Es ist spät am Abend, die Straßen leeren sich, die Restaurants schließen und die meisten Geschäfte haben längst den Rollladen heruntergelassen. Doch in einer Nische der Stadt geht das Leben weiter: Die Rede ist von den Spätkaufs, besser bekannt als Spätis.
In Städten wie Frankfurt, Mainz und Wiesbaden sind sie längst mehr als nur ein Ort für den schnellen Getränkekauf – sie sind ein sozialer Treffpunkt, ein urbanes Phänomen und auch ein Spiegelbild des modernen Konsumverhaltens.
Was einst eine Berliner Institution war, hat längst seinen Weg ins Rhein-Main-Gebiet gefunden. Ob Studierende, Schichtarbeiter oder Nachtschwärmer: Der Späti ist eine Anlaufstelle für alle, die auch nach 22 Uhr noch unterwegs sind. Der folgende Artikel liefert spannende Einblicke.
Von Bier bis E-Zigaretten: Was wird in Spätis gekauft?
Die klassischen Produkte, die in Spätkaufs erworben werden, sind wohl bekannt: Bier, Softdrinks, Snacks, Tabakwaren und Hygieneartikel stehen auf den Einkaufslisten der Kundschaft ganz oben.
Doch das Konsumentenverhalten wandelt sich – und mit ihm auch das Sortiment. Immer häufiger tauchen neue Produkte in den Regalen auf, die den sich verändernden Bedürfnissen der Stadtbewohner entsprechen.
Ein gutes Beispiel für diesen Wandel sind moderne Rauchalternativen. Neben traditionellen Zigaretten bieten viele Spätis inzwischen auch E-Zigaretten und Vape-Produkte an, die gerade unter jüngeren Erwachsenen immer beliebter werden. Produkte wie Elfa, mit ihrer einfachen Handhabung und einem kompakten Design, sind besonders gefragt.
Treffpunkt, Zuflucht, Wirtschaftsfaktor – Die Rolle der Spätis in der Großstadt
Doch der Späti ist längst nicht nur eine Verkaufsstelle. Er ist ein Ort, an dem Menschen ins Gespräch kommen, an dem spontane Bekanntschaften entstehen und wo es möglich ist, sich für einen Moment aus der Hektik des Tages auszuklinken. Besonders in Stadtvierteln mit einer jungen und multikulturellen Bevölkerung sind Spätis ein fester Bestandteil des Soziallebens.
In Frankfurt etwa gibt es inzwischen eine Vielzahl von Spätis, die sich auf bestimmte Zielgruppen spezialisiert haben. Manche bieten vegane Snacks und Fair-Trade-Produkte an, andere setzen auf ein großes Sortiment an Craft-Bieren oder Spirituosen. In Mainz wiederum finden sich in den Spätis häufig regionale Produktsortimente, die neben dem üblichen Angebot auch lokale Weine oder kleine Delikatessen umfassen. Wiesbaden hingegen ist bekannt für seine Spätis mit einer gemütlichen Atmosphäre, in denen nicht nur kurz eingekauft, sondern auch länger verweilt wird.
Wirtschaftlich betrachtet sind Spätis ein wichtiger Bestandteil der Stadtökonomie. Gerade für kleinere Unternehmer bieten sie eine Chance, sich mit einem eigenen Laden erfolgreich selbstständig zu machen. Viele Betreiber sind seit Jahrzehnten im Geschäft und haben einen festen Kundenstamm. Doch gleichzeitig stehen sie aktuell vor großen Herausforderungen.
Herausforderungen: Lärm, Regulierung und steigende Kosten
So beliebt die Spätis bei den Nachtschwärmern auch sind, so kritisch werden sie häufig von den Anwohnern gesehen.
Der Lärm durch die Menschenansammlungen vor den Läden führt in einigen Vierteln immer wieder zu Konflikten. In Städten wie Berlin gibt es bereits strenge Regeln, die den nächtlichen Alkoholverkauf einschränken – eine Debatte, die auch in Hessen aufkommt. Gerade in Wohngebieten wird der Spagat zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Rücksicht auf die Nachbarschaft immer schwieriger.
Hinzu kommen steigende Betriebskosten. Strompreise, Mieten und Personalkosten machen es vielen Betreibern schwer, noch wirtschaftlich zu arbeiten. Dadurch, dass große Supermarktketten ihre Öffnungszeiten erweitern und zunehmend auch rund um die Uhr Lieferdienste anbieten, wird der Konkurrenzdruck auf die kleinen Spätis immer größer.
Zukunft der Späti-Kultur: Innovation oder Niedergang?
Dennoch zeigen sich viele Betreiber optimistisch. Einige setzen auf Digitalisierung, bieten Online-Bestellungen mit Abholung oder sogar eigene Lieferdienste an. Andere verwandeln ihre Läden in kleine Bars oder bieten Sitzgelegenheiten an, um den Späti zu einem noch attraktiveren sozialen Treffpunkt zu machen.
Auch politisch gibt es Initiativen, um die Spätkaufs als festen Bestandteil der urbanen Infrastruktur anzuerkennen und sie vor zu strengen Regulierungen zu schützen. In Frankfurt gab es zum Beispiel bereits Vorschläge, Spätis als kulturelle Einrichtungen einzustufen, um ihnen langfristig das Überleben zu sichern.