Landesmuseum Mainz
Landesmuseum Mainz | Foto: Benjamin Dahlhoff

Nachrichten Mainz: Was zunächst als reine Baumaßnahme entlang der B48 bei Imsweiler im Donnersbergkreis geplant war, verwandelte sich schon bald in eine geologische Sensation. Denn während der Arbeiten an der neuen Umgehungsstraße machten Fachleute der Landesarchäologie einen spektakulären Fund: Sie stießen auf einen versteinerten Schachtelhalm der Art Calamites gigas.

Mit einem Gewicht von rund 80 Kilogramm zählt das Stammstück nicht nur zu den größten, sondern auch zu den beeindruckendsten Fossilien, die bislang in diesem Bereich geborgen wurden. Insgesamt förderten die Bauarbeiten zwischen 2017 und 2025 über 2.000 Fossilien und Mineralien zutage – jedoch ragt der Schachtelhalm als besonders außergewöhnlicher Höhepunkt unter diesen Funden heraus. Damit wird einmal mehr deutlich, welches wissenschaftliche Potenzial selbst in zunächst rein technischen Projekten verborgen liegen kann.

Damit zeigt sich einmal mehr: Geologie und Infrastrukturmaßnahmen können Hand in Hand gehen – und dabei faszinierende Einblicke in längst vergangene Erdzeitalter ermöglichen.

Ein Schachtelhalm wie aus einer anderen Welt

„Calamites gigas“ – der Name ist Programm: Mit heutigen Ackerschachtelhalmen hat der „Gigant“ nur den inneren Aufbau gemeinsam. Die Pflanze wuchs vor fast 300 Millionen Jahren in sumpfigen Auen, oft in dichten Beständen. Das Exemplar aus Imsweiler stand einst aufrecht im Flussschlamm, der über Jahrmillionen hinweg versteinerte. Zurück blieb ein steinernes Abbild der ursprünglichen Pflanzenstruktur, das nun erstmals öffentlich gezeigt wird.

Kulturelles Erbe sichtbar gemacht

„Dieser Fund ist ein beeindruckendes Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen Bauprojekten und Denkmalpflege“, betonte Innenstaatssekretärin Simone Schneider bei der feierlichen Eröffnung. Deshalb erhält das Fossil im „Schaufenster der GDKE“ im Landesmuseum Mainz nun einen prominenten Platz, wo es symbolisch für die Schätze steht, die unter der Oberfläche auf ihre Entdeckung warten.

Auch Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der GDKE, freut sich über den spektakulären Neuzugang. Denn der Erhalt solcher Naturdenkmäler sei Teil des Auftrags der GDKE. Zudem gebe dieses Fossil einzigartige Einblicke in das Leben vor Millionen von Jahren, wodurch seine Bedeutung für Forschung und Öffentlichkeit gleichermaßen unterstrichen werde.

Erdgeschichte in Mainz zum Anfassen

Dr. Thomas Schindler, Leiter der Erdgeschichtlichen Denkmalpflege bei der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, begleitete den Fund wissenschaftlich. Er untersuchte das Fossil mit großer Fachkenntnis und ordnete es paläobotanisch ein.
Er erklärt: „Die erhaltenen Strukturen sind Ausgüsse ehemaliger Markhöhlen. Sie zeigen den inneren Aufbau des Pflanzenriesen fast vollständig.“ Dank dieser besonderen Erhaltung gibt der Schachtelhalm einen seltenen und sehr anschaulichen Einblick in die Pflanzenwelt vergangener Erdzeitalter. Das Fossil ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Karbon- und Permzeit. In dieser Epoche prägten riesige Wälder und weite Sumpflandschaften das heutige Mitteleuropa.

Gerade deshalb lässt sich an diesem Fund die Entwicklung der Flora vor rund 300 Millionen Jahren besonders gut nachvollziehen. Er verbindet wissenschaftliche Genauigkeit mit visuellem Staunen – und macht Erdgeschichte lebendig und greifbar.

Das Schaufenster der GDKE: Kulturelle Vielfalt mitten in Mainz

Das neue Schachtelhalm-Exponat setzt die Reihe außergewöhnlicher Präsentationen im „Schaufenster der GDKE“ fort. Im Mittelpunkt steht ein faszinierendes Fossil.

Es bietet spannende Einblicke in die Erdgeschichte. Zugleich zeigt die Ausstellung, wie lebendig kulturelles Erbe in Rheinland-Pfalz vermittelt wird.

Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz, betont: „Wir wollen zeigen, wie vielfältig das kulturelle Erbe unseres Bundeslandes ist – und wie spannend Geschichte sein kann.“

Das Schaufenster der GDKE gibt regelmäßig Einblicke in die Arbeit der Generaldirektion Kulturelles Erbe. Dazu gehören drei Landesmuseen, die Landesarchäologie, die Denkmalpflege und die Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer.

Ein besonderer Tipp: Das spektakuläre Schachtelhalm-Fossil ist ab sofort im Landesmuseum Mainz zu sehen. Wer sich für Erdgeschichte, Paläobotanik oder Naturwunder interessiert, findet hier ein lohnendes Ziel – und eine eindrucksvolle Begegnung mit der Vergangenheit.

Artikelempfehlung: Spielplätze in Ingelheim werden erneuert