„Hiwwel“ ist der rheinhessische Mundartbegriff für Hügel. Im größten Weinbaugebiet Deutschlands gibt es neun Prädikatswanderwege, die alle den Vornamen „Hiwweltour“ führen und damit gleich einen Hinweis auf ihren abwechslungsreichen Charakter geben. Wie es sich für Premiumwege gehört, ist die Beschilderung gut; ein kleines „h“ auf blau-grünem Hintergrund ist immer in Sichtweite.

Einer dieser Prädikatswege ist die „Hiwweltour Aulheimer Tal“. Der reizvolle Rundweg führt auf 13 km Länge durch die Rheinhessische Schweiz zwischen Alzey und Bad Kreuznach. Den Einstieg findet man im schönen Weindorf Flonheim.

Durch die Steppe zum Wein

Der erste Abschnitt der Wanderung führt durch das idyllische Wiesbachtal bis zur Geistermühle, einem geschichtsträchtigen Mühlengehöft mit herrlichem Fachwerk, das inzwischen ein renommiertes Weingut ist. Das Wiesbachtal geht langsam ins Aulheimer Tal über.

Klimatisch gesehen eine andere Welt. Man mag es nicht vermuten, aber das Aulheimer Tal ist quasi eine Steppe. Die Vegetation überrascht: Wolfsmilch, Thymian, Edel-Gamander – hier gedeihen diverse Pflanzen, die es im übrigen Rheinhessen schwer haben.

Das Wahrzeichen von Rheinhessen

Entlang vulkanischer Andesit-Steinbrüche folgt der Weg dem Aulheimer Graben zwischen Wiesen und Weinbergen auf den Adelberg hinauf. Auf dem Berg wartet der Flonheimer Trullo, das Wahrzeichen Rheinhessens, auf die Wanderer.

Der Trullo ist ein weißes Rundhaus mit Spitzdach und wurde 1756 im Stil der apulischen Trulli errichtet. Es hält sich das Gerücht, dass italienische Gastarbeiter, die in den Steinbrüchen rund um Flonheim tätig waren, den Trullo gebaut haben. Der Blick von hier oben ist fantastisch.

Den weiteren Weg prägen unzählige Reben, urwüchsige Hecken, wogende Gräser das Bild. Es geht auf und ab und wieder auf – so wie es sich für eine Hiwweltour gehört. Jeder Aufstieg wird mit einem wunderbaren Ausblick über das rheinhessische Hügelland belohnt.

Berühmter Sandstein

Gegen Ende passiert der Weg beeindruckende, aufgelassene Sandsteinbrüche. Der helle Sandstein entstand übrigens am Grund eines Süßwassersees vor etwa 290 Millionen Jahren.

Bereits in römischer Zeit wurde auf der Flonheimer Gemarkung ein Steinbruch betrieben. In der Neuzeit entwickelte sich ein lebhaftes Geschäft mit dem Flonheimer Sandstein. Nicht nur für große Gebäude in Flonheim oder die Flonheimer Kirche wurde der helle Sandstein gebrochen, sondern auch für Bauten wie den Mainzer Hauptbahnhof oder den Kölner Dom.

Der ehemalige Sandsteinbruch Schneider wurde zum „SCHAUsteinbruch Flonheim“ entwickelt. An der beeindruckenden Steinwand sind noch Bearbeitungsspuren zu sehen. Zunächst wurden mühsam kleine Spalten hineingemeißelt, danach schlug man einen Keil immer weiter hinein, bis der Stein auseinanderbrach.

Die großen Brocken wurden mit Loren beiseitegeschafft, und Steine wurden in einem Unterstand bearbeitet. All das vermitteln die Informationstafeln und die Nachbildung einer Steinhauerhütte mit alten Werkzeugen.

Am Ende der Tour sortiert ein Besuch in der „Infothek“ die Fülle der Eindrücke aus Natur und Geschichte. Die Infothek ist eine Kombination aus Touristinformation und Ortsmuseum im Gebäude des Rathauses.

Den Flonheimer Wein lernt man dann am besten in einer der fünf besonderen Vinotheken kennen, die das Gütesiegel „Rheinhessen-AUSGEZEICHNET“ tragen dürfen. Dort ist probieren ausdrücklich erwünscht. Mehr Informationen: https://www.rheinhessen.de/hiwweltouren