Die Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie der Universitätsmedizin Mainz (UM) hat heute in Anwesenheit des rheinland-pfälzischen Wissenschafts- und Gesundheitsministers und UM-Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Hoch ihren neuen Linearbeschleuniger offiziell vorgestellt.
Das Bestrahlungsgerät ist mit einer sehr leistungsfähigen Bildgebung ausgestattet. Sie ermöglicht eine höhere Präzision der Krebstherapie und damit verbesserte Heilungschancen für die Patienten bei gleichzeitig verminderten Nebenwirkungen. Darüber hinaus zeichnet sich der neue Linearbeschleuniger im Vergleich zu den Vorgängermodellen durch eine höhere Geschwindigkeit aus, sodass sich die Bestrahlungszeiten verkürzen.
Strahlentherapie: Präzision in der Krebsbehandlung
Für die Behandlung von Krebserkrankungen stehen unterschiedliche Therapieformen zur Verfügung. Eine Säule der Krebsbehandlung ist die Strahlentherapie, auch Radiotherapie oder Bestrahlung genannt. Bei dieser radioonkologischen Behandlung erzeugt ein Bestrahlungsgerät, der sogenannte Linearbeschleuniger, hochenergetische Strahlen, die auf die Tumorregion gelenkt werden, um Krebszellen gezielt zu zerstören oder ihr Wachstum zu verlangsamen und dabei umliegendes gesundes Gewebe möglichst zu schonen.
Die Strahlentherapie kann als alleinige onkologische Behandlung angewendet werden. Um bestmögliche Behandlungsergebnisse zu erzielen, kommt sie jedoch häufig in Kombination mit anderen Therapieformen wie operativen Eingriffen, Chemo- oder Immuntherapien zum Einsatz.
Wissenschaftsminister Clemens Hoch: Investitionen in die Zukunft
„Investitionen in die Forschung sind Zukunftsinvestitionen. Das Land Rheinland-Pfalz verfolgt das Ziel, den Forschungsstandort Mainz zu einem führenden Zentrum in den Lebenswissenschaften und der Biotechnologie weiter auszubauen. Gerade die Krebsforschung und die Entwicklung innovativer Krebstherapien bilden dabei einen besonderen Schwerpunkt der Universitätsmedizin Mainz.
Der hier in Betrieb genommene neue Linearbeschleuniger ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür: Er eröffnet verbesserte Heilungschancen, reduziert Nebenwirkungen und stärkt damit eine der zentralen Säulen der modernen Krebstherapie – zum Wohle der Patientinnen und Patienten“, sagt Wissenschafts- und Gesundheitsminister Clemens Hoch.
Modernste Technologie für die Krebstherapie
Der heute an der Universitätsmedizin Mainz vorgestellte Linearbeschleuniger „TrueBeam 4.1“ von Varian wurde in einem Bestrahlungsbunker der Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie neu installiert und wird seit Ende Juli 2025 in der Krebstherapie eingesetzt. Zusätzlich wurde Anfang September der bereits bestehende Linearbeschleuniger „TrueBeam 2.0“ zum neuesten Modell 4.1 aufgebaut. Damit stehen an der UM zwei Bestrahlungsgeräte der neuesten Generation zur Verfügung.
Univ.-Prof. Dr. Ralf Kiesslich, Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, betont:
„Bei der Versorgung onkologischer Erkrankungen im Rahmen unseres interdisziplinären, von der Deutschen Krebshilfe ausgezeichneten Universitären Centrums für Tumorerkrankungen, zu dem auch die Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie gehört, stehen wir als Universitätsmedizin Mainz für Spitzenmedizin. Ich freue mich sehr, dass wir im Bereich der Strahlentherapie jetzt über zwei hochmoderne Geräte verfügen, mit denen wir unsere Patientinnen und Patienten noch effizienter und schonender behandeln können.“
Präzisionsbestrahlung mit neuen Verfahren
Der TrueBeam 4.1 gibt die therapeutische Strahlung über einen großen Gerätearm ab, der sich um den Patiententisch dreht. Der Linearbeschleuniger bietet verschiedene neue Funktionalitäten:
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HyperSight-Verfahren: sorgt für eine bessere und schnellere Bildgebung und ermöglicht die Beobachtung der Tumorbewegung während der Bestrahlung.
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Atem-Gating (Gated CBCT): Die Bestrahlung erfolgt nur in einer bestimmten Phase des Atemzyklus, wodurch gesunde Gewebe geschont und die Lokalisierung von Zielstrukturen verbessert wird.
Der neue Linearbeschleuniger zeichnet sich zudem durch eine höhere Geschwindigkeit aus. Neue Algorithmen der Bildberechnung erlauben eine schnelle Bildverarbeitung, und die programmierten Bestrahlungspositionen können schneller angefahren werden.
Die kürzere Bestrahlungszeit erhöht den Komfort für die Patienten und verbessert die Präzision, da die Positionierung leichter gehalten werden kann. Dies führt insgesamt zu besseren Heilungschancen und reduzierten Nebenwirkungen.
Ziel der modernen Krebstherapie
„Ziel der modernen Krebstherapie ist der Weg zurück in ein normales Leben. Unser neuer Linearbeschleuniger ist ein wichtiges Werkzeug, um dies für unsere Patientinnen und Patienten zu erreichen“, unterstreicht Univ.-Prof. Dr. Heinz Schmidberger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie der Universitätsmedizin Mainz.
Der TrueBeam 4.1 wird zur Strahlentherapie aller Krebsarten eingesetzt, besonders häufig bei Prostatakarzinomen, Kopf-Hals-Tumoren, Lungenkarzinomen, Brustkrebs und besonders gefährlichen Formen der Leukämien. Zudem ermöglicht der Linearbeschleuniger hochdosierte Bestrahlungen von Metastasen (stereotaktische Radiotherapie), beispielsweise bis zu 10 Hirnmetastasen in einer Sitzung. Diese Präzisionsbestrahlung eignet sich auch gut in Kombination mit Immuntherapien.
Forschungsprojekte und klinische Studien
Professor Schmidberger erläutert:
„Der neue Linearbeschleuniger ist auch für die Erforschung innovativer Therapieformen von großem Nutzen. In einer klinischen Studie werden Sarkome vor einer geplanten Operation präzise bestrahlt, um Tumorzellen abzutöten und das Risiko der Tumorzellverschleppung während der Operation zu verringern. Gleichzeitig wird das Immunsystem gegen den Tumor sensibilisiert.
Eine ähnliche Studie ist bei Kopf-Hals-Tumoren geplant, um die Ergebnisse von Operation, Chemotherapie und Immuntherapie zu verbessern.“