Nachrichten Bad Kreuznach: Ein spektakulärer Kriminalfall aus dem Jahr 2013 scheint endlich vor der Aufklärung zu stehen: Nach über einem Jahrzehnt intensiver Ermittlungen konnte die Polizei einen der Haupttäter eines versuchten Raubüberfalls auf einen Juwelier in der Innenstadt von Bad Kreuznach festnehmen.
Dreister Raubversuch mitten in der Innenstadt
Am 19. August 2013 betraten gegen 16:50 Uhr drei unmaskierte Männer das Juweliergeschäft Giesler in Bad Kreuznach. Der erste Täter bedrohte den Geschäftsinhaber mit einer Schusswaffe, während die beiden Komplizen die Sicherheitsschleuse passierten und den Verkaufsraum betraten. Plötzlich eskalierte die Situation: Es kam zu einem Schusswechsel mit einem Sicherheitsmann, der gerade das Geschäft betrat.
Flucht mit Unfall und Fahrerflucht
Nach dem gescheiterten Raubversuch flüchteten die Täter zunächst zu Fuß und entkamen anschließend mit einem bereitgestellten Fluchtfahrzeug. Während ihrer Flucht verursachten sie einen Verkehrsunfall und begingen Fahrerflucht. Das Auto konnte später von der Polizei sichergestellt werden. Am Tatort und im Fahrzeug sicherte die Kriminalpolizei mehrere DNA-Spuren.
Zwei Hintermänner – ein Urteil, ein Freispruch
Obwohl die drei Haupttäter zunächst nicht identifiziert werden konnten, ermittelte die Polizei zwei mutmaßliche Hintermänner. Vor dem Landgericht Bad Kreuznach kam es 2017 zu einem Prozess: Einer der Männer erhielt eine zweijährige Bewährungsstrafe wegen Beihilfe zum schweren Raub, der andere wurde freigesprochen.
DNA-Treffer in Österreich bringt Durchbruch
Ein entscheidender Hinweis ergab sich erst Jahre später: Bei der Gerichtsverhandlung 2017 kam erstmals der Verdacht auf, dass einer der Täter gezielt auf den Wachmann geschossen hatte. Das Verfahren wurde daher als versuchtes Tötungsdelikt eingestuft und an das Kommissariat 11 der Kriminaldirektion Mainz übergeben. Ende 2024 brachte ein internationaler DNA-Abgleich die Wende: Ein Treffer in Österreich führte die Ermittler zu einem Mann, der als Schütze identifiziert wurde.
Festnahme und Auslieferung nach Deutschland
Die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach erwirkte daraufhin im März 2025 einen europäischen Haftbefehl. Im Mai 2025 konnte der Tatverdächtige in Österreich festgenommen werden. Vor dem dortigen Ermittlungsrichter gab er die Tat zu, bestritt jedoch eine Tötungsabsicht. Am 18. Juni 2025 überstellte man ihn schließlich der deutschen Polizei. Noch am selben Tag erließ das Amtsgericht Bad Kreuznach Untersuchungshaft wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit versuchtem besonders schweren Raub.
Zwei Täter weiterhin flüchtig – Polizei bittet um Hinweise
Trotz des Fahndungserfolgs sind zwei der Täter nach wie vor auf der Flucht. Die Polizei bittet die Bevölkerung weiterhin um Mithilfe. Hinweise können über die Homepage der Polizei Rheinland-Pfalz gemeldet werden. Wer etwas beobachtet hat oder Angaben zu den beiden flüchtigen Männern machen kann, wird gebeten, sich an die Polizei Bad Kreuznach zu wenden.
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