Kreisklinik Groß-Gerau
Kreisklinik Groß-Gerau

Kreisklinik Groß-Gerau: Die finanzielle Lage der Stadt Rüsselsheim am Main hat ein besorgniserregendes Niveau erreicht. In einem Schreiben an den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung warnte das Regierungspräsidium Darmstadt kürzlich eindringlich vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit. Die städtische Haushaltslage gilt mittlerweile als historisch kritisch – eine Situation, die auch durch externe Belastungen weiter verschärft wird.

Besonders im Fokus steht dabei die finanzielle Beteiligung Rüsselsheims an der Kreisklinik Groß-Gerau. Oberbürgermeister Patrick Burghardt stellt nun öffentlich die Frage nach der Notwendigkeit, weiterhin Millionenbeträge in eine Klinik zu investieren, die seit Jahren ein Defizit erwirtschaftet – und das bei eigener tragfähiger Gesundheitsversorgung in der Stadt.

Haushaltskrise in Rüsselsheim: Belastungen steigen weiter

„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, erklärt Oberbürgermeister Patrick Burghardt. Rüsselsheim kämpft, wie viele Kommunen in Hessen, mit massiv unterfinanzierten Sozial- und Transferleistungen durch Bund und Land. Hinzu kommt die Entscheidung des Kreistags Groß-Gerau vom März 2025, die Kreisumlage ein weiteres Mal anzuheben – eine Maßnahme, die die Haushaltslage der Städte und Gemeinden zusätzlich verschärft. Rüsselsheim trägt dabei mit über einem Fünftel der Gesamtumlage eine erhebliche Last.

„Während wir in Rüsselsheim ein eigenes, leistungsfähiges Krankenhaus ohne Zuschüsse betreiben, finanzieren wir gleichzeitig jährlich mit über einer Million Euro die Defizite der Kreisklinik Groß-Gerau mit“, so Burghardt weiter. Aus seiner Sicht sei dieses Modell nicht mehr tragfähig – weder aus finanzieller noch aus versorgungspolitischer Sicht.

Rüsselsheimer Klinik als Modell der Effizienz

Die Stadt Rüsselsheim betreibt mit dem GPR Klinikum eine kommunale Einrichtung, die seit zwei Jahrzehnten ohne externe Zuschüsse wirtschaftlich arbeitet. Zudem gehört das GPR laut anerkannten Qualitätsmesssystemen zu den leistungsstarken Schwerpunktversorgern in Deutschland. Die Klinik übernimmt nicht nur die medizinische Versorgung der Rüsselsheimer Bevölkerung, sondern könnte nach Ansicht des Oberbürgermeisters auch weite Teile der Gesundheitsversorgung im Kreis Groß-Gerau abdecken.

„Wir leisten bereits einen bedeutenden Beitrag zur Versorgungssicherheit im Kreis, ohne dass wir die kreisweite Unterstützung erhalten, die andere Einrichtungen in Anspruch nehmen“, betont Patrick Burghardt.

Kreisklinik Groß-Gerau: Jährliches Defizit trotz Ausbau

Die Kreisklinik Groß-Gerau verzeichnet jährlich ein strukturelles Defizit in Höhe von fünf bis sechs Millionen Euro. Die im März 2025 veröffentlichten Einnahmen in Höhe von etwa 400.000 Euro aus der neuen Wahlleistungsstation wirken angesichts der Gesamtsituation kaum entlastend – zumal keine transparenten Angaben zu den Einrichtungskosten und dem laufenden Betrieb der Station vorliegen.

Patrick Burghardt sieht darin ein deutliches Signal: „Wir können uns keine Strukturen mehr leisten, die dauerhaft auf Zuschüsse angewiesen sind, während funktionierende Modelle wie in Rüsselsheim keine Berücksichtigung finden.“

Neuordnung der Krankenhauslandschaft gefordert

Im Zuge der bundesweiten Krankenhausreform fordert Rüsselsheims Oberbürgermeister nun eine grundsätzliche Neuordnung der stationären Versorgung im Kreis Groß-Gerau. Auch für weiter entfernte Kommunen im Südkreis sei mit dem Klinikum Darmstadt als Maximalversorger eine hochwertige medizinische Anbindung vorhanden. Die Verantwortung liege beim Kreis, eine moderne, wirtschaftlich tragfähige Klinikstruktur zu schaffen.

Angesichts der enormen Belastung für die Stadtkasse kündigt Patrick Burghardt an, die rechtliche Zulässigkeit der Finanzbeteiligung Rüsselsheims an der defizitären Kreisklinik Groß-Gerau juristisch prüfen zu lassen. „Ich trage Verantwortung für die Bürgerinnen und Bürger meiner Stadt“, betont er. „Ein ‚Weiter so‘ ist für uns keine Option.“

Langfristig werde die Kreisklinik auf kommunale Zuschüsse angewiesen bleiben – eine Bürde, die aus Sicht des Rüsselsheimer Oberbürgermeisters keine Kommune im Kreis tragen könne oder müsse.

Appell an den Kreis Groß-Gerau: Verantwortung übernehmen

Abschließend richtet Patrick Burghardt einen klaren Appell an die politischen Entscheidungsträger im Kreis: „Die Verantwortlichen im Kreis Groß-Gerau müssen sich der Realität stellen und die Zukunftsfähigkeit der Kreisklinik kritisch hinterfragen. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um die faire und sinnvolle Verteilung öffentlicher Mittel – im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger des Kreises.“

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