Bürgerinnen und Bürger haben sich an BYC-NEWS gewendet, weil sie mit Besorgnis den Zustand der Radwege betrachten. Auch fehlende Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und nicht vorhandene Ladestationen für E-Bikes mahnen die Mainzerinnen und Mainzern an. Ebenso das Befahren der Fußgängerzonen mit dem Fahrrad.

Per E-Mail erreichte uns die Beschwerde über die derzeitige Beschaffenheit der Radwege. Sie seien mitunter äußerst gefährlich und stellen eine erhebliche Gefährdung für alle Radfahrer dar. Insbesondere sind die Wege oft unzureichend markiert, von Schlaglöchern übersät und schlecht beleuchtet. Diese Mängel erhöhen das Risiko von Unfällen erheblich. Im persönlichem Gespräch berichtet ein Anwohner der Augustinerstraße, dass es fast unmöglich sei, mit dem Fahrrad einkaufen zu gehen, da es in der Nähe von Geschäften viel zu wenig Möglichkeiten gibt, das Rad sicher abzustellen und zu sichern.

Fahrrad als Fortbewegungsmittel der Zukunft

In den letzten Jahren hat das Fahrrad als umweltfreundliches und gesundes Verkehrsmittel an Bedeutung gewonnen. Viele Menschen nutzen das Fahrrad nicht nur für Freizeitaktivitäten, sondern auch für den täglichen Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen. Leider müssen wir feststellen, dass die Infrastruktur in Mainz dieser Entwicklung nicht ausreichend Rechnung trägt.

Parkmöglichkeiten für Fahrräder

Besonders in zentralen Bereichen der Stadt, wie der Innenstadt und der Altstadt, fehlen oft ausreichende und sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Dies führt dazu, dass viele Radfahrer gezwungen sind, ihre Fahrräder an ungeeigneten Stellen abzustellen, was nicht nur ein Ärgernis, sondern auch ein Sicherheitsrisiko darstellt.

Fahrradverbände regen an, dass die Stadt Mainz verstärkt in den Ausbau von Fahrradabstellflächen investiert. Dies könnte durch die Einrichtung neuer Fahrradständer an strategisch wichtigen Orten, die Schaffung von überdachten Abstellanlagen und gegebenenfalls die Einrichtung von Fahrradparkhäusern geschehen. Eine gut durchdachte Fahrradinfrastruktur trägt nicht nur zur Lebensqualität der in Mainz lebenden bei, sondern fördert auch die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel und reduziert den Autoverkehr in der Stadt.

Problem Fußgängerzone

Ein weiteres Problem sind die Radfahrer in den Fußgängerzonen. Die Bürgerinnen und Bürger fragen sich, warum hier nicht kontrolliert wird. Während der Recherchearbeiten wurde sogar ein Mitarbeiter von BYC-NEWS von einem Radfahrer, der mit hoher Geschwindigkeit in die Augustinerstraße fuhr, angerempelt und infolgedessen beschimpft und bedroht.

Stadt Mainz weist Kritik zurück

Darauf angesprochen, weist Ralf Peterhanwahr, Mitarbeiter der Pressestelle, der Stadt Mainz, die Kritik zurück. Die Kritik sei aus Sicht der Stadt Mainz schwer nachvollziehbar,

„Die Stadt Mainz investiert seit Jahren massiv in die Schaffung von Radbügeln an vielen Stellen des Stadtgebietes. Ebenso wurde vor wenigen Jahren eines der größten Fahrradparkhäuser Deutschlands mit 1100 Stellplätzen am Mainzer Hauptbahnhof geschaffen. Zudem ist hier auch ein Reparaturservice im Angebot. Des Weiteren sind alle Stellflächen für Fahrräder im Netz abrufbar.“

„Dass auch in Mainz Radfahrerinnen und Radfahrer in Fußgängerzonen das Rad nicht immer schieben, sondern fahren, ist ein Verhalten, das sich in vielerlei anderen Städten ebenso findet – bleibt aber nach unseren Erkenntnissen eher die Ausnahme. Das Verkehrsüberwachungsamt führt in Kooperation mit der Polizei immer wieder stichprobenartige Kontrollen an vielen Stellen der Stadt durch.“ – so die Stadt Mainz.

Einzelhändler haben Lösungsansätze

Nach Beschwerden mehrerer Einzelhändler hat BYC-NEWS beim Gewerbeverein Mainz-Neustadt (GVMN) nachgefragt. Vorstand Karsten Lange, hat inzwischen konkrete Lösungsansätze.

„Unter anderem wäre es wünschenswert, wenn die Fahrradbeauftragten der Stadt in Zusammenarbeit mit den Gewerbevereinen und der Wirtschaftsförderung eine Informationskampagne bei den Geschäftsleuten starten. Die Ladeninhaber brauchen einen Ansprechpartner, der ihnen sagt, wo sie Fahrradständer in der Nähe ihrer Geschäfte aufstellen dürfen. Die Stadt sollte sich mit prozentualen Zuschüssen beteiligen“ – so Karsten Lange, Vorstand beim GVMN.

Schrotträder müssen entsorgt werden

„Sogenannte „Fahrradleichen“, die viele Stellplätze an öffentlichen Fahrradständern blockieren, müssen mehr Beachtung finden. Hier muss die Stadt unbedingt durchgreifen und regelmäßig dauergeparkte Fahrräder entfernen. Nicht nur, nicht mehr verkehrsfähige Fahrräder. Auf keinen Fall dürfen Fahrradfahrer und Autofahrer gegeneinander ausgespielt werden. Fahrradständer auf Autoparkflächen aufzubauen, ist der falsche Weg. Den Geschäftsleuten ist es egal, ob ihre Kunden mit dem Fahrrad, mit dem Auto, mit dem ÖPNV oder zu Fuß zu ihnen kommen.“

Einzelhandel fordert mehr Kontrollen

„Auch erfolgen keinerlei Kontrollen von Radfahrern und Rollerfahrern, die in Fußgängerzonen und auf Gehwegen unerlaubt unterwegs sind. Das scheint ein Problem der personellen Ausstattung der Verkehrsüberwachung zu sein. Insbesondere ältere Menschen haben Angst davor, von Fahrrädern und insbesondere von Rollerfahrern verletzt zu werden. Diese Sorge muss ihnen genommen werden, wenn sie in der Altstadt oder Neustadt einkaufen gehen.“
Bei einer nicht repräsentativen Zählung wurden, an einem Montag, zwischen 15 und 16 Uhr, 39 Fahrrad- und E-Rollerfahrer, von BYC-NEWS gezählt. Neben dem generellen Fahrradfahrverbot in der Augustinerstraße, missachteten Einige zudem die Einbahnstraßenregelung.

ADFC Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club hat die Lage im Blick

BYC-NEWS befragte den ADFC und erhielt von Amelie Döres folgende Informationen per Mail: „Die Stadt Mainz hat in den letzten Jahren den Bestand an Radbügeln relativ gut ausgebaut, zumindest in der Innenstadt. In den Stadtteilen sieht es schlechter aus, je weiter man sich von der Innenstadt entfernt, desto weniger Radwege und Abstellmöglichkeiten gibt es. Auf der Internetseite der Stadt Mainz fehlt zudem eine Karte mit den Standorten.“ – (Anmerkung der Redaktion: Inzwischen gibt es eine solche Karte.) „Es werden in letzter Zeit auch verstärkt Abstellmöglichkeiten für Lastenräder ausgewiesen, allerdings fast ausschließlich im Innenstadtbereich.“

Mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger

„Radabstellanlagen können gut genutzt werden, um die Sicherheit der Radfahrenden zu erhöhen, insbesondere wenn im Kurvenbereich Autostellplätze wegfallen und dort Räder abgestellt werden. Über die großen und hohen SUVs kann man kaum hinwegsehen, vor allem Kinder und Jugendliche nicht. Das Entsorgen der Schrotträder an den Abstellanlagen hat sich verbessert, dennoch besteht erheblicher Optimierungsbedarf.“ – so der ADFC weiter.

Ladestationen für E-Bikes werden dringend benötigt

„Des Weiteren müssten im Bereich der Schulhöfe und Vereine, aber auch im Umfeld, viel mehr Radbügel aufgestellt werden. Dazu könnten auch nahegelegene Parkhäuser genutzt werden: Einige Stellflächen umwandeln, und schon kann man viele Räder unterbringen. Auch Doppelparker, also zwei Stockwerke. Die Auslastung der Parkhäuser ließe dies zu. Diese Stellplätze müssten jedoch am Eingang und in hellen Bereichen liegen und entsprechende Radabstellanlagen aufweisen. Immer mehr Schülerinnen und Schüler kommen auch in Mainz mit teuren E-Bikes zur Schule, für die dringend Ladestationen gebaut werden müssen. Vielleicht könnte man auch gegen ein kleines Entgelt einige Radabstellräume mit Schloss errichten. Die Parkhausgesellschaft der Stadt Mainz könnte hier einen pressewirksamen Imagegewinn in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit erzielen.“ – so die Einschätzung des ADFC.