Mit 18 das erste eigene Depot in der Hand – und dann? Eine aktuelle Untersuchung der Initiative Invest4Kids (I4K) zeigt, wie junge Erwachsene auf plötzlichen Geldzugriff reagieren. Das Ergebnis: Konsum ist häufig der erste Impuls, während langfristige Anlagepläne warten müssen.
Konsum vor Kapital: Junge Erwachsene und der schnelle Zugriff aufs Ersparte
Ob durch ein Depot zur Volljährigkeit, eine Erbschaft oder angespartes Geld von den Eltern: Wenn plötzlich eine fünfstellige Summe zur Verfügung steht, rückt bei vielen jungen Erwachsenen die nächste Investition in Sneakers oder Technik näher als ein Sparplan für später.
Laut der Invest4Kids-Studie fließen besonders Beträge zwischen 10.000 und 20.000 Euro oft zu einem beachtlichen Teil direkt in kurzfristige Konsumwünsche. Ganz oben auf der Liste: Mode, Mobilität und Freizeit. Die Studie zeigt aber auch: Das Interesse an langfristiger finanzieller Planung ist da – wird aber häufig vertagt.
„Ich spare später“ – Warum Jugendliche ihr Potenzial nicht immer nutzen
Das Spannende: Viele der befragten jungen Erwachsenen äußerten durchaus Interesse an Finanzthemen. Investitionen in ETFs, Fonds oder Krypto? Klar, aber „erst mal das neue MacBook“. Die Studienautoren sprechen in diesem Zusammenhang von einem typischen Verhalten bei sogenanntem „Windfall Money“ – also Geld, das plötzlich und unerwartet zur Verfügung steht.
Statt strukturiertem Vermögensaufbau dominiert dann die Idee, sich erst mal „etwas zu gönnen“. Dass dabei oft wertvolle Zeit für Zinseszins-Effekte oder Marktchancen verstreicht, ist vielen gar nicht bewusst – oder wird als „späteres Ich“-Problem betrachtet.
Einfluss von außen: Social Media und Peergroups setzen Prioritäten
Der Blick ins digitale Umfeld verstärkt diesen Trend. Laut Studie sehen viele Jugendliche Influencer, Freunde oder Lifestyle-Werbung als relevanten Einfluss auf ihr Kaufverhalten. Besonders auf TikTok, Instagram & Co. sind Trends oft nur einen Swipe entfernt – und mit ihnen der nächste Kaufimpuls.
Dabei unterschätzen laut I4K viele den psychologischen Effekt: Wer täglich neue Produkte in perfekt kuratierten Feeds sieht, fühlt sich schnell „im Rückstand“ – selbst dann, wenn die langfristige finanzielle Absicherung eigentlich wichtiger wäre.
Eltern sehen es kritischer – und wünschen sich klare Regeln
Besonders interessant: Eltern und Pädagogen beurteilen die Lage anders. 80 Prozent der befragten Lehrkräfte und 64 Prozent der Eltern erwarten, dass ohne klare Rahmenbedingungen zu viel Geld für kurzlebige Wünsche ausgegeben wird – auf Kosten strategischer Anlageziele.
Daher empfiehlt die Invest4Kids-Studie auch konkrete Maßnahmen: stufenweise Freigaben größerer Beträge, feste Sparquoten und frühzeitige Finanzbildung. Ziel ist es, dass Jugendliche lernen, Konsum und Kapitalplanung besser auszubalancieren.
Fazit: Es fehlt nicht an Interesse – sondern an Strukturen
Die Studie macht deutlich: Die Bereitschaft, sich mit Geldanlage zu beschäftigen, ist bei jungen Menschen durchaus vorhanden. Doch sie steht in direkter Konkurrenz zu sozialen Erwartungen, spontanen Bedürfnissen – und einem Mangel an konkreter Vorbereitung. Schutzmechanismen durch die Eltern, die Depots stufenweise freigeben bilden hier ein gutes Sicherheitsnetz für den Notfall.
Wer mit 18 plötzlich eine größere Summe zur Verfügung hat, braucht mehr als ein gutes Bauchgefühl. Die I4K-Studie liefert dafür wertvolle Denkanstöße – nicht nur für Eltern, sondern auch für Schulen, Banken und Plattformen.
Weitere Infos und den vollständigen Studienbericht gibt’s unter invest4kids.de/studie