Universitätsmedizin Uniklinik Mainz

Universitätsmedizin Mainz: Ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Mainz hat neue wissenschaftlich bedeutende Erkenntnisse zur Entstehung und Behandlung der Autoimmunerkrankung Psoriasis (Schuppenflechte) gewonnen. Die Studie, die kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Nature Metabolism veröffentlicht wurde, zeigt: Die Fettsäureproduktion in Immunzellen spielt eine zentrale Rolle bei der Auslösung und Aufrechterhaltung entzündlicher Reaktionen bei Psoriasis.

Entdeckung der Uniklinik Mainz eröffnet neue Therapiemöglichkeiten

Diese Entdeckung eröffnet neue Möglichkeiten für eine gezielte und möglicherweise nebenwirkungsärmere Therapie der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung.

Im Fokus der Mainzer Forschung stehen sogenannte Gamma-Delta-T17-Zellen, eine spezialisierte Untergruppe der T-Zellen, die maßgeblich an der Überreaktion des Immunsystems bei Psoriasis beteiligt ist. Diese Zellen produzieren große Mengen des entzündungsfördernden Botenstoffs Interleukin-17A (IL-17A) und tragen so zur Entwicklung der typischen Hautveränderungen bei.

Das Team um Univ.-Prof. Dr. Tim Sparwasser, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Uniklinik Mainz, analysierte die Stoffwechselprozesse dieser Immunzellen im Detail. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass Gamma-Delta-T17-Zellen während der Entzündung eine metabolische Umprogrammierung durchlaufen. Entscheidender Treiber dieser Umstellung ist die sogenannte Fettsäuresynthese (Fatty Acid Synthesis, FAS) – ein Stoffwechselweg, der bislang in der Immunologie wenig beachtet wurde.

Durch die gezielte Blockade von Acetyl-CoA-Carboxylase 1 (ACC1), einem Schlüsselenzym der Fettsäuresynthese, konnte die IL-17A-Produktion in den Gamma-Delta-T17-Zellen deutlich reduziert werden. In präklinischen Modellen führte dieser Eingriff zu einer klaren Abschwächung der durch die Zellen vermittelten Entzündungsreaktionen.

„Bisherige Therapien bei Psoriasis setzen direkt an Interleukin-17A oder allgemein am Immunsystem an“, erklärt Prof. Sparwasser. „Unsere Studie zeigt erstmals, dass der zelluläre Stoffwechsel, insbesondere die Fettsäureproduktion, ein zentraler Hebel für die Steuerung der Entzündungsantwort ist. Das eröffnet neue Behandlungsoptionen – nicht nur für Psoriasis, sondern potenziell auch für andere Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.“

Psoriasis ist eine der weltweit häufigsten Hautkrankheiten

In Deutschland sind rund zwei Prozent der Bevölkerung betroffen. Die Erkrankung tritt häufig schubweise auf und geht mit geröteten, schuppenden Hautarealen, Juckreiz und Brennen einher. Die Lebensqualität der Betroffenen kann erheblich eingeschränkt sein. Trotz zahlreicher moderner Therapien gibt es weiterhin großen medizinischen Bedarf an innovativen, nebenwirkungsarmen Behandlungsansätzen.

Die Mainzer Forschungsarbeit wurde in enger Kooperation mit dem Forschungszentrum für Immuntherapie (FZI), dem Institut für Immunologie und dem Institut für Molekulare Medizin der Uniklinik Mainz durchgeführt. Die Studie wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen mehrerer Sonderforschungsbereiche (SFBs), darunter SFB/TR 156, SFB/TR 355 und SFB 1292, gefördert.

Ziel zukünftiger Forschungsarbeiten wird es sein, strategien zu entwickeln, mit denen sich die Fettsäuresynthese gezielt in T-Zellen blockieren lässt – ohne andere Zelltypen zu beeinträchtigen. Damit könnte ein völlig neuer Weg zur Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen etabliert werden, der auf den Stoffwechsel anstatt auf die generelle Unterdrückung des Immunsystems setzt.

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