In den letzten Jahren haben sich versenkbare Türgriffe zunehmend in der Automobilindustrie etabliert, angeführt von Innovatoren wie Tesla und gefolgt von traditionellen europäischen Herstellern wie Mercedes und BMW. Diese Designinnovation, die sowohl aus aerodynamischen als auch aus ästhetischen Gründen begrüßt wird, birgt jedoch eine potenzielle Gefahr, die erst in Notfallsituationen offensichtlich wird: die erschwerte Zugänglichkeit für Ersthelfer und Rettungskräfte.
Kritische Situationen beim Unfall
Versenkbare Türgriffe, die sich bei Fahrt oder Parken bündig in die Karosserie zurückziehen, können insbesondere für Laien eine erhebliche Herausforderung darstellen, wenn es darum geht, in kritischen Situationen, wie beispielsweise nach einem Unfall oder bei einem Fahrzeugbrand, schnell Zugang zum Fahrzeuginneren zu erlangen. Selbst professionelle Rettungsdienste stoßen auf Verzögerungen, wenn die Türen nicht unmittelbar zu öffnen sind. Dies kann wertvolle Sekunden kosten, die über Leben und Tod entscheiden können.
Trotz ihrer Popularität und ihres futuristischen Erscheinungsbildes wirft die Praktikabilität dieser Türgriffe im Notfall ernsthafte Fragen auf. Während einige Modelle eine manuelle Auslösung ermöglichen, setzen viele auf elektrische Mechanismen, die im Falle einer Unterbrechung der Stromversorgung, wie sie bei Unfällen häufig vorkommt, versagen können. Dies kann dazu führen, dass der Türgriff im entscheidenden Moment nicht zugänglich ist.
Crashtest
Die Crashtests des Euro NCAP, eines europäischen Konsortiums zur Bewertung von Fahrzeugsicherheit, umfassen zwar die Überprüfung der Türöffnungskräfte und automatischen Entriegelung nach einem Unfall, jedoch haben versenkbare Türgriffe in dieser Hinsicht bisher keine Mängel aufgewiesen. Dennoch gibt es Berichte über realweltliche Szenarien, in denen solche Griffe Probleme verursachten.
Der ADAC plädiert daher für eine mechanische Lösung für das Ausfahren der Türgriffe, um auch ohne Stromversorgung den Zugang zu gewährleisten. Doch selbst robuste, mechanische Griffe bieten keine absolute Sicherheit, da starke Verformungen der Karosserie die Türen blockieren können. In solchen Fällen könnte ein widerstandsfähiger, fixierter Griff zumindest eine bessere Chance bieten, die Tür unter schwierigen Bedingungen zu öffnen.
Weitere Probleme
Neben den äußeren Türöffnungen weist der Mobilitätsclub auch auf die Problematik elektrischer Türöffnungssysteme von innen hin. Fahrzeugeigentümer sollten sich und ihre Mitfahrer mit den Notentriegelungsmechanismen ihres Fahrzeugs vertraut machen. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme kann ein im Fahrzeug sicher verstauter Notfallhammer nützlich sein, obwohl auch dieser gegen moderne Verbundglasscheiben seine Grenzen hat.
Insgesamt unterstreicht die Diskussion um versenkbare Türgriffe die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes zwischen Designinnovation und Sicherheit. Während die Ästhetik eines Fahrzeugs zweifellos wichtig ist, sollte die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer immer Vorrang haben. Es bleibt abzuwarten, wie die Automobilindustrie auf diese Herausforderung reagieren wird, um sowohl die Designwünsche der Kunden als auch die unverzichtbaren Sicherheitsanforderungen zu erfüllen.