Giovanni Rappa im Interview mit Chiara Forg

Im Anschluss an die jüngsten Berichte über die Situation rund um die Christuskirche hat BYC-News mit Giovanni Rappa gesprochen. Rappa ist 34 Jahre alt, hauptberuflich Polizeibeamter in Mainz und sitzt für die SPD im Mainzer Stadtrat. Zudem ist er stellvertretender Ortsvorsteher in Mainz-Gonsenheim. BYC-News berichtete: Drogen, Lärm und Angst in der Kaiserstraße.

Giovanni Rappa – Foto BYC-News

Innerhalb der SPD-Stadtratsfraktion verantwortet Giovanni Rappa die Themen Sicherheit und Ordnung, Sauberkeit, Katastrophenschutz, Feuerwehr, Umwelt, Klima sowie Bürgerbeteiligung. Sein erklärtes Ziel ist es, das Thema Sicherheit in Mainz stärker in den politischen Fokus zu rücken:

„Wir müssen Sicherheit in Mainz stärker in den Fokus rücken.“

Das Interview führte BYC-News am späten Abend direkt vor Ort mit Giovanni Rappa in der Mainzer Kaiserstraße. Während des Gesprächs zeigte Rappa die betroffenen Bereiche und machte auf konkrete Punkte aufmerksam, die aus seiner Sicht dringend angegangen werden müssen. Immer wieder blieb er stehen, deutete auf dunkle Ecken, auf vermüllte Grünflächen und auf Bereiche, in denen sich Personengruppen aufhalten. Die Situation ist für viele Anwohner seit Monaten belastend – und genau darüber wurde offen gesprochen.

Bisherige Maßnahmen der Behörden

Rappa betont, dass in den vergangenen Monaten bereits intensive Maßnahmen stattgefunden haben. Laut einem Bericht der Allgemeinen Zeitung vom 23. August 2025 führte die Mainzer Polizei zwischen dem 5. Mai und dem 18. August rund 2.500 Personenkontrollen durch, sprach Platzverweise aus und vollstreckte Haftbefehle. Zivile Polizeikräfte arbeiteten dabei eng mit der Schutzpolizei und dem städtischen Vollzugsdienst zusammen.

„Die Polizei und der Vollzugsdienst sind präsent und machen einen guten Job“, sagt Rappa. „Doch die Politik und die Verwaltung müssen zusätzlich handeln. Alleine durch Kontrollen lässt sich die Situation nicht dauerhaft verbessern.“

Foto: BYC-News

Beleuchtung, Sichtbarkeit und Pflege des öffentlichen Raums

Während des Rundgangs erläutert er, wo er sofortigen Handlungsbedarf sieht. Die Beleuchtung entlang des Grünstreifens sei unzureichend. Viele Bereiche seien schlecht einsehbar, was das Sicherheitsgefühl beeinträchtige und Rückzugsorte begünstige.

Auch der Zustand der Flächen spiele eine Rolle: Gebrochene Flaschen, Müll und liegen gelassene Verpackungen prägten regelmäßig das Bild.

„Wenn der Platz sauber, gepflegt und hell ist, ändert sich auch das Umfeld“, sagt er. „Ein offener, einsehbarer Bereich wirkt anders als ein verwilderter, dunkler Raum.“
Dazu gehöre auch, Hecken und Gebüsch zurückzuschneiden. „Das ist keine kosmetische Maßnahme. Es geht darum, Versteckmöglichkeiten zu reduzieren und den Raum wieder sichtbar, kontrollierbar und nutzbar zu machen.“

Rundgang mit Anwohnerinnen und Anwohnern

Foto: Meikel Dachs – BYC-News

Rappa beschäftigt das Thema rund um die Kaiserstraße schon seit Monaten. In persönlichen Gesprächen und bei einem Rundgang mit Anwohnerinnen und Anwohnern kam er mit vielen ins Gespräch. Die Bürgerinnen und Bürger erklärten ihm dabei die Situation vor Ort, zeigten problematische Bereiche und schilderten ihre Eindrücke.

„Es ist wichtig, mit den Menschen zu reden und ihre Sorgen ernst zu nehmen“, sagt Rappa. „Mir ist das Thema sehr wichtig. Ich denke schon länger darüber nach, wie wir hier gemeinsam etwas verbessern können.“

Prüfung von Regeln und Einschränkungen

Zusätzlich müsse die Stadt nach seiner Einschätzung die Gefahrenabwehrverordnung und die Grünanlagensatzung prüfen. Möglich seien ein Glasverbot oder ein zeitlich begrenztes Musikverbot, um Belastungen für Anwohner zu reduzieren. Auch ein Alkoholkonsumverbot in bestimmten Bereichen sei denkbar, wenn rechtlich umsetzbar.

Entscheidend sei, dass die Verwaltung diese Punkte prüfe und nicht nur darüber gesprochen werde.

Sozialpolitische Ansätze statt reiner Kontrolle

Gleichzeitig macht er deutlich, dass rein ordnungspolitische Maßnahmen nicht ausreichen. Er spricht davon, jungen Männern, die dort Drogen verkaufen, Perspektiven zu geben.

„Viele versuchen, schnell Geld zu verdienen, weil sie keinen anderen Weg sehen. Wir müssen hier sozialpolitisch ansetzen. Wenn wir wollen, dass sich die Lage ändert, brauchen wir Angebote, Ausstiege und Begleitung. Sicherheit entsteht nicht nur durch Kontrolle, sondern durch Alternativen.“

Kooperation von Stadt und Behörden

Die Forderung vieler Anwohner nach mehr sichtbarer Präsenz von Ordnungskräften kann er nachvollziehen. Er plädiert dafür, die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Polizei und Vollzugsdienst strukturell zu stärken.

Er schlägt vor, einen Beirat für Sicherheitsfragen einzurichten, in dem Stadtrat, Ordnungsbehörden und Polizei gemeinsam Strategien entwickeln.

„Kontrollen in Zivil, in Uniform oder in Kombination sind wichtig. Aber die Behörden müssen aufeinander abgestimmt handeln. Es reicht nicht, wenn jeder sein eigenes Konzept verfolgt.“

Foto: Meikel Dachs – BYC-News

Belastung der Anwohner und subjektives Sicherheitsgefühl

Anwohner berichten seit Monaten von Schlägereien innerhalb bestimmter Gruppen, lautstarken Auseinandersetzungen, offenem Drogenhandel und aggressivem Auftreten.

Rappa betont, dass bei diesen Beobachtungen nicht die Herkunft im Vordergrund steht:

„Mir geht es nicht um Herkunft, sondern darum, wie sich Menschen verhalten und wie sich dieses Verhalten auf das Sicherheitsgefühl anderer auswirkt. Darauf müssen wir reagieren.“

Viele Menschen trauen sich nach eigenen Aussagen nachts nicht mehr vor die Tür. Sie meiden den Bereich bewusst, besonders bei Dunkelheit.

Konkrete Schritte für die kommenden Monate

Für die kommenden Monate wünscht sich Rappa, dass zunächst drei Maßnahmen umgesetzt werden:

  1. Verbesserung der Sauberkeit,

  2. Zurückschneiden der Grünflächen,

  3. Optimierung der Beleuchtung.

Parallel dazu müssten Kontrollen regelmäßig fortgeführt und sozialpolitische Angebote ausgebaut werden.

„Sicherheit bedeutet, dass Menschen sich wieder wohlfühlen“

Am Ende des Gesprächs wird deutlich, worum es ihm zentral geht:

„Sicherheit bedeutet nicht nur, dass Kriminalität nachweisbar bekämpft wird, sondern dass Menschen sich in ihrem Wohnumfeld wieder wohl und sicher fühlen. Genau das haben mir auch viele Anwohner beim Rundgang gesagt – sie wollen ihre Straße wieder mit einem guten Gefühl nutzen können. Erst wenn die Menschen ihre Straße wieder ohne Angst nutzen, haben wir etwas erreicht.“