Tauben Bad Kreuznach: Seit 2006 setzt die Stadt Bad Kreuznach auf das tierschutzgerechte „Augsburger Modell“, um die Taubenpopulation in der Innenstadt zu kontrollieren. Die Methode basiert auf der kontrollierten Haltung von Tauben in speziellen Taubenschlägen. Dort werden sie regelmäßig gefüttert und ihre Eier gegen Kunsteier ausgetauscht, um die Fortpflanzung zu reduzieren.
Diese Maßnahme zeigt Erfolge: Während in den Jahren 2008 bis 2010 noch über 1000 Eier in den betreuten Schlägen gefunden wurden, liegt die Zahl aktuell bei nur noch 200 bis 400. Trotz dieser positiven Entwicklung ist der Rückgang der Taubenpopulation in der Innenstadt nicht so stark wie erhofft.
Ungenutzte Brutplätze und Fremdfütterung erschweren Regulierung
Zählungen haben ergeben, dass sich weiterhin größere Schwärme an bestimmten Orten sammeln – insbesondere auf dem Dach des Bahnhofsgebäudes und in der Umgebung des Salinenplatzes. Diese Tauben stammen offenbar nicht aus den kontrollierten Taubenschlägen, sondern brüten unkontrolliert an bislang unbekannten Orten. Ein weiteres Problem stellt die Fremdfütterung dar. Besonders am Europaplatz wurde eine nicht genehmigte Futterstelle entdeckt. Solche Fütterungen sind laut der Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Bad Kreuznach verboten. Sie haben den gegenteiligen Effekt der beabsichtigten Hilfe: Anstatt den Tauben zu helfen, verschlechtern sie deren Lebensbedingungen, da sie die unkontrollierte Vermehrung begünstigen und die Konkurrenz um Nahrung erhöhen.
Stadt bittet Bürger um Mithilfe
Um die Taubenpopulation weiterhin effektiv und tierschutzgerecht zu regulieren, ruft die Stadt Bad Kreuznach die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, unkontrollierte Brutplätze oder illegale Fütterungen zu melden. Hinweise auf Brutplätze lassen sich leicht erkennen, wenn Tauben regelmäßig in Öffnungen höher gelegener Gebäude ein- und ausfliegen. Oberbürgermeister Emanuel Letz und das Projektteam danken allen Bürgerinnen und Bürgern für ihre Unterstützung, um Bad Kreuznach sauber und gleichzeitig taubenfreundlich zu halten.
Die Geschichte der Stadttauben
Tauben haben eine lange Geschichte als Begleiter des Menschen. Früher wurden sie als Brieftauben in Schlägen gehalten und für Nachrichtenübermittlungen genutzt. Mit der Schließung vieler Taubenschläge nach dem Rückgang der Brieftaubenhaltung blieben die Vögel in den Städten zurück und passten sich der neuen Umgebung an. So entwickelten sich die heutigen Stadttauben, die sich bevorzugt in städtischen Gebieten niederlassen. Als gesellige Höhlenbrüter suchen sie Unterschlupf auf Dachböden vernachlässigter Gebäude. Dies führt nicht nur zu starken Verschmutzungen, sondern kann auch gesundheitliche Risiken bergen. Jede Taube produziert etwa 10 Kilogramm Kot pro Jahr, was erhebliche Auswirkungen auf die Bausubstanz von Gebäuden und die gesamte Innenstadt hat. Daher ist eine kontrollierte Regulierung der Taubenpopulation essenziell, um ein Gleichgewicht zwischen Tierschutz und Stadtpflege zu gewährleisten.