Wohnmobil

Der Kauf eines Wohnmobils ist für viele Camping-Fans eine große Entscheidung, die gut durchdacht sein will. Aktuell stellt sich die Frage, ob sich ein Kauf überhaupt noch lohnt – oder ob Anmietung die bessere Wahl ist. Dabei spielen Faktoren wie die Häufigkeit der Nutzung, individuelle Vorlieben und natürlich die finanziellen Möglichkeiten eine zentrale Rolle.

Die aktuelle Marktsituation: Preissturz bei Wohnmobilen

Nach dem starken Nachfrageanstieg während der Corona-Pandemie hat sich die Lage inzwischen deutlich entspannt. Neueste Zahlen belegen einen erheblichen Preisrückgang, sowohl bei neuen als auch bei gebrauchten Fahrzeugen, der teilweise zweistellige Prozentwerte erreicht. Diese Entwicklung lässt sich auf verschiedene Ursachen zurückführen:

  1. Übersättigung des Marktes: Nach mehreren sehr erfolgreichen Jahren ist der Markt mit Wohnmobilen überflutet.
  2. Schwache Nachfrage: Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit zurückgegangen.
  3. Hohe Inflation und Kreditzinsen: Die anhaltend hohe Inflation und überdurchschnittlich hohe Kreditzinsen machen es vielen Menschen schwer, sich ein neues Wohnmobil zu leisten.
  4. Markteintritt chinesischer Hersteller: Der Preisdruck wird durch den Markteintritt neuer Hersteller aus China Markt zusätzlich verstärkt.

Diese Marktdynamik führt zu einer interessanten Situation für potenzielle Käufer: Einerseits sind die Anschaffungskosten gesunken, andererseits sind die Finanzierungskosten gestiegen. Eine Stabilisierung der Preise ist laut Experten bisher nicht in Sicht. Die wirtschaftliche Unsicherheit führt auch dazu, dass viele Verbraucher nach alternativen Mobilitätskonzepten suchen – ein Trend, der sich auch in der Einführung neuer Carsharing-Modelle wie kürzlich in Worms widerspiegelt.

Die Kosten-Nutzen-Analyse: Kaufen vs. Mieten

Anschaffungskosten

Der durchschnittliche Neupreis für ein Wohnmobil liegt aktuell bei etwa 77.500 Euro, wobei die Preisspanne je nach Modell, Größe und Ausstattung zwischen 50.000 und 150.000 Euro variieren kann. Gebrauchte Wohnmobile sind mit 20.000 bis 60.000 Euro deutlich günstiger zu haben. Hinzu kommen einmalige Kosten wie Zulassung, Anmeldung und gegebenenfalls Überführungskosten.

Laufende Unterhaltskosten

Die jährlichen Kosten für ein Wohnmobil werden oft unterschätzt. Sie setzen sich aus folgenden Posten zusammen:

  1. Versicherung: Je nach Versicherungsmodell (Haftpflicht, Teil- oder Vollkasko) fallen jährlich zwischen 200 und 1.500 Euro an.
  2. Kfz-Steuer: Die Steuer für ein Wohnmobil bis 3,5 Tonnen beträgt durchschnittlich 240 Euro pro Jahr.
  3. Wartung und Reparaturen: Für regelmäßige Wartung, TÜV, Gasprüfung und kleinere Reparaturen sollten jährlich etwa 500 bis 1.000 Euro eingeplant werden.
  4. Stellplatzkosten: Ein sicherer Unterstellplatz kostet je nach Standort und Art zwischen 300 und 1.200 Euro pro Jahr.
  5. Wertverlust: Neue Wohnmobile verlieren im ersten Jahr etwa 10–20 % ihres Wertes, danach jährlich etwa 5–10 %.

Insgesamt summieren sich die laufenden Kosten für ein Wohnmobil auf durchschnittlich 800 Euro monatlich oder rund 9.600 Euro jährlich. Diese Summe kann je nach Fahrzeugtyp, Alter und Nutzungsintensität variieren.

Mietkosten für Wohnmobile

Die Mietpreise variieren je nach Saison, Fahrzeugtyp und Anbieter erheblich. In Deutschland liegen die durchschnittlichen Tagespreise zwischen 121 und 157 Euro. In der Hauptsaison können diese Preise jedoch deutlich höher ausfallen, während in der Nebensaison häufig Rabatte angeboten werden.

Zusätzlich zur Miete entstehen oft weitere Kosten, wie eine Servicepauschale von rund 100 Euro, eine Kaution zwischen 1.000 und 2.000 Euro sowie möglicherweise Ausgaben für Zusatzversicherungen.

Für eine dreiwöchige Reise in der Hauptsaison summieren sich die Mietkosten schnell auf 3.000 bis 4.500 Euro, abhängig von den individuellen Konditionen und zusätzlichen Gebühren.

Die Rentabilitätsschwelle: Ab wann lohnt sich der Kauf?

Die entscheidende Frage ist: Ab wie vielen Nutzungstagen pro Jahr ist der Kauf eines Wohnmobils günstiger als zu mieten? Verschiedene Experten und Studien kommen hier zu ähnlichen Ergebnissen:

  1. ADAC-Empfehlung: Laut ADAC lohnt sich der Kauf eines Wohnmobils erst ab einer Nutzung von mindestens sechs Wochen (42 Tage) pro Jahr.
  2. Detaillierte Berechnungen: Andere Quellen nennen eine Schwelle von 56 bis 67 Tagen pro Jahr, ab der sich der Kauf rentiert.
  3. Branchenexperten: Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbands (CIVD), erklärte in einem Gespräch mit dem SPIEGEL im Jahr 2020, dass sich der Kauf eines Wohnmobils ab einer Nutzung von vier bis sechs Wochen im Jahr lohnt.

Diese Zahlen basieren auf einer Gegenüberstellung der jährlichen Gesamtkosten für ein eigenes Wohnmobil (Wertverlust plus Fixkosten) mit den Mietkosten für vergleichbare Fahrzeuge. Bei einem durchschnittlichen Wohnmobil summieren sich der jährliche Wertverlust und die Fixkosten auf etwa 4.000 bis 4.500 Euro – ein Betrag, der in etwa den Kosten für fünf Wochen Wohnmobilmiete entspricht.

Finanzierungsmöglichkeiten für Wohnmobile

Für diejenigen, die sich für den Kauf entscheiden, aber nicht die gesamte Summe auf einmal aufbringen können, gibt es verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten:

Autokredit für Wohnmobile

Autokredite können für die Finanzierung von Wohnmobilen genutzt werden. Wer möchte, kann von Beträgen zwischen 5.000 und 150.000 Euro und Laufzeiten von 24 bis 120 Monaten profitieren. Der effektive Jahreszins liegt derzeit meist zwischen 6 und 7 %.

  • Flexible Rückzahlungsoptionen: Einige Banken ermöglichen kostenlose Sondertilgungen und vorzeitige Rückzahlungen ((zum Beispiel die Deutsche Kreditbank), was zusätzliche Flexibilität bietet.
  • Keine Sicherheitsabtretung: Bei vielen Autokrediten muss der Fahrzeugbrief nicht als Sicherheit hinterlegt werden, sodass der Käufer von Anfang an voller Eigentümer des Wohnmobils ist.

Neben dem klassischen Autokredit gibt es weitere Finanzierungsmodelle:

3-Wege-Finanzierung

Bei diesem Modell wird eine Anzahlung geleistet, die monatlichen Raten sind niedriger als beim klassischen Kredit, dafür fällt am Ende eine höhere Schlussrate an. Der Kunde hat dann die Wahl, das Fahrzeug zurückzugeben, die Schlussrate zu bezahlen oder einen neuen Kredit für die Schlussrate aufzunehmen

Leasing

Eine weitere Option ist das Leasing, bei dem das Wohnmobil für einen längeren Zeitraum – meist drei bis vier Jahre – gemietet wird und nach Ablauf der Leasingzeit zurückgegeben werden kann.

Faktoren jenseits der reinen Kostenrechnung

Die Entscheidung zwischen Kauf und Miete sollte nicht ausschließlich auf finanziellen Überlegungen basieren. Weitere wichtige Faktoren sind:

Vorteile des Eigentums

  1. Spontanität und Flexibilität: Mit einem eigenen Wohnmobil kann man jederzeit und spontan verreisen, ohne von Verfügbarkeiten und Buchungsfristen abhängig zu sein.
  2. Individuelle Gestaltung: Ein eigenes Wohnmobil kann nach persönlichen Vorlieben eingerichtet und ausgestattet werden.
  3. Vertrautheit: Man kennt sein eigenes Fahrzeug und muss sich nicht bei jeder Reise neu eingewöhnen.

Vorteile des Mietens

  1. Flexibilität bei der Fahrzeugwahl: Je nach Reiseziel und Gruppengröße kann das passende Fahrzeug gewählt werden.
  2. Weniger Planungsaufwand – Viele organisatorische Aspekte werden vom Vermieter übernommen, wie z.B. Versicherungen und technische Prüfungen
  3. Keine Wartungssorgen: Bei einem Mietfahrzeug entfallen Wartung, Reparaturen und TÜV

Schritt für Schritt zur Entscheidungsfindung

Um die richtige Entscheidung zu treffen, empfehlen sich folgende Schritte:

  1. Ehrliche Nutzungsanalyse: Realistisch einschätzen, wie oft und wie lange das Wohnmobil tatsächlich genutzt werden wird
  1. Probefahrten und -mieten: Vor dem Kauf verschiedene Modelle mieten und testen, um das passende Fahrzeug zu finden
  2. Detaillierte Kostenaufstellung: Alle Kosten des Eigenbesitzes (inklusive Wertverlust, Versicherung, Wartung, Stellplatz) den Mietkosten für die geplanten Reisen gegenüberstellen
  3. Finanzierungsoptionen vergleichen: Bei Finanzierungsbedarf verschiedene Angebote einholen und vergleichen

Die persönliche Entscheidung

Die Rentabilitätsschwelle für den Kauf eines Wohnmobils liegt bei etwa 42 bis 67 Nutzungstagen pro Jahr. Wer sein Wohnmobil weniger nutzt, fährt mit einer Anmietung in der Regel günstiger. Allerdings spielen neben den reinen Kosten auch persönliche Präferenzen und der ideelle Wert des eigenen Wohnmobils eine wichtige Rolle.

In der aktuellen Marktsituation mit sinkenden Wohnmobilpreisen könnte sich für Interessenten ein günstiger Zeitpunkt zum Kauf bieten – vorausgesetzt, die Finanzierung ist zu attraktiven Konditionen möglich. Wer sein Wohnmobil intensiv nutzen möchte und Wert auf Spontanität und individuelle Gestaltung legt, für den kann der Kauf trotz der hohen Anfangsinvestition die richtige Entscheidung sein.

Letztlich bleibt es eine persönliche Abwägung zwischen finanziellen Aspekten und dem Lebensstil, den man mit dem Wohnmobil verwirklichen möchte.