. Diese Technologie könnte insbesondere im Stadtverkehr schwere Unfälle mit Radfahrenden und Fußgängern verhindern.
Handlungsbedarf auf allen Ebenen
Die neuesten Zahlen zeigen zwar einen positiven Trend, doch der Rückgang ist aus Sicht von Verkehrsexperten bei weitem nicht ausreichend. Kritiker bemängeln, dass Deutschland im europäischen Vergleich hinterherhinkt. Länder wie Schweden oder die Niederlande verfolgen seit Jahren konsequente Strategien zur Unfallvermeidung und verzeichnen deutlich niedrigere Unfallzahlen pro Einwohner. Verkehrssicherheitsorganisationen fordern daher eine stärkere staatliche Initiative, um den Straßenverkehr in Deutschland sicherer zu machen. Neben strengeren Kontrollen und Tempolimits könnten auch Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, wie der Ausbau sicherer Radwege und Fußgängerzonen, entscheidend sein.
Ein Ausblick mit Herausforderungen
Der leichte Rückgang der Unfallzahlen 2024 ist ein Hoffnungsschimmer, aber keine Entwarnung. Um das Ziel für 2030 zu erreichen, müssen alle Beteiligten – von der Politik über Automobilhersteller bis hin zu Verkehrsteilnehmenden – ihren Beitrag leisten. Die Frage bleibt: Wie viel Zeit und Ressourcen wird es brauchen, bis der Straßenverkehr nicht mehr als einer der größten Risikofaktoren im Alltag gilt? Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Bemühungen ausreichen, um die ambitionierten Sicherheitsziele zu verwirklichen.