Symbolbild Fahrrad

Nachrichten Mainz-Bingen: Ein Meilenstein für die Mobilität in Rheinland-Pfalz: Der erste Abschnitt der Rad-Pendlerroute zwischen Bingen und Mainz wurde offiziell freigegeben. Mit einer Länge von 18 Kilometern ist dieser Teilabschnitt ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem umfassenden Netz von Pendler-Radrouten in der Region Rheinhessen.

Feierliche Eröffnung in Bingen

Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) betonte bei der Eröffnung am Binger Hauptbahnhof die Bedeutung des Projekts: „Der heutige Termin ist ein ganz besonderes Highlight für den Radverkehr in Rheinland-Pfalz.“ Durch den Ausbau gut ausgebauter Radwege und insbesondere der Pendler-Radrouten werde Bürgern eine moderne und umweltfreundliche Mobilitätsoption geboten. Gleichzeitig stelle das Projekt einen Beitrag zum Klimaschutz im Verkehrssektor dar und steigere die Attraktivität des Landes für den Tourismus.

Der frisch eröffnete Abschnitt erstreckt sich vom Hauptbahnhof in Bingen bis zum Haltepunkt Ingelheim-Heidesheim. Nach Angaben des Landesbetriebs Mobilität (LBM) ist geplant, den zweiten Abschnitt von Heidesheim bis zum Mainzer Hauptbahnhof ab 2025 schrittweise umzusetzen. Die gesamte Route soll am Ende über 30 Kilometer lang sein.

Finanzierung und Kosten

Das Land Rheinland-Pfalz investierte rund 1,1 Millionen Euro in den ersten Abschnitt. Diese Summe umfasste unter anderem die Machbarkeitsstudie, die vollständig vom Land finanziert wurde. Zusätzliche Mittel steuerten die Stadt Bingen (rund 570.000 Euro), die Stadt Ingelheim (etwa 199.000 Euro) und der Landkreis Mainz-Bingen (rund 83.000 Euro) bei. Insgesamt beliefen sich die Kosten für diesen Abschnitt auf 1,93 Millionen Euro.

Die Arbeiten umfassten unter anderem die Verbreiterung bestehender Radwege, die Anbringung von Fahrbahnmarkierungen, die Aufstellung neuer Schilder sowie den Neubau einzelner Streckenabschnitte. Begonnen hatte das Bauprojekt bereits im Jahr 2020. Grüne Markierungen, Piktogramme und Infotafeln machen die Strecke für Radfahrer leicht erkennbar.

Kritische Stimmen: Tempo beim Ausbau zu gering

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) äußerte deutliche Kritik am langsamen Fortschritt der Rad-Pendlerroute. Bereits 2016 sei die Machbarkeitsstudie für die Strecke Mainz-Bingen abgeschlossen worden, die Eröffnung des ersten Teilstücks erfolgte jedoch erst acht Jahre später. „Die anderen Routen befinden sich zum Teil immer noch im Planungsstadium“, so ein Sprecher des ADFC. Der Verband fordert eine deutlich schnellere Umsetzung der geplanten Korridore.

Auch die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Jutta Blatzheim-Roegler, schloss sich dieser Forderung an. Im Koalitionsvertrag der Landesregierung sei festgelegt, dass alle sieben projektierten Routen bis 2026 entweder im Bau oder fertiggestellt sein sollen. „Land und Kommunen sollten sich kräftig ins Zeug legen, damit diese schnellen und klimafreundlichen Routen so rasch wie möglich Realität werden“, erklärte Blatzheim-Roegler.

Sieben Korridore für Rad-Pendlerstrecken

Die Rad-Pendlerroute Mainz-Bingen ist Teil eines umfassenderen Netzplans. Insgesamt sind in Rheinland-Pfalz sieben Korridore für Pendler-Radrouten vorgesehen. Diese verlaufen:

  • von Bingen nach Mainz,
  • entlang des Oberrheins von Karlsruhe/Wörth nach Worms,
  • von Konz über Trier nach Schweich,
  • von Neustadt an der Weinstraße nach Landau,
  • von Koblenz nach Norden bis zur Grenze zu Nordrhein-Westfalen,
  • von Koblenz nach Süden bis nach Boppard,
  • von Kaiserslautern nach Landstuhl.

Die Auswahl dieser Korridore basierte auf einer Studie, die bedeutende Ziele für Berufs- und Ausbildungsverkehr analysierte, darunter große Arbeitsplatzschwerpunkte, Stadtzentren, Gewerbegebiete und Hochschulen. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, die Routen möglichst auf bereits bestehender Infrastruktur anzulegen.

Zukünftige Herausforderungen und Chancen

Der ADFC sieht in der steigenden Zahl von E-Bikes und Pedelecs eine große Chance für das Radpendeln über längere Strecken. Gleichzeitig gibt der Verband zu bedenken, dass die derzeitige Planung möglicherweise nicht ausreichend auf die zukünftigen Anforderungen des Radverkehrs ausgerichtet ist. Insbesondere die Breite der Wege könnte in Zukunft nachgebessert werden müssen, um dem steigenden Verkehrsaufkommen gerecht zu werden.

Trotz aller Kritik hält der Fahrradclub den Bau der Pendler-Radrouten für eine wichtige Maßnahme: „Sie erfüllen ein wichtiges Bedürfnis, welches bisher nur unzureichend befriedigt wird.“ Schnelle und gut ausgebaute Verbindungen seien essenziell, um mehr Menschen für den Radverkehr zu gewinnen.