Entlang der Selz und des neu ausgebauten Radwegs wird es grün: Im Rahmen der Erschließung des Industriegebiets Ost (IG Ost) haben jetzt umfangreiche Begrünungs- und Renaturierungsmaßnahmen begonnen. Auf einer Fläche von 14 Hektar entsteht in den kommenden zwei Jahren eine neue, naturnahe Auenlandschaft, die Artenschutz, Hochwasserschutz, Infrastruktur und wirtschaftliche Entwicklung miteinander verbindet.
Seit rund vier Wochen laufen die Pflanz- und Bodenarbeiten, die von der Deister Gartencreativ GmbH aus Grünstadt im Auftrag der Erschließungsgesellschaft Alzey (EGA) durchgeführt werden. Ziel ist die Entwicklung eines ökologisch hochwertigen Grünzugs entlang der Selz, der die Artenvielfalt nachhaltig stärkt und das IG Ost landschaftlich einbindet.
1.000 Bäume, 20.000 Sträucher und regionales Saatgut
Insgesamt werden in diesem und im kommenden Winter mehr als 1.000 Bäume und rund 20.000 Sträucher gepflanzt. Ergänzt wird die Maßnahme durch etwa zehn Hektar artenreiches Grünland, das mit regionalem Saatgut aus Rheinhessen angelegt wird. Das Saatgut stammt von der Firma Naturnah aus Gundersheim und wird aus gemähten rheinhessischen Wiesen gewonnen, die als Ballen auf die Renaturierungsflächen ausgebracht werden.
Bereits im Frühjahr 2026 soll sich daraus ein naturnahes Wiesen- und Auenbiotop entlang der Selz entwickeln. „Hier entsteht echtes rheinhessisches Grünland, das optimal an Klima und Böden vor Ort angepasst ist – eine wichtige Grundlage für eine stabile Auenlandschaft“, erklärt Hanns Peter Deister, Seniorchef des ausführenden Unternehmens.
Auch bei der Auswahl der Gehölze wird konsequent auf Regionalität gesetzt. Im Überschwemmungsbereich der Selz kommen vor allem Weiden, Erlen und Ulmen zum Einsatz. An trockeneren Standorten werden Ahorn, Walnuss und Linden gepflanzt. Hinzu kommen zahlreiche heimische Straucharten wie Kreuzdorn, Schwarzer Holunder, Roter Hartriegel und Wildrosen, die einen artenreichen Lebensraum für Tiere schaffen.
Begrünung des IG Ost in zwei Bauabschnitten
Die Begrünungsarbeiten erfolgen in zwei Phasen. Noch in diesem Winter wird der gesamte Bereich entlang des renaturierten Selzverlaufs sowie der neue Radweg bepflanzt. Die südlichen und östlichen Flächen des Industriegebiets folgen im Herbst und Winter 2026/2027.
„In den südlichen Bereichen laufen derzeit noch Hochbauarbeiten der sich ansiedelnden Unternehmen. Deshalb kann dort erst ab Herbst 2026 bepflanzt werden“, erläutert EGA-Projektleiter Moritz Keth. Mit dem Start der Begrünung sei nun ein entscheidender Schritt erreicht: „Unser Anspruch war von Beginn an, ein Industriegebiet zu entwickeln, das zeigt, dass wirtschaftliches Wachstum und Artenvielfalt kein Widerspruch sind. Die Renaturierung ist ein zentraler Baustein der IG-Ost-Erweiterung.“
Industriegebiet Ost: Natur statt Betonwüste
Auch Bürgermeister Steffen Jung betont die Bedeutung des Projekts für die Stadt Alzey und die Region: „Es war klarer politischer Wille, im IG Ost keine Betonwüste entstehen zu lassen. Die Bürgerinnen und Bürger können nun sehen, dass dieses Versprechen eingehalten wird.“ Neben den 14 Hektar EGA-Flächen entstehen auch auf den Firmengrundstücken zusätzliche Grünbereiche, die den ökologischen Wert weiter erhöhen.
Mit der neuen Verkehrsanbindung sei bereits ein wichtiger infrastruktureller Schritt erfolgt, so Jung weiter. „Jetzt folgt der Teil, der das Gesamtbild abrundet: die Begrünung. Hier entsteht eine Landschaft, die Infrastruktur, Landschaftsschutz und Naherholung miteinander vereint.“
Fachlich begleitetes Großprojekt
Mit einer Gesamtfläche von 14 Hektar zählt die Maßnahme zu den größeren Renaturierungsprojekten im Zusammenhang mit Bauvorhaben in der Region. Michael Axt, Projektleiter des begleitenden Planungsbüros Dörrhöfer, unterstreicht den hohen planerischen Aufwand: „Die Kombination aus Selzrenaturierung, Rückhalteflächen, unterschiedlichen Geländestrukturen und der Beschaffung großer Pflanzenmengen macht das Projekt besonders anspruchsvoll. Das Ergebnis wird jedoch eine stabile und artenreiche Auenlandschaft sein.“
Für die beteiligten Fachfirmen ist das Projekt ebenfalls außergewöhnlich. „Eine Renaturierung in dieser Größenordnung ist auch für uns etwas Besonderes“, sagt Deister. Zahlreiche Lkw-Lieferungen waren nötig, um alle Pflanzen nach Alzey zu bringen. Nun wächst Schritt für Schritt eine neue grüne Landschaft heran.
Mit der Renaturierung entlang der Selz setzt Alzey ein deutliches Zeichen für eine nachhaltige Entwicklung des Industriegebiets Ost – und für die gelungene Verbindung von Wirtschaft, Natur und Lebensqualität.
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